Eigentlich sollte die Kampagne „Gräbele g’sucht“ längst beendet sein. Doch immer noch fehlen Schlafplätze. Es bleiben zwei Wochen für 2500 Betten. Warum ist die Suche so schwer?

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Die Privatquartierkampagne „Gräbele g’sucht“ für den Deutschen Evangelischen Kirchentag im Juni droht ihr angepeiltes Ziel zu verfehlen. Eigentlich sollten die 10 000 privaten Schlafplätze bis Ende März zusammengekommen sein. „Das war wohl etwas optimistisch“, sagt die für die Unterbringung zuständige Abteilungsleiterin beim Kirchentag, Julia Junge. So schwer sei es noch nie bei einem Kirchentag gewesen, die Plätze zusammenzubekommen.

 

7551 Betten sind es Stand Dienstag bisher, die sich auf 3215 Gastgeber verteilen. Ende April soll die Kampagne nun endgültig beendet werden. Es bleiben also noch zwei Wochen für 2500 Schlafplätze. Angesichts dessen, dass die Kampagne seit dem 19. Januar läuft, ist das ein Kraftakt.

1999 ist alles bestens gelaufen

Beim Kirchentagsteam räumt man ein, nicht davon ausgegangen zu sein, dass die Suche derart zäh werden würde. Stuttgart nehme schließlich für sich in Anspruch, eine gastfreundliche, offene Stadt zu sein, sagt Julia Junge. Ausgesprochen positiv waren auch die Erfahrungen aus der Vergangenheit: 1999, als das Großereignis das letzte Mal in der baden-württembergischen Landeshauptstadt stattfand, habe man alle Betten bereits nach der Hälfte der anvisierten Zeit zusammengehabt.

In ihrer Not haben die Verantwortlichen den Radius rund um Stuttgart sogar noch einmal leicht ausgedehnt. Auch in Weil der Stadt werden nun Menschen privat untergebracht – ursprünglich sah man diese Entfernung als zu weit an. Zwar mussten die Organisatoren auch in Hamburg und Dresden, den letzten beiden Kirchentagsorten, die Kampagne verlängern – allerdings, weil die Zahl der Anmeldungen so hoch war, dass jeweils 12 000 Schlafplätze benötigt wurden, die auch zusammenkamen. „Für Stuttgart brauchen wir tatsächlich 10 000, nicht mehr“, sagt der Kirchentagssprecher Alexander Matzkeit. Ende April sei wirklich „die finale Deadline“. Sonst schaffe man es zeitlich nicht mehr, alle Schlafplätze zu verteilen, erklärt er.

Ein Bett im Wohnzimmer reicht aus

Einen Plan B gibt es im Kirchentagsteam angeblich nicht. Bisher sei es immer gelungen, die anvisierten Plätze zusammenzubekommen, sagt Julia Junge. Als Schlafplatz seien eine Matratze im Wohnzimmer oder ein Schlafsofa ausreichend. „Wir freuen uns über ein kleines Frühstück, aber auch das ist kein Muss“, sagt sie. Die Gastgeber können vorab mit ihren Gästen sprechen oder schreiben. „Wir vermitteln die Kontakte im Vorfeld“, berichtet Junge.

An mangelnder Werbung liegt es sicherlich nicht, dass die Kampagne ins Stocken geraten ist. Überall in der Stadt hängen die weiß-roten Plakate mit dem Slogan „Gräbele g’sucht“. „Wir hatten höhere Erwartungen“, sagt der Privatquartierbeauftragte Heinz Morhard, der in Mühlhausen mit seinem Team Werbung gemacht hat. Sie hätten zu viert alles gegeben, offensichtlich könne man nicht viel mehr bewegen. 30 Betten haben sie zusammen – vorwiegend bei älteren Menschen, die schon positive Kirchentagserfahrung gemacht haben. „Notfalls müssen wir selbst noch ein bisschen Platz machen“, sagt Morhard.

Pfingstferien als Konkurrenz zum Kirchentag

Mit 147 Plätzen kann die besonders große Vaihinger Gemeinde die meisten Gräbele vorweisen. Der Vaihinger Quartierbeauftragte Martin Pomplun-Fröhlich glaubt, dass die Pfingstferien das Problem sind, warum die Schlafplätze noch nicht zusammen sind. „Sie sind eine starke Konkurrenz für den Kirchentag“, sagt der Diakon.