Der stellvertretende Vorsitzende der Stuttgarter FDP, Michael Marquardt, muss sich wegen eines privaten Facebook-Eintrages verantworten, den er nach Angela Merkels Stuttgartbesuch am vergangenen Freitag gepostet hat. Er ärgerte sich darin über „alte gefrustete Weiber“.

Stuttgart - Der stellvertretende Vorsitzende der Stuttgarter FDP, Michael Marquardt, ist wegen einer Äußerung auf seiner Facebookseite parteiintern in die Kritik geraten. Am nächsten Montag wird der Kreisvorstand über mögliche Konsequenzen beraten. Der Chef der Neckarvororte-Gruppe hatte am Freitag im Anschluss an den Besuch der Veranstaltung mit OB-Kandidat Sebastian Turner und der Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) seinem Unmut über den Protest der zahlreichen Stuttgart-21-Gegner geäußert.

 

Wie Marquardt hatten viele Turner-Anhänger deren Störversuche als undemokratisch empfunden. Der Kreisvize, dessen Partei zu den Unterstützern des von der CDU nominierten Turner zählt, fühlte sich aber nicht nur aufgerufen, auf seiner Facebookseite zu schreiben, er sei wütend und enttäuscht, weil sich Stuttgart von seiner hässlichen Seite gezeigt habe. Er teilte zudem mit: „Nur alte, gefrustete Weiber mit ungepflegten Haaren und Trillerpfeifen und ungepflegte, nach altem Schweiß stinkende, rumbrüllende Männer ohne jeden Anstand. Du wirst beleidigt, wenn du applaudierst, angebrüllt, weggedrängt.“

Seit dem Facebook-Post wird Marquardt am Telefon beleidigt

Wegen dieser Äußerung, die bei Projektgegnern auf Kritik stieß, wird sich bei der nächsten FDP-Vorstandssitzung auch der Kreisvorsitzende Armin Serwani rechtfertigen. Er hatte auf Facebook die Äußerung Marquardts gut geheißen. Bernd Klingler, der Vorsitzende der FDP-Fraktion im Gemeinderat, sagte, man habe sich über das Verhalten der Projektgegner ärgern dürfen, allerdings nicht in der gewählten Form. Noch schlimmer sei, dass die Äußerung bis jetzt nicht zurück genommen worden sei. Marquardt sagte, dabei bleibe es auch. Er habe den Kommentar als Privatperson geschrieben, nicht als Kreisvize. Im Übrigen werde er seitdem am Telefon beleidigt.

Auch Vertreter der IG Bürger für Stuttgart 21 hatten laut Sprecher Sebastian Heiner während der Wahlkampfveranstaltung schlimme Erfahrungen gemacht: „Wir mussten uns mit Lügenpack und Haut ab beschimpfen lassen.“ Mehrere Mitglieder seien angepöbelt worden, einzelne seien „in Tränen ausgebrochen, weil Sie der psychischen Gewalt in der Menge nicht mehr gewachsen waren“. Er erwarte „eine deutliche und rigorose Distanzierung und Verurteilung dieser Störaktion von allen demokratischen Kräften“, so Heinel.