Nach der Explosion eines Erdgasautos an einer Tankstelle in Niedersachsen empfehlen Mineralölkonzerne ihren Tankstellenpächtern, vorerst kein Erdgas mehr zu verkaufen. Und VW ruft schon seit einiger Zeit Autos mit Gasantrieb zurück. Doch wie gefährlich sind Gasautos wirklich – und wie schneiden andere Energieträger im Auto ab?

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Ziemlich mitgenommen sieht er aus, der VW Touran vor der Gas-Zapfsäule einer Aral-Tankstelle im niedersächsischen Duderstadt. Einige Scheiben sind zerborsten, auch das Interieur hat es kräftig durcheinandergewirbelt. Bereits am vergangenen Freitag waren die Gastanks des VW beim Tanken geplatzt, der Fahrer wurde schwer verletzt. Die genaue Ursache ist noch unklar, die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung gegen Unbekannt. Aral, Shell, Esso und Jet empfehlen ihren Stationen, vorerst kein Erdgas mehr abzugeben. Doch wie gefährlich sind Erdgasautos wirklich – und wie schneiden andere alternative Treibstoffe ab? Erdgas Rund 80 000 Pkw fahren in Deutschland mit Erdgas. Die Besitzer sparen nicht nur Geld , weil die Steuern deutlich niedriger sind als bei Benzin und Diesel. Sie belasten die Atmosphäre auch nicht so stark mit CO 2 . Die meisten Erdgasautos fahren sowohl mit Gas als auch mit Benzin. So kommt man auch weiter, wenn gerade keine Gastankstelle zu finden ist. Um genügend Erdgas im Auto unterzubringen, braucht es hohe Drücke von bis zu 200 bar. Entsprechend stabil müssen die Tanks sein. Zudem muss die Füllkupplung beim Tanken fest mit dem Fahrzeug verbunden werden. Auch vor dem aktuellen Fall sind vereinzelt Erdgasautos explodiert – etwa vor gut zwei Jahren bei einem Unfall in Schleswig-Holstein, der den Fahrer das Leben kostete. Insgesamt seien Erdgasautos aber nicht gefährlicher als Benziner oder Diesel, heißt es beim ADAC, der sich auch auf eigene Crashtests stützt. „Das Brandrisiko bei Erdgasfahrzeugen ist nicht erhöht. Auch bei Unfällen verhält sich das Gasmodell kaum anders als die Standard-Version“, schreibt der Automobilclub. Erdgas besteht großteils aus Methan und ist leichter als Luft. Falls doch einmal Gas austritt, verflüchtigt sich dieses schnell – im Gegensatz zu einem Benzin-Luftgemisch, das länger in Bodennähe verbleibt. Die Tanks der Gasautos haben Überdruckventile, durch die bei einem Brand kontrolliert Gas entweichen kann. Der ADAC empfiehlt eine regelmäßige Überprüfung der Tanks. Wasserstoff spielt in der Praxis noch kaum eine Rolle, wird aber aus sicherheitstechnischer Sicht ähnlich eingestuft wie Erdgas. Wasserstoff ist zwar explosiv, als leichtestes Element aber auch extrem flüchtig. Flüssiggas Flüssiggas (auch Autogas genannt) ist mit 475 000 Fahrzeugen deutlich weiter verbreitet als Erdgas. Es handelt sich um das selbe Gas, das in Campinggasflaschen abgefüllt wird – eine Mischung aus Propan und Butan, die unter Druck verflüssig wurde. Dazu genügen Drücke von maximal zehn bar. Die Energiedichte liegt über der von Erdgas, was höhere Reichweiten ermöglicht. Auch für Autogas gilt zunächst noch bis Ende 2018 ein Steuerprivileg. Bei Flüssiggas sieht der ADAC ebenfalls kein erhöhtes Risiko. Auch hier gibt es Sicherheitsventile, durch die bei einem Brand kontrolliert Gas entweicht, um das Platzen des Tanks zu verhindern. Bei einem ADAC-Crashtest mit einem Opel Zafira hielten alle Absperrventile dicht. Selbst als das Auto gezielt in Brand gesetzt wurde, habe keine Explosionsgefahr bestanden. Elektroautos Auch bei Elektro- und Hybridautos gibt es vereinzelt Berichte über brennende oder explodierende Batterien – etwa bei einigen Fahrzeugen von Tesla. 2012 explodierte ein Elektroauto des chinesischen Herstellers BYD nach einem Unfall. Der Grund war ein Kurzschluss im Lithium-Ionen-Akku. Dass Hochleistungsbatterien überhitzen können, zeigte zuletzt auch der Rückruf von Samsung-Smartphones. Die hohen Spannungen stellen zudem ein Risiko bei Unfällen dar, das sich aber durch die Zwangsabschaltung der Hochvoltanlage beherrschen lässt. Das Batterieforschungsinstitut Meet der Universität Münster hält Elektroautos unter dem Strich für sicherer als Benziner. Auch die Prüforganisation Dekra und der ADAC sehen bei Stromern kein erhöhtes Risiko.