Wechsel an der Spitze des größten Sportfachverbandes der Welt: DFB-Präsident Theo Zwanziger geht - und rechnet nochmal mit seinen Kritikern ab.  

Frankfurt/Main - Sein Büro in der DFB-Zentrale hat Theo Zwanziger schon längst und ziemlich geräuschlos geräumt. Beim Bundestag am Freitag in einem Frankfurter Flughafen-Hotel darf der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes nochmal auf großer Bühne seinen Abschied zelebrieren: Der 66-jährige Jurist aus Altendiez übergibt das Spitzenamt beim größten Sportfachverband der Welt an Wolfgang Niersbach. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern Egidius Braun und Gerhard Mayer-Vorfelder wird Zwanziger künftig nicht als Ehrenpräsident im DFB-Präsidium sitzen, wie er in einem Interview erklärte. Bis 2015 will er aber in der FIFA-Exekutive bleiben.

 

Die operativen Geschäfte beim DFB hat bereits der bisherige Generalsekretär Niersbach übernommen. Die internationale Fußballpolitik macht Zwanziger künftig von seinem Haus in Altendiez und einem Bürozimmer beim Fußballverband Rheinland in Koblenz aus: Dafür muss der DFB nur 200 Euro Miete bezahlen.

Zwanziger will - „wenn ich gesundbleibe“ - sein Amt in der Exekutive des Weltverbandes FIFA bis 2015 ausüben. Auf europäischer Ebene ist der Stabwechsel mit dem international bestens vernetzten Niersbach bereits für 2013 geplant. „Ich habe versucht, bei der UEFA bereits dieses Jahr einen Wechsel herbeizuführen, das war nicht möglich“, sagte Zwanziger. „Also wird Wolfgang Niersbach im kommenden Jahr für die UEFA-Exekutive kandidieren.“

"Oft auch allein gelassen"

Der seit 2006 alleine amtierende DFB-Präsident kritisierte vor seinem Abgang, dass nicht andere Vertreter aus dem Profifußball Verantwortung in internationalen Gremien übernommen haben. Seine Erfahrung: Wenn man mal drin sei im Weltverband, „wird man oft auch alleine gelassen“, sagte er. „Mancher Kommentar zur FIFA, beispielsweise auch von Uli Hoeneß, hat dem deutschen Fußball nicht geholfen. Es ist immer einfacher, nur darüber zu reden als selbst Verantwortung zu übernehmen.“ Überhaupt sei so manches, was der Präsident des FC Bayern München im Blätterwald verbreitet habe, „respektlos“.

Man hätte die Position in der FIFA auch mit einem starken Vertreter in der Liga besetzen können, so Zwanziger. Für den Posten waren auch Ligapräsident Reinhard Rauball und Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge im Gespräch. „Kaum hatte ich mich dazu bereit erklärt, kam die WM-Vergabe nach Katar und die Wiederwahl von Sepp Blatter - und wer war an allem Schuld? Der Theo Zwanziger. Der habe das korrupte System bei der FIFA unterstützt, hieß es“, beklagte sich Zwanziger. Das sei nicht in Ordnung.

Von Blatter zurückgepfiffen

Für seine Kritik an der Vergabe der Fußball-WM 2022 nach Katar ist Zwanziger von FIFA-Präsident Joseph Blatter Zwanziger zurückgepfiffen worden. Er bleibt aber dabei, „das ein Land, das halb so groß wie Hessen ist, nicht Ausrichter einer Fußball-Weltmeisterschaft sein kann“. Künstliche Produkte für eine Weltmeisterschaft halte er für Fans nicht für verantwortbar. „Das habe ich immer gesagt, das ist meine Meinung. Und dabei bleibe ich.“

Zwanziger wird künftig auch nicht mehr zu Präsidiumssitzungen in die DFB-Geschäftsstelle in die Frankfurter Otto-Fleck-Schneise zurückkehren. Die Satzung, die er 2007 selbst so vorbereitet habe, erlaubt nur zwei Ehrenpräsidenten. „Ich will nicht, dass man jetzt eine Lex Zwanziger schafft. Ich bin Ehrenpräsident des Fußballverbandes Rheinland, da komme ich her. Damit bin ich zufrieden.“

Seinem Nachfolger Niersbach rät Zwanziger „sich nicht allzu staatsmännisch verbiegen zu lassen“. Dabei musste er sich mitunter den Vorwurf anhören, dass er zu sehr ins Rampenlicht gedrängt und sich spätestens seit seinem bundesweit beachteten Auftritt bei der Trauerfeier für Nationaltorwart Robert Enke als Politiker gesehen habe. „Es gibt Situationen im Fußball, da müssen Sie an die Öffentlichkeit gehen“, verteidigte sich Zwanziger.