Der Stadt liegt eine Bauvoranfrage für das letzte Hochhausgrundstück im A1-Areal vor. Zwischen Bahnhof und Milaneo könnte neben dem Cloud No 7 bald der nächste Turm voll teurer Wohnungen in den Himmel ragen.

Stuttgart - Zwischen Bahnhof und Milaneo könnte neben dem Cloud No 7 bald ein weiteres Hochhaus voller teurer Wohnungen in den Himmel ragen. Für Baufeld fünf zwischen Einkaufszentrum, Stadtbibliothek und Heilbronner Straße liegt der Verwaltung nach Informationen der Stuttgarter Zeitung eine Bauvoranfrage des Investors Strabag vor, der bereits an der Finanzierung des Milaneo beteiligt war. Die Aussicht auf weitere Luxusapartments hat Unmut ausgelöst.

 

Der mutmaßliche Bauherr und auch die Deutsche Bahn als Verkäuferin des Grundstücks wollen sich mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht offiziell äußern. Nach der Vergabepraxis gefragt, also nach den Beweggründen, die beim Verkauf ausschlaggebend sind, erklärt ein Bahn-Sprecher: Man werde an den Bieter verkaufen, der das lukrativste Angebot macht. Dieses müsse auf einem realistischen Konzept beruhen. Das bedeutet, die Bahn will sichergehen, dass der Käufer des Areals am Ende tatsächlich bauen und somit mit großer Wahrscheinlichkeit auch bezahlen kann. Aus Bahnkreisen wird berichtet, dass Interessenten ihr Konzept daher vor Vertragsabschluss mittels einer Bauvoranfrage bei der Stadt absichern lassen. Die Verwaltung äußert sich nicht zu den Namen von Antragstellern, bestätigt aber, dass eine Bauvoranfrage für das Grundstück vorliegt.

Der Preis des Grundstück ist hoch

Mit Blick auf das letzte Hochhausgrundstück auf dem A1-Areal wurde in der Vergangenheit bereits über die enormen Bodenpreise diskutiert. Sowohl Tobias Fischer, Bauherr des Cloud No 7, als auch die FAY Projects GmbH, Bauträger des Bürokomplexes Europe Plaza, ebenfalls im Europaviertel, hatten sich um Baufeld fünf bemüht. Beide haben Absagen von der Bahn erhalten. Begründung: es gebe lukrativere Angebote. Zum Vergleich, Fischer hatte mehr als zehn Millionen Euro für das Grundstück seines Luxushochhauses bezahlt. Für das ähnlich große Baufeld fünf sollen nach StZ-Informationen nun Angebote jenseits von 18 Millionen Euro im Raum stehen, Angebote von 13 Millionen Euro soll die Bahn mit der Aussage abgewiesen haben, man müsse sich auf die lukrativen Bieter konzentrieren.

Aufgrund des hohen Grundstückspreises liegt die Vermutung nahe, dass der Käufer von Baufeld fünf teure Wohnungen bauen wird, damit sich seine Investitionen rechnen. Immobilienexperten sprechen von zu erwartenden Quadratmeterpreisen von 12 000 Euro im Schnitt. Die teuerste Wohnung im Cloud No 7 wurde jüngst für rund 14 000 Euro pro Quadratmeter verkauft. Interessant ist, dass die Stadt Wohnungsbau auf dem Gelände per Sondererlaubnis ausdrücklich genehmigen muss, da es sich nicht um ein Wohngebiet handelt. „Wohnungen würden wir hier begrüßen“, erklärt aber der Stadtsprecher Sven Matis. Das bietet Potenzial für einen politischen Konflikt. Als die ersten Informationen über die hohen Quadratmeterpreise an die Öffentlichkeit drangen, haben die Grünen im Gemeinderat einen entsprechenden Antrag gestellt. Ihre Sorge: es könnten kalte Betten entstehen – also Wohnungen, die aufgrund der hohen Preise nicht bewohnt, sondern als reine Spekulationsobjekte gehandelt werden.

Baustart Mitte 2017 erwartet

Die Verwaltung hält diese Befürchtung offenbar für unbegründet. Dies sei ein Thema für London oder Shanghai und nicht für Stuttgart, hieß es dazu in einer nichtöffentlichen Sitzung des Wirtschaftsausschusses. Ob Strabag am Ende den Zuschlag bekommen wird, ist noch nicht sicher. Offenbar waren die Unterlagen des Investors, die der Stadt vorgelegt wurden, zunächst nicht vollständig. Der potenzielle Bauherr ist im Europaviertel im Übrigen kein Unbekannter. „Von der Entwicklungsphase bis zur Fertigstellung haben die Partner Strabag-Real-Estate und ECE das Shoppingcenter Milaneo gemeinsam finanziert“, berichtet der Unternehmenssprecher Timo Haep. Die Bahn erklärt auf Anfrage: mit einer Entscheidung zum Verkauf von Baufeld fünf sei Ende dieses Jahres zu rechnen, der Baustart könnte dann Mitte 2017 folgen.