Taucher bergen im Landeshafen Nord die Leiche eines Mannes, der bei der Explosion am Montag ums Leben gekommen ist. Die Ursache des Unglücks bleibt rätselhaft.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Ludwigshafen - Nach der Explosion am Montag bei BASF in Ludwigshafen ist nun das dritte Todesopfer zu beklagen: Taucher der Polizei und der Feuerwehr fanden am Mittwoch im Hafenbecken Nord eine Leiche. Deren Identität ist noch nicht geklärt, aber vermutlich handelt es sich um einen Matrosen, der sich zur Zeit des Unglücks an Bord eines Tankschiffes im Hafen aufgehalten hat und seither als vermisst galt. Die Leiche soll jetzt obduziert werden. Wie sich der Zustand der schwer verletzten Menschen entwickelt hat, die teils noch in Lebensgefahr schweben, ist nicht bekannt. Am Mittwoch gab es keine neuen Informationen. Insgesamt sind bei der Explosion mehr als 20 Menschen verletzt worden.

 

Unklar ist auch noch immer, wie es zu dem Unglück kommen konnte. Zunächst hatte es lediglich einen kleinen Brand an einer Leitung in einem sogenannten Rohrgraben gegeben. Als die Werksfeuerwehr dort eintraf, folgten die Explosion und mehrere Brände; dabei kamen zwei Feuerwehrmänner ums Leben. Noch sei die Unfallstelle aus Sicherheitsgründen nicht zugänglich, sagte eine Sprecherin von BASF. Dagegen erklärte der Leitende Oberstaatsanwalt Hubert Ströber, dass Polizeibeamte und Sachverständige vor Ort seien. Auch der erste Zeuge von einer Fremdfirma sei schon vernommen worden; es gebe seither gewisse „Teilerkenntnisse“.

Expertenteam soll Ursache herausfinden

Die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) kündigte an, ein Expertenteam zu bilden, das die Ursachen des Unfalls klären soll. Das Team bestehe aus Mitarbeitern von Gewerbeaufsicht sowie Wasser- und Bodenschutz; angesiedelt sei es bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, die auch für die allgemeine Prüfung der Anlagen bei BASF zuständig ist. Dabei dürfte sicherlich auch zur Sprache kommen, dass sich allein in diesem Jahr 16 Zwischenfälle bei BASF in Ludwigshafen ereignet haben. Die Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd wies gegenüber der StZ die Kritik mancher Ludwigshafener Gemeinderäte zurück, die Prüfungen würden zu selten erfolgen. Es fänden regelmäßig angekündigte und unangekündigte Inspektionen statt: „Die Inspektionsintervalle werden nach einer systematischen Risikobewertung ermittelt und festgelegt“, so die Sprecherin Nora Schweikert. Bis zu 267 Anlagen allein bei BASF würden dabei nach Sicherheits- und Umweltschutzaspekten kontrolliert. Am kommenden Mittwoch will der Gemeinderat in Ludwigshafen auf Antrag der Grünen über die Reihe von Störfällen reden.

Am Mittwoch stand für die Mitarbeiter bei BASF aber das Gedenken im Vordergrund. Sie haben die getöteten Kollegen mit einer Schweigeminute geehrt. Bei der kurzen Andacht am Mittwoch um 12 Uhr hätten auch die Glocken einer nahen Kirche geläutet, sagte eine BASF-Sprecherin. Auf dem Gelände wehten am Mittwoch die Fahnen auf halbmast. Die Mitarbeiter konnten sich außerdem in ein Kondolenzbuch eintragen. „Die Anteilnahme ist schon sehr groß“, sagte die Sprecherin.

Greenpeace will Messungen offenlegen

Die Umweltministerin Höfken betonte noch einmal, dass in der Luft keine Überschreitung von Grenzwerten gemessen worden sei; auch im Rhein seien keine Schadstoffe entdeckt worden. Unmut gab es trotzdem, weil die Feuerwehr Medien die Einsicht in die Messdaten erst in vier Wochen erlaubt; so sehe es das Gesetz vor. Greenpeace will seine eigenen Messungen so schnell wie möglich offenlegen.

Die Staatsanwaltschaft hat unterdessen auch die Obduktion der anderen beiden Leichen angeordnet. Die Behörde ermittelt von Amts wegen in der Sache wegen fahrlässiger Tötung, fahrlässiger Herbeiführung einer Explosion und fahrlässiger Körperverletzung gegen unbekannt.