Der Gemeindesaal der Brenzkirche ist nun nach Dora Veit benannt. Eberhard, Brigitte und Fritz Röhm haben außerdem eine Broschüre über das bewegte Leben der früheren Kirchengemeinderätin zusammengestellt.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

S-Nord - Dora Veit würde sich freuen, dass der Gemeindesaal nach ihr benannt ist“, ist sich Brigitte Röhm sicher. Im Gespräch über eine verstorbene Bekannte und deren Nachruf habe Dora Veit einst gesagt: „So einen Nachruf hätte ich auch einmal gerne.“ – „Und nun hat sie sogar mehr als das“, sagt Brigitte Röhm: Am vergangenen Freitag hat die Nordgemeinde den Gemeindesaal der Brenzkirche am Kochenhof in Dora-Veit-Saal umbenannt.

 

Zu Veits Leben ist eine Broschüre erschienen, in der Brigitte Röhm, ihr Mann Fritz und dessen Bruder Eberhard persönliche Erinnerungen und historische Fakten zusammengetragen haben. Veit wurde 1912 in Stuttgart geboren und wuchs als Kind jüdischer Eltern auf. Der Vater war der Teilhaber der Firma Veit und Co., einer Herren- und Sportkleidungsfabrik. Die Familie wohnte an der Relenbergstraße 66, Veits Bruder Hans wurde zwei Jahre nach ihr geboren. Mit 20 ließ sie sich als einzige in ihrer Familie taufen.

Die Eltern kamen im KZ um

Nach den Nürnberger Rassegesetzen von 1935 galt Dora Veit trotz ihrer Taufe als „Volljüdin“. So durfte sie nicht als Jugendwohlfahrtspflegerin im öffentlichen Dienst arbeiten. Weitere Repressalien der Nationalsozialisten folgten, der Vater musste das Familienunternehmen verkaufen, Veits Bruder Hans verlor seine Stelle und emigrierte 1936 nach Südafrika. Auch Dora Veit verließ Deutschland, 1939 in Richtung England. Ihre Eltern wurden 1942 vom Sammelort am Killesberg nach Theresienstadt verschleppt, dort wurden beide ermordet. An sie erinnern seit 2007 zwei Stolpersteine vor dem Haus Relenbergstraße 66.

Veit wollte am Wiederaufbau Deutschlands mitwirken

Dora Veit kehrte 1946 nach Deutschland zurück. Sie „war entschlossen, irgendeine Aufgabe in ihrer heimischen Landeskirche zu übernehmen und so zum Wiederaufbau und zur Erneuerung Deutschlands beizutragen“, schreibt der Historiker Eberhard Röhm in der Broschüre. Sie war als Religionslehrerin am Heidehof- und am Hölderlingymnasium tätig. Das Gartengrundstück der Eltern am Fleckenweinberg konnte sie im Rahmen der Wiedergutmachung zurückkaufen, dort baute sie ihr Haus. „Da sie selbst ausgegrenzt war, duldete sie keinen Zaun um ihr Grundstück“, erinnert sich Brigitte Röhm. In der Brenzgemeinde wurde Veit 1977 zur Kirchengemeinderätin gewählt, unter anderem engagierte sie sich für Jugendliche und begründete regelmäßige Gesprächsabende. Daraus hat sich die bis heute stattfindende Reihe „Impuls – zur Verantwortung von Christen in Kirche und Gesellschaft“ entwickelt. 1988 starb Dora Veit an Krebs.

„Dora Veit war eine wichtige Person in der Gemeinde, und an solche Leute wollen wir erinnern“, erklärt Pfarrer Karl-Eugen Fischer. „Der Gemeindesaal ist der wichtigste Raum im Haus – keine Frage, dass wir ihn nach ihr benennen.“