Der ehemalige Mainzer Bundesliga-Torwart Heinz Müller will richtig in den Motorsport einsteigen, falls sich nicht doch noch ein Fußballclub bei ihm meldet.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - An einem der letzten schönen Tage auf der Restaurantterrasse des Schlosses Solitude betritt plötzlich ein baumlanger Mann die Szene. Die Frage, was der frühere Mainzer Bundesliga-Fußballtorwart Heinz Müller am Lustschloss zu suchen hat, beantwortet sich aber von selbst. Denn der Motor- und Bobsport-Manager Axel Watter hat Müller an den traumhaften Ort gebracht – wie schon viele vor ihm. Diesmal zaubert der Filderstädter Manager einen Fußballer aus seiner Wundertüte und setzt ihn in einen Rennwagen.

 

Axel Watter ließ schon Prominente wie Sven Hannawald, Felix Baumgartner, Smudo und Mark Warnecke ins Rennauto klettern, ebenso wie das „Playboy“-Sternchen Doreen Seidel. Mit diesen illustren Piloten bekommt sein Buchbinder-Team in der medial eher defensiv berücksichtigten Rennserie ADAC GT Masters viel Aufmerksamkeit. Das Konzept funktioniert. Von Erfolg ist es aber nicht immer gekrönt. So könnte man beim einen oder anderen Watter-Piloten auch sagen: Schuster, bleib bei deinen Leisten! Sven Hannawald etwa bekam Heinz-Harald Frentzen als Teampartner und Fahrlehrer an die Seite gestellt.

Als Fußballer zurzeit arbeitslos

Am wenigsten fachfremd ist da noch Watters Rennfahrerneuling Heinz Müller, durch dessen Adern der Sprit fließt, seit er den Führerschein besitzt. Er hockt am Schloss Solitude aufrecht da und verputzt ein 300-Gramm-Steak derart zügig, dass er wohl noch ein zweites vertragen hätte. Watter stellt Müller bei Tisch vor mit den Eckdaten „1,95 Meter groß“ und „102 Kilogramm schwer“. „Es sind nur 100 Kilo“, kontert der Neu-Rennfahrer mit dem Kreuz eines Olympiaschwimmers und empfiehlt dem Manager augenzwinkernd, doch lieber bei der Wahrheit zu bleiben.

„Ich habe meine Karriere als Fußballprofi noch nicht beendet, aber ich will mir einen Bubentraum erfüllen und Rennfahrer werden“, sagt Müller. Zurzeit ist er vereinslos und mit 36 Jahren nicht das, was man einen Perspektivspieler nennt. Er lebt nach wie vor in Mainz und hat einen Torwarttrainer engagiert, der ihn fit hält. Bis zur Winterpause will er abwarten, ob nicht doch noch ein Angebot ins Haus flattert. „Ich würde auch zu einem Zweitligisten gehen, wenn er interessant ist“, sagt der Torhüter mit Rennfahrerambitionen, der zwischen 2009 und 2014 insgesamt 65-mal den Mainzer Kasten hütete. Der Torwart mit seinen abenteuerlichen Ausflügen aus dem Strafraum spielte auch für Hannover 96 und Arminia Bielefeld.

Sollte Müller im Winter keinen Fußballclub finden, dann geht er mit Vollgas das Abenteuer Motorsport an – er schafft sich also schon jetzt sein zweites Standbein. Im Mercedes SLS von Watter würde er dann beim ADAC GT Master mitmachen. Am vergangenen Wochenende war er beim Finale der Serie in Hockenheim schon mal zu Gast und schnupperte Benzinluft.

Bei Opel und Mercedes in die Lehre gegangen

Ganz neu ist der Duft für einen wie ihn natürlich nicht. Müller begann eine Kfz-Lehre bei Opel und beendete sie bei Mercedes. „Ich war schon immer autoverrückt“, sagt der Hesse, der seinen Porsche oder seine Corvette seit Jahren bei Amateurverstaltungen in Spa, Oschersleben oder Hockenheim um die Kurven prügelt. So kennt er sich auch auf der legendären Nordschleife bestens aus. Und beim sogenannten Tuning-Grand-Prix, bei dem es um die beste Rundenzeit geht und auch gestandene Rennfahrer mitmachten, da räumte Heinz Müller den Hauptpreis ab.

Dass er was kann am Steuer – Watter zweifelt daran keine Sekunde. Sein neuer Mann dagegen hat eher Zweifel beim Gedanken an seinen Ex-Torwartkollegen Tim Wiese. Der pumpt sich seit Wochen in der Muckibude auf und strebt einen Job bei den Wrestling-Prügelknaben an. „Was Wiese da macht, ist Käse“, sagt Heinz Müller noch, bevor er das Schloss Solitude einigermaßen satt, aber glücklich im Hinblick auf die bevorstehende Rennfahrerkarriere wieder verlässt.