Die Botnanger Gemeinde hat kürzlich im Rahmen eines Gottesdienst-Forums neue Wege aufgezeigt.

Botnang - Lust auf Kirche machen. Das hat sich die evangelische Gemeinde in Botnang vorgenommen. Neue Gottesdienstformen sollen dabei helfen, dass wieder mehr Menschen Gefallen an der Kirche und ihren Angeboten finden.

 

Die Zahlen sprechen für sich: Allein im Jahr 2012 haben 11 600 Christen in Baden-Württemberg der evangelischen Kirche den Rücken zugewandt. Und auch in Botnang hat man in den vergangenen Jahren Mitglieder verloren. Anfang der 1980er Jahre verzeichnete die Gemeinde 6000 Mitglieder, derzeit sind es nur noch rund 4500. Eine erste Konsequenz daraus hat man in Botnang schon gezogen. „Wir sollen künftig mit einem statt mit zwei Kirchengebäuden auskommen“, sagte Pfarrer Karl Hardecker im Vorfeld einer Gemeindeversammlung, die vor rund zweieinhalb Jahren stattgefunden hat.

Wenige Tage später stand dann fest, welches Gotteshaus aufgegeben werden soll. Mit einer deutlichen Mehrheit sprachen sich die Mitglieder für den Erhalt der Auferstehungskirche aus. Somit war klar: Das Gelände am Fleckenwaldweg, rund um die Nikodemuskirche mitsamt dem Gemeindezentrum, soll verkauft werden – aber nicht von heute auf morgen. Die Kirchengemeinde hat sich vorgenommen bis zum Jahr 2030 die Immobilie veräußert zu haben. Obwohl kein Grund zur Eile besteht, ist die aktuelle Situation für Pfarrer Hardecker unbefriedigend: „Wir sind eigentlich schon weit im Prozess, haben den Rückhalt der Gemeindemitglieder, aber bei der praktischen Umsetzung hakt es.“ Zunächst einmal wolle man einen neuen Standort für das Gemeindezentrum finden, ehe der Verkauf vorangetrieben werde. „Wir haben ein Grundstück im Auge, das uns allerdings nicht gehört“, sagt Hardecker. Dabei dürfte es sich um eine Fläche an der Regerstraße handeln, die größtenteils von einer Rohrreinigungsfirma angemietet ist. Der Botnanger Pfarrer wollte das auf Nachfrage nicht bestätigen. Er hoffe aber, dass man in den kommenden fünf bis sechs Jahren bei diesem Projekt erhebliche Fortschritte machen werde.

Botnanger sollen weiter mitgestalten

An anderer Stelle in der Gemeinde hat der Entwicklungsprozess schon eingesetzt. Seit einigen Monaten bietet die evangelische Kirche in Botnang verschiedene Gottesdienstformen an. Freitagabend um 19 Uhr finden unter anderem Taizé-Gebete statt, die sich durch ihre ruhigen und meditativen Formen auszeichnen. Rund 15 Botnanger würden regelmäßig an diesen Gottesdiensten teilnehmen.

Wesentlich mehr Zuspruch erfahre dagegen das politische Abendgebet. Bis zu 40 Interessierte würden dieses Angebot wahrnehmen – je nach Thema. Die Situation in der Ukraine sei ebenso im Fokus eines Gottesdienstes gestanden wie die terroristische Gruppierung Boko Haram, die in Nigeria ihr Unwesen treibt. Filme würden gezeigt oder Bücher vorgestellt.

Im Rahmen des dreitägigen Gottesdienst-Forums, das vor kurzem stattgefunden hat, wurden nun alle neuen Formen noch einmal vorgestellt. „Es war sehr bereichernd“, sagt Pfarrerin Carola Münd. „Das Forum wurde sehr positiv aufgenommen. Es war eine schöne Erfahrung.“ Viele Menschen hätten im Vorfeld am Inhalt der Gottesdienste gearbeitet und sie vorbereitet. Herausgekommen seien dabei teilweise künstlerische und theaterpädagogische Elemente, die sehr gut angekommen seien. Man habe gesehen, dass aktive Gottesdienste gefragt seien und werde auch künftig weiter darauf setzen, dass die Botnanger mitgestalten.