Die Polizei und die Stadt Backnang haben offenbar zwei User, die den Aufruf zur Facebook-Party unterstützt haben, identifiziert. Sie und ihre Mitstreiter sollen die Kosten für den Großeinsatz der Ordnungshüter in Höhe von 140.000 Euro tragen.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Backnang - Die Polizei hat fünf Tage nach der ausgeuferten und verbotenen Facebook-Party in Backnang (Rems-Murr-Kreis) zwei Verursacher identifiziert. Sie hätten auf anderen Portalen im Internet zu der Party eingeladen, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Die eigentlichen Initiatoren, die über Facebook eingeladen haben, sind derzeit aber noch nicht gefunden. Die Aufrufer sollen für die Kosten des Polizeieinsatzes und die Ausgaben der Stadt aufkommen, die jetzt mit 140.00 Euro angegeben werden.

 

Darüber hinaus laufen bisher gegen vier Straftäter Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung oder Sachbeschädigung. Die Stadt Backnang will zudem Bußgeldverfahren gegen Teilnehmer der Party einleiten. Trotz des Verbots waren rund 1000 Personen angereist. Die Polizei stehe mit Facebook und anderen Online-Portalen in Kontakt, um weitere Täter zu identifizieren. Sie werte zudem im Internet veröffentlichte Bilder und Videos aus. Für mögliche weitere Facebook-Partys kündigte Backnang neue Verbote an.

Die Polizei hat jetzt eine detaillierte Bilanz vorgelegt. Die Kosten, die durch den Großeinsatz der Ordnungshüter von Bund und Land angefallen sind, werden mit 120.000 Euro beziffert. Die Stadt Backnang rechnet zudem mit weiteren 20.000 Euro für die Aufwendungen von Sicherheits- und Ordnungsbehörden wie Freiwillige Feuerwehr, Rotes Kreuz, Bauhof oder Ordnungsamt. Die Sachschäden summieren sich auf mehrere Tausend Euro. Mittlerweile seien zudem mindestens 23 Straftaten bekannt geworden, darunter Körperverletzungen, Sachbeschädigungen, Aufforderungen zu Straftaten und Diebstahl.

Die Stadt hatte die Party mit einer Allgemeinverfügung bereits vorab verboten, weil man wegen der mehr als 20 000 Besucher, die sich über das Internetportal Facebook angemeldet hatten, um die allgemeine Sicherheit gefürchtet hatte. Doch auch die rund 1000 Jugendlichen, die letztlich kamen, haben laut der Einschätzung der Polizei ein hohes Gewaltpotenzial gehabt. Befeuert durch Alkohol und angestachelt von einzelnen „Anheizern“ seien „auf breiter Basis hemmungslos rechtliche, moralische und ethische Grenzen überschritten worden“, sagt Ralf Michelfelder, der Leiter der Waiblinger Polizei. Fast gleichzeitig seien zudem im Internet offenbar ganz gezielt Falschmeldungen über den Ablauf der Party verbreitet worden, etwa die, dass die Polizei Wasserwerfer einsetze.

Traurige Bilanz des Marsches

Die Marschroute der Kollegen hingegen habe gelautet, nur bei massiven Rechtsverstößen und in Gefahrensituationen einzugreifen. Leider habe die besonnene Linie seiner Beamten „bei Weitem nicht alle Partygänger erreicht“. Es sei „weltfremd zu glauben, dass bei einem unkoordinierten Ablauf der Party nichts passiert wäre“, sagt Michelfelder und kündigt für eine etwaige Folgeveranstaltung in Backnang eine „der Lage angepasste Gangart“ an. „Die traurige Bilanz dieses Marsches durch die Innenstadt wird unser zukünftig konsequenteres Handeln bestimmen.“ Die Stadt Backnang kündigte für mögliche weitere Facebook-Partys ein erneutes Verbot an.

Die Teilnehmer der Project X Party im Plattenwald haben ihre verbotene Zusammenkunft längst in allen Facetten im weltweiten Netz öffentlich dokumentiert. In dem Videoportal Youtube beispielsweise sind zahllose selbst gedrehte Filme von dem samstäglichen Event eingestellt. In Facebook selbst gibt es aber nicht nur Zustimmung, eine Gegenbewegung hat sich zusammengefunden, die sich von den Partys distanziert. Auch im Internetforum unserer Zeitung wird heftig über die Veranstaltung diskutiert.

Ein Großteil der Leser findet es richtig, dass die Verantwortlichen zur Kasse gebeten werden sollen. Ein „Mensch mit echten Freunden“ etwa meint, dass eine sechsstellige Strafe bei mehr als 20.000 Facebook-Freunden doch gar kein Problem sein dürfte. Seine einfache Formel: „Gemeinsames Fest = gemeinsame Kosten.“