Nach der Spinne in einem Kornwestheimer Supermarkt in der vergangenen Woche sorgt ein weiterer Exot in der Region für Aufregung: Eine Vogelspinne, die im Stuttgarter Stadtbezirk Birkach auf einem Gehweg unterwegs war, konnte von einem beherzten Passanten gefangen werden.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)
 

Birkach - Damit hätte Christian Straile nicht gerechnet. Am Dienstag, 22. Oktober, ist er – wie erst jetzt bekannt wurde – gegen 11.40 Uhr am Birkacher Friedhof aus dem Bus gestiegen und gen Ortsmitte gelaufen – bis ihn eine Frau stoppte. „Sie hat gesagt: Oh, bleiben Sie stehen, da ist ne Spinne.“ Und zwar nicht irgendeine. Auf dem Gehweg schräg gegenüber von der Tankstelle an der Welfenstraße hockte eine rötlich-braune, üppig behaarte Spinne. Christian Straile sagt, sie sei mit ihren Beinen mindestens so groß gewesen wie seine Hand.

„Die Frau hat mich gefragt, ob die überhaupt echt ist“, erzählt der 36-jährige Mann aus Plieningen weiter. Also sei er einen Schritt auf das Tier zugegangen. „Sie ist gleich auf die Hinterfüße und in Angriffshaltung gegangen.“ Vom eigenen Schwung ist die Spinne auf den Rücken gefallen.

Christian Straile hat sofort die Polizei angerufen. Die Beamten haben ihn am Telefon gebeten, unbedingt ein Gefäß über den tierischen Fund zu stülpen. Also ist der Plieninger zur benachbarten Autowerkstatt geeilt, um einen Eimer zu holen. Ein paar Minuten später kam die Polizei, kurz darauf der Tiernotdienst.

Eine Schlange unter der Gehwegplatte

Die Birkacher Vogelspinne ist für die Leute vom Tiernotdienst ein echter Exot, sagt Hans-Jörg Longin. Er macht seinen Job beim Ordnungsamt seit 2006. Seine Mitarbeiter seien seither nun zum ersten Mal zu einer Vogelspinne gerufen worden. In der Regel haben er und seine Kollegen mit toten Wild- oder Haustieren zu tun.

Vorbereitet seien sie aber auf so gut wie alles, was da kreucht und fleucht. „Gut, auf Delfine und Walfische nicht“, sagt Longin. „Aber die sind im Neckar auch eher selten.“ Was nicht heißt, dass die Ordnungsbeamten keine seltenen Tiere fangen. Der letzte spektakuläre Fall sei eine Würgeschlange gewesen, die Tierretter haben sie vor zwei Jahren im Sommer unter einer Gehwegplatte im Stuttgarter Osten hervorgeholt.

Für Schlangen und Spinnen haben die Tiernotdienstler einen speziellen Handschuh. Mit eben diesem haben sich die städtischen Mitarbeiter die Vogelspinne unter dem Kübel an der Welfenstraße in Birkach geschnappt. Sie habe sich gleich in den Handschuh verbissen, sagt Christian Straile.

Die genaue Art muss noch bestimmt werden

Die mutigen Passanten haben sich nicht getäuscht, der Achtbeiner ist eine Vogelspinne. Die Art müssen Fachleute noch bestimmen, sagt Sandra Fabrizi, sie ist im Tierheim in Botnang für exotisches Getier zuständig. Die Spinne ist nämlich bei ihr untergekommen. Es dürfte sich laut Fabrizi um eine Grammostola rosea handeln, im Deutschen Rote Chile-Vogelspinne genannt.

Die Tiere, die eine Körperlänge von fünf bis sieben Zentimetern erreichen können, sind in Ländern Südamerikas heimisch. Beißen sie einen Menschen, fühlt es sich an wie ein Bienenstich, lebensgefährlich ist dies laut einem Wilhelma-Mitarbeiter nicht. Weil die Giftklauen dieser Spinne allerdings bis zu einem Zentimeter groß sein können, kann der Biss sich entzünden.

Derzeit die einzige Vogelspinne im Botnanger Tierheim

Die Birkacher Vogelspinne ist derzeit die einzige im Botnanger Tierheim. Es habe eine Zeit gegeben, in der einige Spinnen dieses Formats abgegeben worden seien, sagt Sandra Fabrizi. Wesentlich häufiger seien Schlangen zu Gast, „wir hatten zum Beispiel schon eine Anakonda vor dem Tor im Pappkarton“, sagt sie. Derzeit leben – neben Gewöhnlichem wie Hund und Katz – zum Beispiel ein Gecko und Schildkröten im Tierheim. Die meisten Exoten würden nicht vom Besitzer abgegeben werden, sagt Fabrizi, sie würden irgendwo in der Stadt aufgelesen. „Leider ist das so.“

Drei Wochen hat der Besitzer Zeit, um seine Vogelspinne wieder abzuholen. „Danach ist sie frei für die Vermittlung“, sagt Fabrizi. Sollte das Krabbeltier ein neues Zuhause finden, hat ihr bisheriges Herrchen trotzdem noch ein halbes Jahr die Möglichkeit, seine Spinne zurückzuholen. Ob er sich je meldet, ist fraglich. Wobei die Polizei „keinen Hinweis auf Verdacht einer Straftat“ habe, wie der Polizeisprecher Thomas Geiger sagt. „Sie ist wohl ausgebüchst und nicht ausgesetzt worden, das ist jedenfalls unser Erfahrungswert.“

Hinweis Der Besitzer der Vogelspinne kann sich beim Tierheim melden, Telefon 6 56 77 40.