Vor fünf Jahren hat eine knappe Mehrheit der Bürger eine Fahrradbahn auf dem alten WEG-Gleis abgelehnt. Jetzt kommt das Projekt wohl doch – nur viel teurer.

Vaihingen/Enz - Bahntrassenradeln ist in. Mehr und mehr Kommunen entscheiden sich dafür, ein altes, ungenutztes Bahngleis zu einem Radweg umzubauen. Die Vorteile liegen auf der Hand: so gut wie keine Steigungen, meist zentrale Lage – und satte Zuschüsse vom Land. Doch in Vaihingen/Enz gibt es noch ein altes Gleis im Dornröschenschlaf. Der jahrzehntelange Schlummer der alten WEG-Trasse zwischen Kleinglattbach, Vaihingen und Enzweihingen soll bald zu Ende gehen.

 

An diesem Donnerstag wird, so erwarten es alle Beobachter, der Vaihinger Gemeinderat den Weg für ein Vorhaben freimachen, das es schon seit einigen Jahren geben könnte. Eine Initiative hatte vor fünf Jahren einen Bürgerentscheid zum Thema „Fahrradbahn Vaihingen“ angestoßen. Damals, im Jahr 2009, stimmten nur 42 Prozent der Wahlberechtigten für diese Bahn. 2012 endete die Bindefrist für den Beschluss.

„Erfreulich, dass die Stadt inzwischen die Vorteile sieht“

Doch inzwischen scheint die Idee einer sicheren Radstrecke zwischen den drei größten Vaihinger Stadtteilen mehrheitsfähig zu sein. Selbst der Kleinglattbacher Ortschaftsrat hat seine jahrelange Skepsis überwunden und sich mit 5 zu 4 Stimmen für das Vorhaben ausgesprochen. Dort ist die Betroffenheit besonders groß, da das alte Bahngleis direkt an die Gärten einiger Hausbewohner angrenzt.

Nach so vielen Jahren will Rudolf Reuter nicht im Groll zurückblicken. „Es ist einfach erfreulich, dass die Stadt die Vorteile dieser Strecke inzwischen auch sieht“, sagt der ehemalige Kopf der Fahrradbahn-Initiative. Ein bisschen ärgerlich finde er aber schon das Thema Kostenentwicklung. Als Bauingenieur und Straßenbauer sei er nach wie vor der Ansicht, dass die Fahrradbahn in einer einfachen Variante für weniger als eine Million Euro zu haben gewesen wäre. Die Stadt hatte die Kosten vor dem Bürgerentscheid auf rund 1,5 Millionen Euro geschätzt. Doch nach einem neueren Gutachten liegen diese Kosten inzwischen bei knapp drei Millionen Euro. „Das ist eine ganz normale Kostenentwicklung“, sagt Reuter.

Gemeinderat will später Prioritäten setzen

Der Vaihinger Oberbürgermeister Gerd Maisch widerspricht der Annahme, dass die Stadt durch eine frühere Realisierung viel Geld hätte sparen können. Einerseits sei die städtische Haushaltslage 2009 sehr schwierig gewesen. Andererseits sei erst seit Kurzem geklärt, dass das alte Bahngleis nicht zur sinnvollen Reaktivierung tauge.

Noch sei aber unklar, wann es mit dem Umbau losgeht. Die Reaktivierung soll in die Pläne für das städtische Radroutenkonzept passen. Und dessen Prioritäten würden erst Anfang 2015 im Gemeinderat gesetzt. Die aktuelle Kostenprognose habe gute Gründe: Der Weg sei durchgehend beleuchtet geplant, mit drei Metern breiter als bislang vorgesehen, zudem seien 36 Anschlüsse ans übrige Radwegnetz einkalkuliert. „Wie viel wir davon wirklich brauchen, werden wir sehen“, sagt Maisch.