Wo bekommt man Fahrzeuge, die sich von der Masse abheben? Auf Entdeckungstour bei Autohändlern in der Region Stuttgart, die Nischen besetzen.

Reportage: Frank Buchmeier (buc)

Stuttgart - Der kalifornische Autobauer Tesla verzichtet auf klassische Werbung. „Unser Chef sagt: Die Fahrzeuge müssen so gut sein, dass sie sich von alleine verkaufen“, sagt Oliver von Radowitz, 32 Jahre alt und laut seiner Visitenkarte „Store Manager“ in der Niederlassung Stuttgart, Motorstraße 38. Von Radowitz’ Chef heißt Elon Musk und ist nach Ansicht des „Wall Street Journal“ ein Unternehmer, „der das Unvorstellbare in Realität verwandelt“. Musk, der seine Millionen zunächst mit dem Internetbezahlsystem PayPal gemacht hatte, brachte innerhalb eines Jahrzehnts Elektroautos auf den Weltmarkt, die die etablierten Branchengrößen alt aussehen lassen: Nur Tesla schafft zurzeit Reichweiten von bis zu 500 Kilometer mit einer Batterieladung. Ein BMW i3, ein Renault Zoe oder ein E-Golf müssen spätestens nach der halben Distanz an die Steckdose. Das Tesla Model S beschleunigt wie ein Ferrari, ist elegant wie ein Jaguar und hat bis zu sieben Sitzplätze wie ein Ford Galaxy. Zudem gibt’s acht Jahre Garantie auf den Elektromotor inklusive der Batterien, ohne Kilometerbegrenzung.

 

Bei all diesen Vorzügen müsste Oliver von Radowitz seine Stromautos wie frische Brezeln verkaufen. Doch der Marktanteil von Tesla liegt in Baden-Württemberg aktuell bei unter einem Promille. Was zum einen daran liegt, dass man mindestens 68 000 Euro ausgeben muss, um in den Besitz einer Elektro-Limousine zu kommen, und zum anderen daran, dass viele befürchten, auf längeren Strecken mit leerem Akku liegen zu bleiben. „Das ist eine unbegründete Sorge“, sagt von Radowitz und präsentiert auf seinem Computerbildschirm eine sommersprossige Deutschlandkarte. Jeder rote Punkt steht für einen sogenannten „Supercharger“. Innerhalb einer halben Stunde werden an diesen Stromtankstellen die Batterien zu 80 Prozent gefüllt – und zwar auf Kosten des Hauses Tesla. Währenddessen kann man einen Kaffee trinken. Bei Bad Rappenau und bei Ulm stehen die nächstgelegenen Supercharger, und von Radowitz verspricht, dass das Netz rasch ausgebaut wird. „Wie wär’s jetzt mit einer Probefahrt?“

Touchscreen in der Größe von drei iPads

Im Innern des Model S gibt es keine Schalter, dafür einen Touchscreen in der Größe von drei iPads. Den Hebel am Lenkrad auf „D“, dann geht es lautlos voran – und zwar mit der Vehemenz eines Düsenjets: 420 Pferdestärken (die leistungsstärkste Variante hat sogar 700 PS) drücken die Passagiere in die Sitze. Ansonsten fährt sich der Tesla überraschend normal, selbst wenn man noch nie ein Elektromobil gelenkt hat, fällt die Umstellung nicht schwer. Einziger Kritikpunkt: den 1,90 Meter großen Fahrer zwickt das flache Designerstück am Scheitel. Für solche Extra-Large-Kunden kommt demnächst das Model X auf den Markt, welches laut der Tesla-Vorankündigung „das Beste eines SUV mit den Vorzügen eines Kleinbusses verbindet“.

Oliver von Radowitz glaubt, dass die Zahl der Neugierigen, die bei ihm einen Beratungstermin vereinbaren, stetig wachsen wird. Als die Tesla-Filiale vor gut einem Jahr in seiner Heimatstadt Stuttgart eröffnete, war der Volkswirt mit Abschluss an der Bowling Green State University in Ohio der erste und einzige Mitarbeiter. Heute hat von Radowitz fünf Kolleginnen und Kollegen, die ebenso jung und enthusiastisch sind wie er. „Tesla wird sich durchsetzen“, sagt der Store Manager, „denn dem Elektroauto gehört die Zukunft.“