Auf einer Fachtagung diskutieren Experten über die Ursachen der stark gestiegenen Immobilienpreise. Dabei gab es scharfe Kritik an der Kommunalpolitik.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Stuttgart - Der Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) Baden-Württemberg hat am Dienstag zu einer Fachtagung für Bauträger ins Hotel Le Méridien geladen. Dabei geriet vor allem die Kommunalpolitik ins Visier der Kritik der Referenten. Die Podiumsdiskussion drehte sich um die Frage, wer verantwortlich für explodierende Preise am Wohnungsmarkt ist – und wer etwas daran ändern kann. Ausgangssituation des Gesprächs, an dem die Landtagsabgeordneten Gabriele Reich-Gutjahr (FDP), Daniel Born (SPD), Martin Hahn (Grüne) und Tobias Wald (CDU) sowie Christian Bruch, Geschäftsführer des BFW Bund, und Henning Kalkmann, Vorstandsvorsitzender des BFW Baden-Württemberg, teilnahmen und das von StN-Redakteur Sven Hahn moderiert wurde, war die Beobachtung, dass sich die Situation in den vergangenen Jahren verschlimmert habe. Darin waren sich alle Gesprächsteilnehmer einig.

 

Wohnungsbau ist nicht nur in der Stadt eine Herausfordung

„Der Wohnungsbau wurde von der Politik in den vergangenen Jahren vernachlässigt“, sagte der CDU-Abgeordnete Tobias Wald. Er forderte einen Bürokratieabbau und widersprach damit der Aussage seines Parteivorsitzenden Thomas Strobl, der beim Neujahrsempfang des BFW vor wenigen Monaten noch gesagt hatte, dass es „realistisch betrachtet nicht möglich“ sei, die Landesbauordnung zu entbürokratisieren.

„Wir haben in den Verhandlungen zum sozialen Wohnungsbau gefordert, 300 Millionen Euro zu investieren“, sagte Daniel Born von der SPD. Aktuell liegt das Volumen, das das Land investiere, bei lediglich 200 Millionen Euro. Der Wohnungsbau müsse endlich zu einer Chefsache werden, forderte Born.

Wohnungsbau ist aber nicht nur in urbanem Raum eine Herausforderung. „Wie geht man mit der Schwierigkeit um, Wohnungsbau im ländlichen Raum mit Ballungszentren zu vereinbaren?“, wollte der Moderator von Gabriele Reich-Gutjahr von der FDP wissen. Diese betonte, dass es wichtig sei, auch abseits von Ballungsgebieten zu investieren, um der Landflucht entgegenzusteuern: „Dort muss vor allem die digitale Infrastruktur ausgebaut werden.“

Kritik am Begriff „Marktversagen“

Ein Begriff, den die Bauträger nicht auf sich sitzen lassen wollten, ist das „Marktversagen“. BFW-Vorstandsvorsitzender Henning Kalkmann kritisierte, dass sich Kommunen in die freien Märkte einmischten. „Das ist nicht deren Aufgabe, und Marktversagen hat sich niemand von uns vorzuwerfen“, sagte er in einem Vortrag.

In der Podiumsdiskussion im Anschluss gab sich Kalkmann dann etwas vorsichtiger: Auch viele der städtischen Wohnungsbaugesellschaften leisteten durchaus einen guten Job. „Aber ohne uns private Bauträger geht es nicht.“ Der Gesetzgeber dürfe den Unternehmen keine Steine in den Weg legen, forderte der BFW-Vorstandsvorsitzende. Denn ansonsten sei aus seiner Sicht eine Chance auf Besserung nicht in Sicht.