Chinesen haben kleinere Hände – und brauchen deshalb kompaktere Elektrowerkzeuge. Dank solcher Anpassungen will der Werkzeugbereich von Bosch auch auf sich noch entwickelnden Märken wie China, Indien oder Brasilien expandieren.

Stuttgart - Der Stuttgarter Zulieferer Bosch sieht Chancen für Elektrowerkzeuge vor allem in aufstrebenden Ländern wie China, Indien und Brasilien. Im vergangenen Jahr sei der Bereich in diesen Regionen überproportional gewachsen. Henning von Boxberg, der Vorsitzende des Bosch-Bereichsvorstands Power Tools, begründet dies vor allem mit „marktgerechten Produkten unter Berücksichtigung der jeweils vorhandenen Kaufkraft“.

 

Positive Erfahrungen haben die Stuttgarter bereits in China mit entsprechend angepassten Werkzeugen gemacht; seit 2011 tritt man dort mit Produkten an, die beispielsweise beim Design auf dortige Bedürfnisse zugeschnitten wurden. Berücksichtigt wurde unter anderem auch, dass Chinesen kleinere Hände haben. In Russland hingegen hat Bosch für die Handwerker einen Akku-Bohrschrauber auf den Markt gebracht, dessen Ladezeit länger ist als bei vergleichbaren Geräten in etablierten Märkten, zugleich sei auf einige Komforteigenschaften wie die LED-Leuchte und den Gürtelclip verzichtet worden. Dafür kostet der Akku-Bohrschrauber in Russland nur halb so viel. Etwa zehn solcher speziell auf diesen Markt zugeschnittenen Werkzeuge bietet Bosch mittlerweile in Russland an, darunter sind Bohrhämmer, Winkelschleifer und Stichsäge.

Insgesamt hat Bosch im vergangenen Jahr unverändert vier Milliarden Euro mit Elektrowerkzeugen umgesetzt, 90 Prozent davon im Ausland. Dabei hätten die schwachen Währungen in Brasilien, in der Türkei, in Südafrika und in Indien ein Wachstum verhindert, sagte von Boxberg. Rechne man Währungseffekte heraus, wäre der Umsatz um drei Prozent gestiegen. Zulegen konnte Bosch in Lateinamerika (plus zwölf Prozent), in Europa (plus vier ) und in Asien/Pazifik (plus fünf). In Nordamerika hingegen gingen die Erlöse zurück (minus drei Prozent). Von Boxberg begründet dies zum einen mit ungünstigen Witterungsbedingungen – im vergangenen Jahr habe es sowohl Dürreperioden als auch Überschwemmungen gegeben – und zum anderen mit der in Nordamerika herrschenden Rabattschlacht. Es sei eine bewusste Entscheidung gewesen, „dem herrschenden Preisdruck zu Gunsten der eigenen Ertragskraft nicht nachzugeben“, so von Boxberg.

Bosch setzt nicht auf Rabatte sondern auf Innovationen

Das Unternehmen will sich ohnehin weniger mit Rabatten als vielmehr mit Innovationen profilieren. 35 Prozent des Umsatzes wurde im vergangenen Jahr mit Produkten erzielt, die jünger als zwei Jahre sind. Auch im laufenden Jahr sollen wieder 100 Neuheiten auf den Markt kommen. Und man konzentriere sich auf Wachstumsfelder. Als Beispiel nannte von Boxberg das Akku-Segment. War 2007 erst jedes dritte Gerät kabellos, sei es mittlerweile fast jedes zweite. Zudem sei die Lithium-Ionen-Technologie auf dem Vormarsch. In Europa seien bereits 83 Prozent der Akku-Geräte mit diesen leistungsstarken Batterien ausgestattet.

Unverändert 19 000 Mitarbeiter an 37 Standorten weltweit beschäftigt Bosch im Bereich Elektrowerkzeuge. Ein Werk mit 1750 Mitarbeiter steht in Leinfelden-Echterdingen. Dort werden große Bosch-Hämmer und Winkelschleifer für Profis gefertigt. Eine großer Teil der Produktion aus Leinfelden geht ins Ausland. Für das Werk gibt es eine Standortsicherung, die jedes Jahr verlängert werden muss. Die aktuelle Vereinbarung gilt bis Ende des Jahres.