Der Weil der Städter Dieter Höfs ist Pony-Vierspännerfahrer aus Leidenschaft. Virtuos lenkt er seine Tiere vor der Kutsche und hat dabei die Weltmeisterschaft im französischen Pau in diesem Jahr fest vor Augen.

Weil der Stadt - Links und rechts nur ein paar Zentimeter Platz, lenkt Dieter Höfs seine vier Welsh-B-Füchse mit Erfahrung und Augenmaß aus der engen Hofeinfahrt in der Weil der Städter Innenstadt. Niemand würde hinter dem Tor und der schmalen Einfahrt einen Stall für neun Ponys vermuten, und es kommt ein wenig Fiaker-Gefühl bei der Ausfahrt mit dem international erfolgreichen Gespannfahrer auf. Munter marschieren Nando, Chamber, Lake und Pablo Richtung Schafhausen und ziehen kraftvoll die Kutsche.

 

Die Unterquerung der Umgehungsstraße entlockt einen verstohlen suchenden Blick nach einer Bremse. Wie mag man rund 1400 Kilogramm Lebendgewicht vor einer etwas über 300 Kilogramm schweren Kutsche mit drei Mitfahrern auf abschüssiger Strecke wohl kontrollieren? Für Dieter Höfs ist das Routine. Seit frühester Kindheit ist der Weil der Städter mit dem Kutschbock vertraut und seit Jahren festes Mitglied in nationalen Kadern. Seit zwei Jahren fährt er mit seinen Welsh Ponys wieder in der höchsten Liga, dem Bundeschampionatskader der Pony-Vierspänner, der zu Starts auf internationalen Gespannturnieren befähigt. Rund ein Jahr brauche es, so Höfs, bis ein Spitzengespann eingespielt ist.

Das Jahr 2012 war für den Weil der Städter sehr erfolgreich: Im Schlosspark von Windsor erzielte der Vierspännerfahrer in einem starken internationalen Teilnehmerfeld den dritten Platz und zeigt stolz das Foto mit der Queen vor seiner Kutsche. Mit den Plätzen drei und zwei bei den Starts im niederländischen Breda und vor heimischer Kulisse in Donaueschingen belohnte sich Höfs für den immensen zeitlichen und finanziellen Aufwand sowie Trainingsfleiß, den Gespannfahrer auf sich nehmen. Besonders gelungen war die Generalprobe für die Weltmeisterschaft der Pony-Vierspänner im französischen Pau. Über 1000 Kilometer waren Dieter Höfs und seine Grooms (Beifahrer) — sein Bruder Rainer und dessen Freundin Manuela Dieterle — zusammen mit fünf Ponys und zwei Kutschen unterwegs in das als Etappenziel der Tour de France bekannte Pyrenäenstädtchen. Mit einem dritten Einzelplatz in der kombinierten Wertung aus Dressur, Marathongeländestrecke und Kegelparcours und dem ersten Platz der Nationenwertung in der Gespann-Vielseitigkeit kehrte der Weil der Städter zurück und blickt nun optimistisch auf das WM-Jahr.

Gespannfahren auf höchstem Niveau ist an sich ein Vollzeitjob, und Dieter Höfs gibt unumwunden zu: „Die ganze Familie zieht mit, sonst ginge das weder finanziell noch von der Zeit her.“ Abends und nachts trainiere er zusammen mit seinem Bruder und dessen Partnerin. Beide gehen wie Höfs auch einer Arbeit mit 40-Stunden-Woche nach. Neben dem eigentlichen Fahren stehen auch Longieren, die Arbeit an der Doppellonge und Reiten auf dem Trainingsplan der vierbeinigen Sportler. „In der Liga, in der Dieter fährt, braucht man lockere, gut gymnastizierte Pferde“, erklärt Manuela Dieterle, die sich regelmäßig in den Sattel der Ponys schwingt und sie in Dressur und Springen trainiert, wenn sie nicht hinten auf der Kutsche steht. Dieser Ausgleich sei auch wichtig für den Kopf der Vierbeiner, die Höfs immer wieder auf den Positionen mit ihren unterschiedlichen Anforderungen durchtauscht, um auch dann noch ein gutes Ergebnis zu erzielen, wenn ein Spezialist im Gespann ausgetauscht werden müsste. Unerschrocken und mutig führen die Vorderpferde das Gespann an, wobei die Position vorne rechts traditionell dem Pferd vorbehalten ist, dass „Rechnen und Schreiben“ kann, während die an der Deichsel stehenden Vierbeiner mehr ziehen müssen.

Mit einem untrüglichen Gespür für Durchfahrtbreiten und feiner Hand — einhändig wohlgemerkt — lenkt Höfs die vier Füchse zielstrebig durch den stockenden Einkaufsverkehr hinter der Weil der Städter Stadtmauer zwischen Feuerwehrpfosten und Poller hindurch Richtung Stall. „Wir sind mit denen auch schon bei McDonalds durch den Drive in“, beruhigt der routinierte Kutscher grinsend. Ausgesprochen froh ist Höfs, dass die Stadt Weil der Stadt seinen Pferden in der Innenstadt so freundlich gesonnen ist. „Ein bezahlbarer Hof in der Umgebung ist leider nicht zu finden“, weiß der Elektriker, der bedauert, dass Sponsoren im Pony-Gespannfahren so rar sind und sich Unterstützer wünscht. Schon eine größere ebene Wiese am Rand von Weil der Stadt würde dem international erfolgreichen Gespannfahrer das Training erleichtern.

Zielsicher sind die vier Füchse wieder in die enge Hofeinfahrt eingebogen und zeigen, dass sie neben sportlichem Training auch eine Top-Erziehung genossen haben. Geduldig und entspannt warten der Hengst und die drei Wallache darauf, einzeln abgeschirrt und im Stall versorgt zu werden.