Exklusiv Länger als zwei Jahre hat die Uni geprüft. Nun steht fest: Stefan Liebing darf seinen Doktortitel behalten. Aufgefallen waren Parallelen seiner Arbeit zu der des CDU-Politikers Matthias Pröfrock. Der hat den Doktortitel inzwischen aberkannt bekommen.

Stuttgart - Der Lobbyist und frühere EnBW-Manager Stefan Liebing (CDU) darf seinen Doktortitel behalten. Dies hat die Universität Duisburg-Essen nach mehr als zweijähriger Prüfung entschieden. Der Titel werde ihm „nicht aberkannt, da bei einer Gesamtbewertung der Arbeit die Grenzen des wissenschaftlichen Fehlverhaltens nicht überschritten wurden“, sagte eine Universitätssprecherin der Stuttgarter Zeitung. Damit endet für Liebing, der auch Vorsitzender des Afrikavereins der Deutschen Wirtschaft ist, eine lange Phase der Ungewissheit.

 

Bereits Ende 2010 waren Plagiatsfahnder im Internet auf die Doktorarbeit Liebings aufmerksam geworden (die StZ berichtete). Deren Titel: „Energiepolitik in der EU und Russland – Interessenlagen, Konfliktpotenziale, Kooperationsansätze“. Stutzig wurden sie wegen gewisser Parallelen zur Dissertation des Waiblinger CDU-Landtagsabgeordneten Matthias Pröfrock zu einem ganz ähnlichen Thema („Energieversorgungssicherheit im Recht der Europäischen Union“). Pröfrock wurde der Doktortitel inzwischen von der Universität Tübingen entzogen, weil er in erheblichem Umfang Textpassagen übernommen und dies nicht gekennzeichnet hatte.

Der Verdacht: ein Plagiat vom Plagiat

Die Übereinstimmungen in Liebings Arbeit hatten den Verdacht genährt, es könne sich um ein „Plagiat vom Plagiat“ handeln oder beide hätten sich auf die gleiche Quelle gestützt. Der Manager hatte gesagt, er habe lediglich einige Aussagen aus der Arbeit des Politikers zusammengefasst. Der aus Stuttgart stammende Liebing und der Waiblinger Pröfrock kennen sich seit gemeinsamen Tagen in der Jungen Union; beide gehören einer Runde von Ex-JU-lern namens „Liedertafel Zwietracht“ an.

Liebing hatte stets betont, er sehe dem Ergebnis der Prüfung „gelassen entgegen“. Diese zog sich auch deshalb so lange hin, weil an der Universität Duisburg-Essen wegen interner Differenzen der Bearbeiter wechselte. Schon im vorigen Jahr hatte der neue Prüfer gesagt, man habe es eher mit handwerklichen Fehlern zu tun, der Titel sei nicht gefährdet. Liebing war bei der EnBW fürs Gasgeschäft unter anderem in Afrika zuständig. Inzwischen ist er Co-Geschäftsführer und Hamburger Büroleiter der Beratungsgesellschaft Concilius. Dieses bezeichnet sich als „führender Dienstleister“ bei der „Vertretung unternehmerischer Interessen gegenüber Politik und Verwaltung“. Im Aufsichtsrat sitzt als Vizechef auch der frühere Stuttgarter Staatsminister Christoph Palmer (CDU).