Es ist eines der größten Börsengänge in der US-Geschichte. Das soziale Netzwerk Facebook wird mehrere Milliarden mit der Aktienausgabe einnehmen.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

New York - Der Startschuss zu einem der größten Börsengänge der US-Geschichte ist gefallen. Das seit der Gründung im Jahr 2004 rasant gewachsene soziale Netzwerk Facebook hat bei der amerikanischen Börsenaufsicht SEC die notwendigen Dokumente eingereicht, um noch in diesem Frühjahr die ersten Aktien ausgeben zu können. Offiziell nennt der 197-seitige Antrag einen angepeilten Erlös von fünf Milliarden Dollar.

 

In der Realität dürfte wohl doppelt so viel Geld in die Kasse kommen. Damit hat Facebook-Gründer Mark Zuckerberg seinen Widerstand gegen die Umwandlung seines Unternehmen in eine Aktiengesellschaft aufgegeben. In einem Begleitbrief zum Antrag bei der SEC beteuert Zuckerberg weiterhin, dass Facebook für ihn weniger ein Unternehmen sei, sondern ein Vehikel um die sozialen Beziehungen zwischen den Menschen zu revolutionieren.

„Wir bauen unsere Dienste nicht aus, um Geld zu verdienen; wir verdienen Geld, um unsere Dienste auszubauen“, schreibt er. Sollte Facebook den maximal geschätzten Börsenwert von 100 Milliarden Dollar (rund 77 Milliarden Euro) realisieren können, dann wäre er dank seiner Unternehmensanteile um 28 Milliarden Dollar reicher. Facebook würde damit den Wert des Suchmaschinenbetreibers Google bei dessen Börsengang im Jahr 2004 um etwa das Vierfache übertreffen. Facebook wäre damit etwa viel wertvoller als der Lebensmittelkonzern Kraft.

Lässt sich der Datenschatz zu Geld machen?

Der Gang an die Wall Street kommt zu einer Zeit, in der das bisher rasant wachsende Unternehmen in ein neues Entwicklungsstadium übergeht. Facebook hat mit seinen zurzeit 845 Millionen Nutzern eine Schwelle erreicht, in dem sich das explosive Wachstum der ersten Jahre laut den Börsenunterlagen etwas verlangsamt hat.

Dennoch sind allein 2011 weltweit fast 40 Prozent mehr Facebook-Nutzer dazugekommen. Das soziale Netzwerk expandierte vor allem außerhalb der USA etwa in Ländern wie Brasilien. Für die weitere Entwicklung wird es entscheidend sein, ob sich der enorme Datenschatz, den Facebook durch die Beobachtung der Nutzergewohnheiten angesammelt hat, zu Geld machen lässt.

Ein im vergangenen November mit der US-Verbraucherschutzbehörde FTC geschlossener Vergleich, hat allerdings die Gratwanderung gezeigt, die das Unternehmen beim Schutz der Privatsphäre unternehmen muss. Die Regulierer zwangen Facebook beispielsweise dazu, besser mit seinen Nutzern zu kommunizieren, wenn es – wie in der Vergangenheit mehrfach geschehen – die Einstellungen zum Schutz persönlicher Angaben verändert. „Wenn die Menschen unsere Produkte nicht als nützlich, verlässlich und vertrauenswürdig ansehen, könnte es sein, dass wir Nutzer nicht anziehen oder behalten können“, heißt es deshalb im Börsenantrag. Auch neue gesetzliche Regeln zum Schutz der Privatsphäre seien ein Risikofaktor.

Werbeeinnahmen sind gesunken

„Die Ausrutscher der Firma auf diesem Gebiet, offenbaren eine fundamentale Spannung in der Art und Weise wie solche ausgeklügelten, von Anzeigen gestützten Internetseiten funktionieren“, schreibt die „New York Times“ zum Börsengang: „Die Zeit, welche die Konsumenten verbringen und die Informationen, die sie hinterlassen, sind der Preis, den sie für kostenlose Webdienste bezahlen.“

Doch die Auflistung möglicher Krisenszenarien für die Unternehmensentwicklung ist letztlich auch eine gesetzlich verordnete Pflicht. Facebook geht sogar auf die Frage ein, wie die Unternehmensführung nach einem möglichen Tod des Gründers Mark Zuckerberg neu besetzt würde. Bisher liegt Facebook bei den Anzeigen weit hinter seinem Konkurrenten Google zurück.

Der Anteil der Werbeeinnahmen am Gesamtumsatz ist zwischen 2009 und 2011 sogar von 98 Prozent auf 85 Prozent gesunken. Größter einzelner Umsatzbringer war im vergangenen Jahr laut Börsenprospekt mit zwölf Prozent die Kooperation mit dem Internet-Spieleanbieter Zynga, dessen gebührenpflichtige Angebote die Nutzer von Facebook offenbar immer mehr zu schätzen wissen.

Enorme Investitionen in die Datenzentren

Mit dem im Börsenantrag für 2011 ausgewiesenen Umsatz von 3,71 Milliarden Dollar (rund 2,8 Milliarden Euro) und einem Gewinn von einer Milliarde lag Facebook allerdings unter den Erwartungen der Wall Street. Was das Unternehmen mit den Aktieneinnahmen machen will, ist unklar. „Wir haben für den Nettoerlös keine bestimmte Verwendung geplant“, heißt es im Börsenantrag.

Die Investitionen, die das soziale Netzwerk in seine Datenzentren stecken muss, sind aber enorm. 2011 gab Facebook dafür 606 Millionen Dollar aus. Das Unternehmen wurde im Vorfeld seines Börsenantrages von den bedeutendsten Wall Street Banken heftig umworben. Nicht nur die je nach erreichten Börsenwert bis zu 100 Millionen Dollar an Gebühren, sondern auch das Prestige dieses großen Auftrages lockte die großen Namen der Branche.

Bei den Finanzinstituten, die den Gang an die Börse begleiten, steht nun die Wall-Street-Bank Morgan Stanley vornean, daneben sind unter anderem auch noch J.P. Morgan Chase und Goldman Sachs federführend.