Der Ex-EVF-Chef Wolfgang Berge
(70) hat lange für die Stromnetzübernahme durch die Stadt Göppingen gekämpft. Sogar in den Gemeinderat ist er gegangen, nur um dieses Ziel durchzusetzen, sagt er.

Herr Berge, wie zufrieden sind Sie mit dem ersten Jahr nach der Stromnetzübernahme?
Sehr zufrieden. Besser hätt’s nicht sein können. Alles Schlechte wurde vermieden.
Sie haben lange für die Übernahme gekämpft. War es schwer, dieses Ziel zu erreichen?
Das hat sich über 15 Jahre hingezogen. Die letzten acht waren ziemlich zeitaufwendig. Das hat mich mehr als 1000 Dateien an Briefen und Dokumenten gekostet.
Bis 2009 waren Sie Geschäftsführer der EVF, dann sind Sie in den Gemeinderat. War das von Anfang an Ihr Masterplan?
Nein, ich wollte als Geschäftsführer den Aufsichtsrat vom Ziel eines umfassenden Stadtwerkekonzepts mit Strom, Gas, Wasser und Wärme überzeugen. Das war mit dem Aufsichtsrat und dem Gemeinderat nicht möglich. Deshalb habe ich dann versucht, in den Gemeinderat zu wechseln und dort weiter zu machen, und das hat geklappt. Sehr viele haben mitgezogen.
Sie sind zu den Freien Wählern. Warum?
Wenn man eine Idee durchsetzen möchte, braucht man mal von der einen Seite, mal von der anderen Seite Unterstützung.
Wie hilfreich war Ihnen OB Guido Till?
Am Anfang hat er gemeint, das wäre für mich ein Kampf wie Don Quichotte gegen Windmühlen, aber das hat mich beflügelt. Zusammen mit den Kollegen im Gemeinderat haben wir es dann hingekriegt.
Die Gemeinderatsmehrheit hat den OB also zur Einsicht gebracht.
So kann man es sagen.
Sie haben erreicht, was Sie erreichen wollten. Zeit zum Aufhören, oder?
Im nächsten Jahr bin ich 40 Jahre in der Stadt tätig. So gesehen wäre es der richtige Moment. Wenn es jetzt noch gelingt, das alte Neckarwerke-Gebäude zu erwerben, dann würde ich da gerne noch oben stehen. Aber ich gehe davon aus, dass das in den nächsten Monaten noch klappt.
Den OB würde Ihr Abtritt sicher freuen.
In diesem Moment wecken Sie Zweifel in mir, ob es der richtige Schritt wäre.