Eine gefährliche Spielerei lebt in Stuttgart wieder auf: Mit Laserpointern wird auf Flugzeuge oder Hubschrauber gezielt. Ein kleiner Strahl, der aber schnell zur großen Gefahr werden kann. Am Montag gab es gleich zwei Fälle.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Lange Zeit war Ruhe – doch nun scheint die gefährliche Spielerei mit Laserpointern wieder loszugehen. Die Stuttgarter Polizei hat noch keine heiße Spur zu dem Unbekannten, der am Montagabend auf ein Flugzeug gezielt hat. Eine Fahndung mit Hubschrauber über der Stadt blieb erfolglos. Die Kripo ermittelt nach dem Vorfall gegen 19.15 Uhr wegen gefährlichen Eingriffs in den Luftverkehr.

 

Betroffen war eine zweimotorige Piper, die von Schwäbisch Hall aus über dem Norden Stuttgarts unterwegs war. „Der Pilot hatte einen starken Lichtstrahl gemeldet“, sagt Polizeisprecher Thomas Doll. Offensichtlich traf der grüne Lichtstrahl aber eher den hinteren Bereich des Flugzeugs, das Cockpit wurde nicht getroffen. Freilich haben die Täter selten unter Kontrolle, was sie mit ihren Laser-Attacken anrichten. Die Quelle des Laserstrahls wurde im Bereich Pragsattel vermutet. Ein Täter konnte aber nicht mehr festgestellt werden.

Rettungshubschrauber im Visier

Einen weiteren Fall gab es zuvor gegen 17.15 Uhr: „Christoph 41“, der Leonberger Rettungshubschrauber der DRF-Luftrettung, hatte einen Notfallpatienten in das Universitätsklinikum Tübingen transportiert, als die Besatzung auf dem Rückflug zu ihrer Station von einem Laserstrahl getroffen wurde. Pilot und Notfallsanitäter konnten aus der Luft das Haus in Schönaich identifizieren, aus dem der Laserstrahl kam.

„Angriffe mit Laserpointern sind kein Dumme-Jungen-Streich, sondern stellen einen gefährlichen Eingriff in den Luftverkehr dar. Wir appellieren dringend an die Bevölkerung, unsere Hubschrauberbesatzungen nicht mit Laserpointern zu gefährden“, sagt Dr. Peter Huber, Vorstand der DRF-Luftrettung. In den vergangenen Jahren seien Rettungshubschrauber und Ambulanzflugzeuge der DRF-Luftrettung immer wieder Zielscheibe von Laserangriffen gewesen. Die in Leonberg stationierten rot-weißen Luftretter leisten jährlich rund 1100 Einsätze.

2016 war es relativ ruhig geworden

Offenbar werden in diesen Tagen wieder die leistungsstarken Strahler ausgepackt. Den letzten größeren Zwischenfall hatte es vor über einem Jahr in Zuffenhausen gegeben, als zwei Jugendliche in Halloween-Laune eine Streifenwagenbesatzung in der Haldenrainstraße mit Lichtstrahlen zu blenden versuchten. Bei einer Fahndung wurden zwei 17-Jährige festgenommen und zwei Laserpointer sichergestellt.

2016 ging es dagegen ruhiger zu. Bundesweit gab es im ersten Halbjahr 161 Laser-Attacken auf Flugzeuge. Im gesamten Jahr 2015 waren es 525 Fälle gewesen. „Der Rückgang ist aber kein Grund, sich erleichtert zurückzulehnen“, hat die Sprecherin der Deutschen Flugsicherung, Kristina Kelek, jüngst gewarnt. Das Dunkelfeld sei nämlich groß, viele Fälle würden gar nicht gemeldet.

Verschärfung der Gesetze gefordert

Die Pilotenvereinigung Cockpit fordert schon seit längerem eine Verschärfung der Gesetze. Demnach soll es für Laserpointer mit starker Leistung einen Waffenschein geben. Der Bundesrat hat die Bundesregierung auf Initiative von Baden-Württembergim Mai 2015 aufgefordert, sich auf europäischer Ebene für verbindliche Vorschriften einzusetzen.

Dabei sind nicht nur Flugzeuge im Visier – auch Lokführer, Autofahrer und auch Fußgänger werden zur Zielscheibe. In Nürnberg sind die Sicherheitskräfte besonders alarmiert: Dort gibt es den Ermittlungsfall über einen Jugendlichen, der am 13. Oktober auf der Rolltreppe einer U-Bahn-Station von einem grünen Laserlicht geblendet worden sein soll. Als sich die Sehfähigkeit des Jugendlichen nach Wochen verschlechterte, wurde Anzeige erstattet. Er soll auf einem Auge fast seine ganze Sehkraft eingebüßt haben. Ermittelt wird wegen gefährlicher Körperverletzung gegen Unbekannt. Die Strafen vor Gericht sind freilich überwiegend milde – es werden meist Geldstrafen ausgesprochen.