Freie Fahrt für Fahrradfahrer und Inlineskater: Der Abschnitt zwischen Bad Cannstatt und dem Stadtbezirk Hofen ist in der warmen Jahreszeit an Feiertagen und Wochenenden für Autos tabu.

Stuttgart - Die Hofener Straße zwischen Bad Cannstatt und dem Stadtbezirk Hofen wird vom 1. Mai an bis zu 3. November an Wochenenden und an Feiertagen für den Autoverkehr versuchsweise gesperrt. Die Vertreter der Grünen, der SPD und der SÖS stimmten am Dienstag im Ausschuss für Umwelt und Technik für das von der Verwaltung präsentierte Konzept. Dagegen votierten die CDU, die Freien Wähler und die FDP. Der grundsätzliche Beschluss zur Sperrung der Hofener Straße war im Ausschuss bereits vor einem Jahr gefallen. Die Verwaltung konnte allerdings erst jetzt eine sogenannte Ausführungsplanung präsentieren.

 

Demnach ist das zwei Kilometer lange Straßenstück vom 1. Mai an feiertags und an Wochenenden nur für Radfahrer, Inlineskater und Fußgänger frei gegeben. An Feiertagen müssen Autofahrer von 6 bis 22 Uhr sowie an Wochenenden samstags von 13 Uhr bis sonntags um 22 Uhr draußen bleiben. Für Anlieger, Vereinsmitglieder, Besucher sowie Ruderboottransporte auf Anhängern gibt es Ausnahmen; das Durchfahren der Hofener Straße während der Sperrzeiten ist aber nicht gestattet. Je nach Lage des Grundstücks müssen An- und Abfahrten über Bad Cannstatt oder über Hofen erfolgen. „Nur für den landwirtschaftlichen Verkehr und für Rettungsfahrzeuge ist die Durchfahrt immer möglich“, heißt es in dem Verwaltungskonzept.

Gelbe Blinklichter

„In Bad Cannstatt wird die Hofener Straße nach der Kreuzung mit der Gnesener Straße durch eine Halbschranke gesperrt“, erklärte Susanne Scherz vom Stadtplanungsamt den Stadträten. In Hofen stehe die mit gelben Blinklichtern ausgerüstete Schranke an der Wagrainstraße. Als Umfahrungen stünden den Autofahrern die Neckartalstraße oder die Steinhaldenstraße zur Verfügung.

Nach Angaben der Stadtplanerin dient die Sperrung der Hofener Straße vor allem der Sicherheit von Fußgängern und Radfahrern. Letztere müssen sich jetzt noch den nur drei Meter breiten Gehweg teilen. „An schönen Sonntagen sind dort fast 1900 Radler und mehr als 300 Fußgänger und Skater unterwegs“, erklärte Scherz. Das habe eine Zählung im vergangenen Jahr ergeben. Im Jahr 2006 seien es erst 1300 Radfahrer und 280 Fußgänger gewesen. Die erhebliche Zunahme der Radler führe an sommerlichen Wochenenden auf dem schmalen Gehweg zu einem gefährlichen Gedränge.

Kritik an der Umleitung

„Das ist eine deutliche Verbesserung für den Radverkehr“, erklärte Peter Pätzold, der Fraktionschef der Grünen. Der CDU-Stadtrat Philipp Hill monierte hingegen die lange Umleitungsstrecke für die Autofahrer über die Neckartalstraße. Dadurch würden Anwohner stärker belastet. „Die Freizeitradler können doch auch den auf der Münsteraner Seite vorhandenen Radweg nutzen“, empfahl er. Dieser Ansicht widersprach jedoch die Radwegeplanerin Scherz: „Wir brauchen leistungsfähige Wege an beiden Neckarufern, um das hohe Radleraufkommen an Wochenenden und Feiertagen zu bewältigen.“

„Eine gute Lösung“

Die SPD-Fraktionschefin Roswitha Blind bezeichnete das von der Verwaltung vorgelegte Konzept als „eine gute Lösung“, die Radfahrern und Fußgängern endlich mehr Sicherheit biete. Für den Stadtrat Joachim Fahrion von den Freien Wählern hat die Stadt hingegen eine „unnötige Planung“ präsentiert. Der FDP-Stadtrat Günter Stübel attestierte der Verwaltung ein sorgfältiges Vorgehen, bei dem auch auf Bedenken eingegangen worden sei.

Bei der Abstimmung setzten sich die Befürworter der Sperrung durch. Der grundsätzliche Beschluss, die 5,50 Meter schmale Hofener Straße in der wärmeren Jahreszeit an Wochenenden und Feiertagen für Autos zu sperren, hatten die Stadträte im Ausschuss aber schon im Mai 2012 nach einer kontroversen Diskussion gefasst.

Zuvor hatte das Stadtplanungsamt auch weniger strikte Varianten geprüft. Allerdings habe sich nur die Sperrung als wirksamer Schritt herausgestellt, hatte damals der Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD) im Ausschuss betont.

Den nun beschlossene Versuch wird die Stadt genau verfolgen. Eventuelle Fehlentwicklungen könnten dann vor dem endgültigen Beschluss korrigiert werden.