Er verließ seinen Posten und wurde von den Taliban gefangen genommen: Der Ex-Soldat Bergdahl erfährt seine Strafe. Bei dem Urteil könnte auch Präsident Trump eine Rolle spielen.

Raleigh - Der ehemalige US-Soldat Bowe Bergdahl erscheint am (heutigen) Montag vor einem Militärgericht, das über sein Strafmaß wegen Fahnenflucht entscheidet. Zunächst muss der Richter sich jedoch mit dem Vorwurf der Verteidigung beschäftigen, US-Präsident Donald Trump habe Bergdahl mit seinen Äußerungen um einen fairen Prozess gebracht.

 

Bergdahl bekannte sich in der vergangenen Woche der Fahnenflucht und des Fehlverhaltens vor dem Feind schuldig. Ihm droht nun lebenslange Haft. Eine Übereinkunft zwischen Verteidigung und Staatsanwaltschaft kam nicht zustande, Richter Jeffery Nance entscheidet damit frei über das Strafmaß. Die Anhörung könnte mehrere Tage dauern.

Dem 31-jährigen Bergdahl wird vorgeworfen, seine Kameraden im Jahr 2009 in Afghanistan in Gefahr gebracht zu haben, indem er sich unerlaubterweise von seinem Posten entfernte. Er wurde daraufhin von den radikalislamischen Taliban gefangen genommen. Diese ließen ihn im Mai 2014 im Gegenzug für fünf Taliban-Gefangene frei.

Obama holte Bergdahl 2014 mit Hilfe eines Gefangenenaustausches nach Hause

Das US-Militär startete drei Suchmissionen nach dem Vermissten, bei denen mehrere Soldaten schwer verletzt wurden. Ein Mitglied der Navy Seals erlitt eine Schusswunde am Kopf und trug schwere Hirnschäden davon. Er sitzt heute im Rollstuhl und kann nicht sprechen.

Es wurde erwartet, dass Richter Nance diese Verletzungen ebenso berücksichtigt wie das Schuldeingeständnis des Angeklagten und seine Jahre der Gefangenschaft. Bergdahl hat erklärt, sein Verhalten sei unentschuldbar.

Der damalige Präsident Barack Obama holte Bergdahl 2014 mit Hilfe eines Gefangenenaustausches nach Hause. Diese Entscheidung kritisierten die Republikaner scharf. Trump erklärte im Wahlkampf um die Präsidentschaft, Bergdahl sei ein Verräter, der erschossen werden müsse. Diese Äußerungen wertete der Richter nicht als Einmischung, weil Trump damals noch nicht Präsident gewesen sei.

Bergdahls Verteidiger verwiesen zuletzt auf Trumps Reaktion auf das Geständnis ihres Mandanten. Der Präsident erklärte dazu, er könne zu dem Fall nichts sagen, „aber ich glaube, die Menschen haben meine Kommentare in der Vergangenheit gehört“.