Die deutschen Filmfans lassen sich von steigenden Eintrittspreisen nicht abschrecken. Pünktlich zum Berlinale-Start meldet die Branche neue Spitzenergebnisse bei Umsatz und Besucherzahlen.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Ein Umsatzplus von 19 Prozent auf 1,17 Milliarden Euro und mit 139 Millionen Besuchern gut 14 Prozent mehr als im Vorjahr – diese satten Zuwächse sieht Peter Dinges als Beweis für „ein außergewöhnlich gutes Kinojahr“. Noch mehr aber freute den Chef der Filmförderungsanstalt (FFA) bei der Bilanzvorlage in Berlin, dass der deutsche Film „seine hervorragende Marktstellung erneut eindrucksvoll gezeigt hat“. Im Wettbewerb mit den großen US-Produktionen erlangten die hiesigen Filmemacher mit 27,5 Prozent den höchsten Marktanteil seit Erfassung der Kinobesucherzahlen.

 

Mit der Komödie „Fack ju Göhte 2“ (7,6 Millionen Besucher) lockte zudem ein deutscher Film die meisten zahlenden Besucher vor die Leinwand. Damit verwies die ulkige Schulsatire den Animationsfilm „Minions‘‘ (6,9 Millionen) und die James-Bond-Fortsetzung „Spectre“ (6,7 Millionen) auf Platz 2 und 3. Danach folgt mit dem Til-Schweiger-Melodram „Honig im Kopf“ (6,2 Millionen) ein weiterer deutscher Kinohit, der schon Weihnachten 2014 anlief und auf Platz 2 läge, wenn der Besucheranteil des vorvergangenen Jahres von einer weiteren Million Tickets eingerechnet würde. Insgesamt kauften 37,1 Millionen Besucher eine Kinokarte für deutsche Filme, in absoluten Zahlen das zweitbeste Jahr nach 2009 (39,9 Millionen) und ein Zuwachs um fast einem Sechstel.

Neun deutsche Filme mit mehr als einer Million Zuschauern

Wie immer konzentriert sich der Erfolg auf relativ wenige Kassenschlager. Immerhin neun deutsche Filme lockten 2015 mehr als eine Million Besucher in die Kinos, darunter die Hitler-Satire „Er ist wieder da“ und die Komödie „Der Nanny“. Insgesamt kamen 226 deutsche Produktionen auf die Leinwand. Auch finanziell geförderte, künstlerisch wertvolle und mit großen Hoffnungen gestartete Filme fallen nicht selten beim Publikum durch und werden zum wirtschaftlichen Flop.

Die Filmflut in den Kinos hält dennoch an. 2015 liefen 596 Erstaufführungen an, nochmals 26 mehr als im Vorjahr. Ein Viertel davon stammte aus den USA. Insgesamt konnten deutsche Kinobesucher aus mehr als 2400 Filmen wählen. Nur für 31 Streifen wurden jedoch mehr als eine Million Eintrittskarten verkauft.

Von immer höheren Eintrittspreisen lassen sich die Filmfans nicht abschrecken. Eine Kinokarte kostete im Schnitt 8,39 Euro, 34 Cent mehr als im Jahr davor und gut ein Viertel mehr als vor sieben Jahren. Besonders in Multiplexen und bei 3D-Filmen wird kräftig zugelangt. Der 3D-Boom lässt allerdings nach, 2015 kamen nur noch 38 neue Produktionen zumeist aus Hollywood in die Kinos, elf weniger als im Jahr davor. Der Marktanteil bei den Besuchern sank weiter auf noch knapp 22 Prozent.

Zahl der Spielstätten steigt leicht

Beim lange beklagten Kinosterben zeichnet sich derweil eine Trendwende ab. Die Zahl der Spielstätten ist im vergangenen Jahr um 18 auf 1648 gestiegen, ebenso die Zahl der Städte mit Kino um zehn auf 893. Zum Vergleich: 2010 gab es 1714 Filmtheater und in 954 Städten und Kommunen zumindest noch ein Kino. Vor allem auf dem Land fällt oft der letzte Vorhang in mittelständischen Betrieben, wenn Generationswechsel anstehen. Zumindest die Zahl der Kinosäle hat mit 4692 fast wieder den Stand von 2010 erreicht. Es gibt seit zwei Jahren wieder mehr Neueröffnungen als Schließungen. Das wertet FFA-Chef Dinges als ermutigendes Signal.

Die Rekordzahlen für den deutschen Film sehen die Filmförderer als Bestätigung ihrer nicht immer unumstrittenen Förderpolitik. Insgesamt unterstützten die FFA, der Bund mit dem Deutschen Filmförderfonds (DFFF) und die sieben Förderanstalten der Bundesländer die hiesige Kinofilmproduktion im vergangenen Jahr mit 311 Millionen Euro. Davon kamen 73 Millionen Euro von der FFA, die sich über Zwangsabgaben der Filmbranche finanziert, und gut 86 Millionen Euro vom Bund. FFA-Präsident Bernd Neumann warnte Bund und Länder davor, die Filmförderung zu reduzieren. Kinofilme seien unersetzlicher Teil der nationalen Kultur und Identität und benötigten wie in anderen Staaten öffentliche Unterstützung. Verfehlt sei es, die Qualität der Filme und der Förderung vor allem an der Teilnahme bei Filmfestivals wie der Berlinale festzumachen. Dort läuft in diesem Jahr nur eine allein deutsche Produktion im Hauptwettbewerb.