Der frühere Stuttgarter Oberbürgermeister Manfred Rommel (CDU) ist tot. „Wir haben einen großen Oberbürgermeister und einen ganz besonderen Bürger verloren. Die Stadt ist in tiefer Trauer“, würdigte Fritz Kuhn (Grüne) den früheren OB.

Stuttgart - Der langjährige Stuttgarter Oberbürgermeister Manfred Rommel ist tot. Wie ein Sprecher der Stadt bestätigte, verstarb Rommel am Donnerstagnachmittag in einem Stuttgarter Krankenhaus. Der 84-Jährige, der seit Mitte der 90er Jahre an der Parkinson-Krankheit litt, hatte sich im August nach einem Sturz in seinem Haus im Stadtteil Sillenbuch offenbar mehrere Rippenbrüche zugezogen und war daraufhin ins Krankenhaus eingeliefert worden. Die Ärzte hatten ihn zeitweise in ein künstliches Koma versetzt, auch eine Lungenentzündung kam hinzu.

 

Der CDU-Politiker, Sohn des als „Wüstenfuchs“ bekannten Generalfeldmarschalls Erwin Rommel, der von Adolf Hitler zum Selbstmord gezwungen wurde, war von 1974 bis 1996 Rathauschef in Stuttgart. 1974 wurde er als Nachfolger von Arnulf Klett erstmals ins Amt gewählt. Weit über die Grenzen der Landeshauptstadt hinaus machte sich Manfred Rommel einen Namen als liberaler Politiker. So erregte etwa seine Entscheidung Aufsehen, die Stammheimer RAF-Mitglieder Gudrun Ensslin und Andreas Baader nach ihrem Selbstmord in Stammheim auf dem Stuttgarter Dornhaldenfriedhof beisetzen zu lassen. Daneben galt Rommel, der vor seiner Zeit als OB verschiedene Positionen in der Landesregierung innehatte, als pointierter Vertreter schwäbischen Humors, der mit seinen Büchern und Zeitungskolumnen ein Millionenpublikum begeisterte.

Kretschmann: Eine herausragende politische Persönlichkeit des Landes

In ersten Reaktionen würdigten Politiker in Stadt und Land Rommels politische Verdienste und charakterliche Eigenschaften. OB Fritz Kuhn (Grüne) erklärte, dies sei ein schmerzhafter Tag für Stuttgart. Mit Rommel verliere die Stadt einen „großartigen Menschen“, der weit über die Grenzen der Kommunalpolitik hinaus gewirkt und die deutsche Nachkriegsgeschichte mitgeprägt habe. Zu Ehren des Verstorbenen legte der Stuttgarter Gemeinderat eine Schweigeminute ein, die Sitzung wurde vertagt. Auch der Landtag von Baden-Württemberg hat mit einer Trauerminute des Verstorbenen gedacht. Die Vizepräsidentin Brigitte Lösch (Grüne) rief zum Gedenken an Rommel „verbunden mit einer großen Würdigung“ für seine Lebensleistung auf. Landtagspräsident Guido Wolf (CDU) sagte: „Manfred Rommel war eine baden-württembergische Marke. Wir werden ihn sehr vermissen.“

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bezeichnete Rommel als eine herausragende politische Persönlichkeit des Landes. Er sei ein gutes Beispiel dafür gewesen, „dass Politik durch Humor gewinnt, und ein Leuchtturm schwäbischer Toleranz und Weltoffenheit“. Der baden-württembergische Vizeregierungschef und SPD-Landesvorsitzende Nils Schmid nannte Rommel einen Menschenfreund und unerschrockenen Freidenker: „ Schwäbische Liberalität, ein beeindruckender Intellekt, hohe finanzpolitische Versiertheit, soziales Verantwortungsbewusstsein und ein unerschütterlicher Humor – von diesem Schlag gibt es nur wenige“, so Schmid.

Auch der CDU-Landesvorsitzende Thomas Strobl sprach der Familie sein Beileid aus. Der CDU-Landtagsfraktionschef Peter Hauk erklärte, Rommel habe durch seine außergewöhnliche Art das Land geprägt. Der evangelische Landesbischof Frank Otfried July sagte, mit Rommel verliere die Stadtgesellschaft in Stuttgart „eine der großen Identifikations- und Integrationsgestalten der letzten Jahrzehnte“.

In unserer Bildergalerie blicken wir auf das Leben von Manfred Rommel zurück.