Der VfB Stuttgart siegt in Bukarest mit 5:1 und wahrt damit die Chance auf die Europa-League-Zwischenrunde. Die Partie in der StZ-Analyse.

Bukarest - Lange hat man sich beim VfB nach einer rauschenden Europapokal-Party gesehnt. Gestern Abend ist sie im 55 600 Fans fassenden, voll besetzten rumänischen Nationalstadion zur Realität geworden. Und so lagen sich die Mannen mit dem roten Brustring nach dem Schlusspfiff freudig erregt in den Armen, während die in Rot und Blau gekleideten Fans von Steaua Bukarest, die ihre Elf zunächst so heißblütig empfangen hatten, mit langen Gesichtern von dannen zogen.

 

Der VfB hat sich im Hexenkessel von Bukarest mit einer begeisternden Galavorstellung behauptet. Mit 5:1 siegten die stark auftrumpfenden Stuttgarter, die zur Halbzeit bereits mit 4:0 geführt hatten. „Meine Mannschaft hat mich heute begeistert“, resümierte der Stuttgarter Trainer Bruno Labbadia, während der Mittelfeldmann Christian Gentner ergänzte: „In unserem Spiel ging alles auf. Wir haben eiskalt zugeschlagen.“ Damit haben Labbadias Profis vor der letzten Gruppenpartie in der Europa League, dem Heimspiel am 6. Dezember gegen den bereits ausgeschiedenen FK Molde, mit nun acht Zählern als Zweitplatzierter der Gruppe E weiterhin einen Punkt mehr auf dem Konto als der Dritte FC Kopenhagen – und somit gute Chancen auf die K.o.-Phase der letzten 32 Mannschaften. Auch Gruppenplatz eins ist noch drin.

Shinji Okazaki für Ibrahima Traoré, dem es zuletzt an der nötigen Durchschlagskraft gemangelt hatte, das war verglichen mit dem 2:1-Bundesligasieg in Mönchengladbach die einzige Änderung in der Startelf des VfB. Erneut fiel der Innenverteidiger Georg Niedermeier mit einer Grippe aus – er wurde durch Maza ersetzt.

Nur die Bayern sind auswärts stärker

Elf von 16 möglichen Punkten hat der VfB bisher auswärts in dieser Bundesligasaison geholt, nur der FC Bayern ist hier in der Fremde noch stärker. Kein Wunder also, dass die Stuttgarter auch in der imposanten Arena Nationala von Bukarest, die erst im September 2011 eingeweiht wurde, sofort mit breiter Brust zu Werke gingen. „Wir wussten, dass wir offensiv gefordert sein werden“, sagte Bruno Labbadia, dessen Elf einen Traumstart erwischte.

Fünf Minuten waren gespielt, als Zdravko Kuzmanovic einen Eckball zentral vor das Steaua-Tor schlug. Dort stand Serdar Tasci sechs Meter vor dem gegnerischen Gehäuse völlig frei – und hatte keine Mühe, das Leder schulmäßig zur Stuttgarter 1:0-Führung ins Netz zu köpfen. Die Einstellung beim VfB stimmte also. Das Gästeteam ließ sich nicht von der Kulisse beeindrucken, kam gut in die Zweikämpfe und agierte angeführt vom umsichtigen Ballverteiler Christian Gentner sehr dominant.

Wenig später lagen sich die 600 mitgereisten VfB-Fans erneut in den Armen: Zdravko Kuzmanovic flankte von links, der Ball segelte quer durch den Strafraum der Rumänen – und als dann auch noch der Steaua-Torhüter Ciprian Tatarusanu daneben griff, hatte Martin Harnik wenig Mühe, am langen Pfosten stehend zum 2:0 einzuköpfen (18.). Die selbstbewusst und aggressiv aufspielenden Stuttgarter waren für ihr großes kämpferisches Engagement also gleich doppelt belohnt worden.

Harnik: „Einzug in die Zwischenrunde müssen wir in Stuttgart erledigen“

Aber es kam noch besser, als auch die beiden Japaner in der VfB-Equipe heiß liefen: Zunächst legte Shinji Okazaki quer auf seinen Landsmann Gotoku Sakai, der mit einem sehenswerten Volleyschuss ins linke Toreck traf – das 3:0 war Sakais erster Treffer im Trikot des VfB (23.). Acht Minuten später sagte der rechte Verteidiger dafür „Danke“, indem er auf Okazaki flankte, der per Kopf das 4:0 folgen ließ (31.).

Auch nach dem Wechsel verteilte die Heimelf des Ex-Bundesligaprofis Laurentiu Reghecampf weiter Einladungskarten zum Toreschießen. Shinji Okazaki nahm die nächste gerne an – und traf aus kurzer Distanz zum 5:0 (55.), ehe Mihai Costea das 1:5 gelang. Mehr als die zuletzt nur 15 000 Fans beim Heimspiel gegen Kopenhagen hatte sich der VfB für die letzte Partie gegen Molde da aber schon längst verdient. „Den Einzug in die Zwischenrunde müssen wir in Stuttgart erledigen“, bilanzierte Martin Harnik: „Das ist unsere Pflicht.“