An sechs Abenden will der Pfarrer Dieter Kümmel die Bürger über den Koran und seine Gemeinsamkeiten zur Bibel informieren. Ziel ist es, den Charakter des Werkes zu verstehen und Vorurteile abzubauen.

Zuffenhausen - Der Islam, das hat Ex-Bundespräsident Christian Wulff einmal gesagt, gehöre zu Deutschland. Diese Aussage scheint sich in Zeiten ständig steigender Flüchtlingszahlen immer mehr zu bewahrheiten. Nur: Was wissen die Deutschen eigentlich vom Islam beziehungsweise vom Koran? Einblicke bringen könnte die „Koran-Lektüre“, die die evangelische Kirchengemeinde an sechs Abenden anbietet. Start der Reihe ist am morgigen Donnerstag, 29. Oktober, um 19 Uhr im Konfirmandenraum der Pauluskirche.

 

„Für mich beruht die Beschäftigung mit dem Koran auch auf persönlichem Interesse“, sagt Pfarrer Dieter Kümmel, der die Reihe leiten wird. Dieses Interesse sei nicht zuletzt der Situation in Zuffenhausen geschuldet, wo es viele muslimische Mitbürger gebe. Seit fünf Jahren, so berichtet Kümmel, habe die evangelische Kirchengemeinde einen intensiven Kontakt zur islamischen Gemeinde. Regelmäßig gebe es gemeinsame Veranstaltungen, die nächste findet am Samstag, 14. November statt, wenn Mitglieder der islamischen Gemeinde beim Kirchenschmaus kochen werden.

Vorurteile sollen abgebaut werden

Zum Start der Reihe steht nach einer kurzen Einführung die „Bedeutung des Koran“ im Mittelpunkt. Eine vorherige Lektüre ist laut Kümmel hilfreich, aber nicht zwingend erforderlich. Textliche Grundlage ist die Übersetzung von Max Henning, die es vom Reclam-Verlag gibt. Am besten sei es, eine eigene Ausgabe mit zu den Lesungen zu bringen, aber auch das sei nicht zwingend notwendig. Kümmel möchte keine Monologe halten oder die Besucher mit geballtem Wissen bombardieren. Vielmehr geht es ihm darum, Impulse zu setzen und Denkanreize zu schaffen. Ziel sei es, den Charakter des Werkes zu verstehen und Vorurteile abzubauen. Abgeschlossen werden soll die Reihe im April 2016 mit einen Besuch in der Zuffenhäuser Moschee.

Der Koran, das betont Kümmel, sei ein Buch, das sich auch mit der Bibel auseinandersetze. Biblische Gestalten wie Abraham, Adam, Noah, Jakob und auch Jesus würden darin eine Rolle spielen. Und im Koran, so Kümmel, ginge es ebenso um Barmherzigkeit, aber auch um Gewalt, wie in der Bibel. „Ich lese den Koran historisch-kritisch“, beschreibt der Pfarrer seine eigene Herangehensweise.

Bereits nach den Anschlägen auf das World-Trade-Center im Jahr 2001 hatte Kümmel eine ähnliche Veranstaltungsreihe in Zuffenhausen angeboten. Damals hätte es eine überraschend große Resonanz gegeben, die Abende seien harmonisch und vorurteilsfrei abgelaufen. „Wie können wir uns als evangelische Kirchengemeinde beim Thema Flüchtlinge einbringen?“, vor diesem Hintergrund habe er sich entschieden, das Thema Koran wieder aufzugreifen. Ansatz sei, sich mit der heiligen Schrift des Islam zu beschäftigen und zu versuchen, vor Ort aufeinander zuzugehen, voneinander zu lernen und zwischen den verschiedenen Religionen Frieden zu stiften. Einfache Lösungen gebe es freilich nicht. Vielmehr müsse man sich bewusst sein, dass für viele Fragen verschiedene Antworten und Wege möglich seien.