Bislang haben sie still gehalten: Der Klassenverbleib in der Fußball-Bundesliga hatte für Eintracht Frankfurt Vorrang. Das ist geschafft – nun kann Ex-VfB-Sportvorstand Fredi Bobic bei den Hessen einsteigen.

Stuttgart - Eine Woche lang herrschte rund um Eintracht Frankfurt der emotionale Ausnahmezustand. Am Montagabend löste sich die ganze Verkrampfung in einem einzigen Tor, das in der Relegation gegen den Zweitligisten 1. FC Nürnberg über den Klassenverbleib der Hessen entschied: Nach dem 1:1 im Hinspiel reichte ein 1:0 (0:0). „Ich freue mich, dass wir es geschafft haben“, sagte Eintracht-Trainer Niko Kovac, „in zwei Spielen waren wir klar besser. Es wäre tragisch gewesen, wenn wir es nicht geschafft hätten.“ Viel emotionaler reagierte Heribert Bruchhagen. „Wir haben total verdient gewonnen. Wenn man beide Spiele sieht, konnten nur wir der Sieger sein“, sagte der Vorstandschef, der nach über zwölf Jahren bei der Eintracht ausscheidet.

 

Sein Nachfolger steht zumindest offiziell noch nicht fest. Dabei ist es längst kein Geheimnis, dass Fredi Bobic, der ehemalige Sportvorstand des VfB Stuttgart, in gleicher Funktion beim Club vom Riederwald einsteigen soll. „Wissen Sie schon was?“, fragte Niko Kovac am Montagabend mit einem vielsagenden Lächeln auf eine entsprechende Reporterfrage. Bruchhagen verwies auf Aufsichtsratschef Wolfgang Steubing: „Er wird die Entscheidung verkünden.“ Das soll schon in den nächsten Stunden oder Tagen geschehen.

Fredi Bobic wird nach Einschätzung von Heribert Bruchhagen einen wohlgeordneten Verein übernehmen. „Dieser Verein ist völlig intakt. Ich werde die Geschäfte in den nächsten Tagen an meinen Nachfolger übergeben und ich glaube, dass wir die Saison kritisch analysieren müssen. Das ist sicher. Aber ich glaube, dass die Zukunft von Eintracht Frankfurt gefestigt ist“, sagte er.

Der hoch verschuldete 1. FC Nürnberg geht in der zweiten Liga schweren Zeiten entgegen

Mann des Tages war Haris Seferovic, der mit seinem Siegtor in der 66. Minute den fünften Bundesliga-Abstieg der Hessen verhinderte. Es war auch ein Erfolg für den an einem Tumor erkrankten Verteidiger Marco Russ, der im Rückspiel Gelb-gesperrt fehlte und bereits operiert wurde. Russ bedankte sich aus dem Krankenhaus bei seinen Kollegen: „Danke Jungs!!! Totgeglaubte leben länger!! Auf Euch!!! Nie mehr 2. Liga. Danke für die tolle Geste der Mannschaft vor’m Spiel! Wir haben es zusammen geschafft!! Ich bin stolz auf euch!“, schrieb Russ auf Instagram. Vor dert Partie hatten sich die Eintracht-Spieler in Russ-Trikots mit der Rückennummer vier aufgewärmt.

Die extrem auf Torsicherung ausgerichteten Nürnberger waren nach der Niederlage untröstlich. „Die Spieler haben alles probiert, aber sie konnten sich einfach nicht durchsetzen. Punkt. Schluss. 180 Minuten haben wir es nicht geschafft, uns gegen die Abwehr und gegen die Gegenspieler durchzusetzen und für richtig Torgefahr zu sorgen“, räumte Nürnbergs Trainer René Weiler das Scheitern offen ein. Der finanziell angeschlagene Club geht nun schweren Zeiten entgegen. „Dass wir kreativ werden müssen, dass es für die Substanz und die Wirtschaftskraft des Vereins und insgesamt ein Segen gewesen wäre, den Sprung nach oben zu schaffen, ist überhaupt keine Frage“, sagte Sportvorstand Andreas Bornemann. Den neunmaligen deutschen Meister drücken laut der letzten Bilanz 16,2 Millionen Euro Verbindlichkeiten.

Ab Mittwoch will Bornemann die Planungen für die neue Saison intensivieren. Im VfB Stuttgart und in Hannover 96 gebe es zwei Absteiger, die so viel Substanz hätten, „dass es schwierig ist, sie hinter sich zu lassen“. Hinzu kämen zehn bis zwölf Mannschaften, die bei einer guten Saison vorne mitspielen könnten. „Wir müssen erst mal sehen, mit welcher Mannschaft wir in die Saison gehen, erst dann werden wir Ziele formulieren können“, betonte der Sportvorstand.