Der VVS erhöht zum kommenden Jahresanfang die Preise. Die Kreise und die Stadt Stuttgart zahlen, die Region fordert – und was tut der OB und Regionalrat Fritz Kuhn? Ein Kommentar von StZ-Redakteur Thomas Durchdenwald.

Stuttgart - Auch wenn am Mittwochnachmittag im regionalen Verkehrsausschuss viel über die VVS-Ticketpreise im Allgemeinen und im Speziellen geredet wurde – viel zu sagen haben die Regionalräte nicht. De facto legen die Verkehrsunternehmen Bahn, SSB und Busbetriebe die zum 1. Januar 2016 geplante Erhöhung um 2,5 Prozent fest. Und selbst in den Bereichen, in denen die öffentliche Hand Entscheidungen beeinflussen kann, steht die Region oft allein gegen die Stadt Stuttgart und die Kreise. Das liegt auch daran, dass die Region leicht Verbesserungen fordern und Fahrpreissteigerungen kritisieren kann, weil es die Stadt Stuttgart und die Kreise sind, die letztlich bezahlen müssen.

 

Dennoch hat die Region mit ihren öffentlichen Debatten und seit Jahren vorgetragenen Forderungen auch in den zögernden und hinter verschlossenen Türen tagenden VVS-Gremien manches bewirkt – vom Kurzstreckenticket bis zu Studenten- und Firmenabos. Die große Reform in der Tarifgestaltung, die viele Experten für nötig halten, wird aber wohl auch künftig scheitern, weil Verkehrsunternehmen, Region, Kreise und Stadt sich zumeist nur auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen können. So wird es auch weiter schrittweise vorangehen: bei den jährlichen Fahrpreiserhöhungen wie bei neuen Tarifangeboten. Der Anteil von Bahnen und Bussen am Verkehrsaufkommen wird sich mit dieser Methode kaum deutlich erhöhen lassen – jenseits aktueller Probleme wie der anhaltenden S-Bahn-Unzuverlässigkeit und Finanzierungsunsicherheit.

Was fehlt ist ein politischer Befreiungsschlag, momentan sind die Akteure aber in ihren Funktionen gefangen. Besonders delikat ist die Rolle von Fritz Kuhn, dem ein schwieriger Spagat abverlangt wird. Er ist Mitglied der grünen Regionalfraktion, die die vom VVS-Aufsichtschef Kuhn geforderte Preiserhöhung ablehnt. Der Stuttgarter OB leitet den Aufsichtsrat der städtischen SSB, die eine entscheidende Rolle bei allen Tariffragen spielt und deren Interessen oft mit denen der Region kollidieren, in der Kuhn als Vizepräsident amtiert. In diesem Dickicht von Ämtern und Interessen kann man schon mal den Überblick verlieren. Aber wenn solche Positionen in einer Person vereint sind, eröffnet das auch Chancen: Der Nahverkehr braucht eine politische Führung mit klaren Zielen.