Ein Überwintern des FSV Mainz 05 in der Europa League wird immer unwahrscheinlicher. Die Mannschaft von Martin Schmidt zahlt in Anderlecht kräftig Lehrgeld und benötigt nun in St. Etienne unbedingt einen Sieg.

Anderlecht - Nach haarsträubenden Fehlern droht dem FSV Mainz 05 in der Gruppenphase der Europa League das Aus. Die Rheinhessen kassierten am Donnerstag eine peinliche 1:6 (1:2)-Niederlage beim belgischen Fußball-Rekordmeister RSC Anderlecht und stehen mit nur fünf Punkten nun gehörig unter Druck. Schon eine Niederlage im nächsten Spiel beim französischen Club AS St. Etienne am 24. November würde das Ende der Europacup-Träume bedeuten.

 

Bei dem Großteil der Gegentore von Nicolae Stanciu (9. und 41. Minute), Youri Tielemans (62.), Lukasz Teodorczyk (89. und 90.+4 per Handelfmeter) sowie Massimo Bruno (90.+2) leisteten die Mainzer kräftig Schützenhilfe. Erst ließ sich Torhüter Jonas Lössl bei einer verunglückten Flanke des Rumänen überraschen, so dass der Ball im kurzen Eck einschlug. Dann leistete sich Suat Serdar vor dem zweiten Tor Stancius einen kapitalen Fehlpass. Beim dritten Treffer kam es zu einer Slapstick-Einlage von Leon Balogun und Giulio Donati, die den Ball direkt in die Füße von Torschütze Tielemans spielten. Beim Kopfball von Teodorczyk (89.) und dem Tor von Bruno war die Mainzer Hintermannschaft ebenfalls nicht auf der Höhe. Den zwischenzeitlichen Ausgleich besorgte Pablo de Blasis (15.), der Anfang der Woche noch Vater geworden war.

„Wir sind nicht hier, um einen Punkt zu holen, sondern wir wollen das Spiel gewinnen“, lautete die klare Zielvorgabe von 05-Trainer Martin Schmidt. Umso verärgerter dürfte Schmidt gewesen sein, wie fahrlässig seine Mannschaft vor 15 000 Zuschauern das Spiel im Constant-Vanden-Stock-Stadion anging. In einem hektischen Spiel leisteten sich die Mainzer - wie auch der verunsicherte Gegner - viele Ballverluste. Dazu spielten die Gäste ihre Konter nicht sauber aus.

Zum Schluss zeigte der FSV Auflösungserscheinungen

Schon nach drei Minuten wurde es für die Mainzer erstmals gefährlich, als Alexandru Chipciu den Ball ans Außennetz setzte. Danach kam der Bundesliga-Neunte eigentlich besser ins Spiel und durch Jhon Cordoba auch zur ersten Chance (9.), doch der Patzer von Lössl machte Schmidts Matchplan erst einmal zunichte.

Sicherheit durch den Führungstreffer erlangten die Belgier unter den Augen von Radsport-Legende Eddy Merckx aber nicht. So behinderten sich Olivier Deschant und Serigne Kara Mbodji gegenseitig, wodurch der neu ins Team gerückte Karim Onisiwo zu einer guten Gelegenheit kam. Doch der Offensivspieler, der ebenfalls gerade erst Vater geworden war, suchte zu überhastet den Abschluss (11.).

Zwei Minuten später war es aber doch passiert, und wieder half Anderlecht mit. Eine unfreiwillige Kopfball-Vorlage von Emmanuel Sowah Adjei landete direkt bei de Blasis, der aus kurzer Entfernung traf. In dieser Phase zeigte sich, dass die Mannschaft des früheren Nürnberg-Trainers René Weiler in einer sportlichen Krise steckt. Erst am Wochenende hatte sich der Club beim Abstiegskandidaten Waasland-Beveren trotz 90-minütiger Überzahl (1:2) blamiert. Wie gut für die Belgier, dass die Mainzer auch beim zweiten Gegentor mithalfen, als Serdar viel zu überhastet den Ball wieder verlor.

Durch die vielen Fehler kam es immer wieder zu Tormöglichkeiten auf beiden Seiten - auch im zweiten Durchgang: Erst scheiterte Chipciu an Lössl (49.), auf der Gegenseite vergab de Blasis eine gute Gelegenheit (51.). Treffsicherer zeigte sich der 19-jährige Tielemans, der im Visier mehrerer europäischer Top-Clubs steht und das Geschenk der Mainzer Hintermannschaft dankbar annahm. Bezeichnend für den FSV-Auftritt war die Szene, als Cordoba den Ball aus zwei Metern nicht im Tor unterbringen konnte (72.). Zum Schluss zeigte der FSV Auflösungserscheinungen.