Mit gezielten Auftritten und Äußerungen schürt der Ex-Ministerpräsident Stefan Mappus die Spekulationen über ein politisches Comeback. „Ich habe wieder Bock auf Politik“, sagte er bei einer CDU-Veranstaltung.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Der Platz an der Wand neben Günther Oettinger ist immer noch leer. Gut fünf Jahre ist es inzwischen her, dass Stefan Mappus aus der Villa Reitzenstein ausziehen musste. Doch die „Ahnengalerie“ der Ministerpräsidenten in der Staatskanzlei endet nach wie vor bei seinem Vorgänger. Ob und wann sich der Kurzzeitpremier (2010 bis 2011) malen lassen wird, bleibt unklar. Vielleicht scheue er das ihm zustehende Porträt, mutmaßen Weggefährten, um nicht vollends als Figur der Vergangenheit zu erscheinen.

 

Genau diesen Eindruck erweckt auf den ersten Blick eine Ehrung, die nun in Mappus’ Heimat angekündigt wurde. Der CDU-Kreisverband Enzkreis/Pforzheim, den er 16 Jahre lang führte, möchte ihn zum Ehrenvorsitzenden machen. Im Kreisvorstand wurde er auf Antrag seines einstigen Stadtverbandes Mühlacker nominiert, ein Kreisparteitag in seinem Herkunftsort Enzberg soll im Herbst formell entscheiden. Gewürdigt würden „nicht nur seine Verdienste um die CDU“, heißt es zur Begründung, „sondern ebenso sein Wirken in Stuttgart, wo er sich als Landtagsabgeordneter, Staatssekretär, Minister, Fraktionsvorsitzender und zuletzt als Ministerpräsident stets für die Belange seiner Heimat und ihrer Einwohner starkmachte“. Dafür sei ihm die Partei „sehr dankbar“.

Parteigranden hegen keinen Zweifel: Mittelfristig will Mappus wieder mitmischen

Die Idee kam auf, nachdem der bisherige Ehrenvorsitzende in Pforzheim hochbetagt verstorben war. Gerade 50 geworden, sei Mappus vielleicht noch ein bisschen jung für die Altvorderen-Position, wenden Skeptiker ein. Doch der ehemalige Regierungschef sehe sie keineswegs als Versuch, ihn aufs Abstellgleis zu schieben, sondern als weiteren Baustein zu seiner Rehabilitierung, entgegnen Befürworter. Tatsächlich hat der Ökonom, der derzeit als Vorstand einer Softwarefirma aus der Nähe von München arbeitet, mit der Politik noch keineswegs abgeschlossen. Im Gegenteil: Mit entsprechenden Äußerungen und Auftritten schürt er seit Monaten die Spekulationen über ein Comeback auf der Bühne der Landespolitik.

Parteigranden auch auf Landesebene hegen inzwischen kaum noch einen Zweifel, dass Mappus mittelfristig wieder mitmischen will. Seine Erfolgsaussichten werden zwar unterschiedlich eingeschätzt, aber schon die Ankündigungen genügen, um in der CDU Unruhe auszulösen – mehr besorgte als freudige allerdings. Als der sonst eher redselige Landeschef Thomas Strobl, einst Generalsekretär des Pforzheimers, kürzlich bei einer Pressekonferenz gefragt wurde, wie die Partei eine Rückkehr von Mappus sähe, geriet er ins Stammeln und verstummte dann ganz. Eine Weile herrschte betretenes Schweigen, dann war das unangenehme Thema abgehakt.