Nach 50 gefahrenen Kilometern macht der Akku schlapp. Springt der Hilfsmotor auch auf freier Strecke wirklich an? Ein Erfahrungsbericht.

Stuttgart - Das ist es also, das erste (angeblich) alltagstaugliche Auto mit Elektroantrieb: Der Ampera sieht zunächst mal aus wie jeder andere einigermaßen sportliche Viersitzer auch. Die Karosserie in der Trendfarbe Weiß ist futuristisch. Aber sonst? Warum sind viele Passanten so irritiert? Er klingt anders als andere Autos. Nämlich gar nicht. Wir schweben die ersten Kilometer wie auf Wolken. Allerdings endet der Gedankenflug spätestens, als uns die Nachbarin fast die Mülltonne in die Seite schiebt. Überhaupt müssen wir an jedem Übergang höllisch auf die Fußgänger aufpassen.

 

Innen ist uns vieles neu. Die Armaturen zeigen nicht bloß Stundenkilometer, Drehzahl oder Benzinverbrauch an. Der Bordcomputer bestimmt mit dem Display das Zentrum des Armaturenbretts. Mit einem Blattsymbol auf dem Tastenfeld der klobigen Mittelkonsole lässt er sich umschalten. Wir sehen, wie die Batterie den Motor mit Strom versorgt und umgekehrt der Motor die Batterie lädt, wenn wir bergab fahren. Außerdem können wir per Touchscreen den Fahrmodus ändern.

Mit dem Ampera soll es im Praxistest ins Legoland Günzburg gehen. Den Kindern zuliebe und weil dort auf dem Besucherparkplatz zwei Stromladesäulen für Elektroautos stehen. Rund 120 Kilometer beträgt die einfache Strecke. Die Hälfte müsste ausschließlich mit Strom zu machen sein. Mit einer Reichweite von bis zu 80 Kilometern bei voll geladener 16 kWh Lithium-Ionen-Batterie wirbt Opel für das „erste Kraftfahrzeug mit Elektroantrieb für den Alltag“. Noch bevor wir das Leihauto beim Händler im Stuttgarter Norden abholen, hat uns allerdings eine nette Frau angerufen und uns kleinlaut darauf hingewiesen, dass der Ampera bei frühsommerlicher Hitze nur bis zu 50 Kilometer schaffe. Die Klimaanlage brauche ja auch Strom.

Kaum ein Motorgeräusch

Am Abend vor dem Ausflug müssen wir das Auto laden. Gar nicht so einfach, denn wir haben für das mitgelieferte Ladekabel kein passendes Verlängerungskabel – dieses müsste einen größeren Durchmesser haben als üblich. Der Ampera parkt quer vor der Garage, so reicht das Kabel. Am nächsten Morgen geht es los, der Ampera schnurrt die Einfahrt herunter, und wir sind stets bemüht, am Ball zu bleiben. Der hüpft als grüne Digitalversion auf der Anzeige auf und ab. Er zeigt die Energieeffizienz an. Dreht er sich in seinem Körbchen, fahren wir so sparsam wie möglich. Daneben zeigt ein Batteriesymbol den aktuellen Ladestand an, im Display sehen wir die gefahrenen Kilometer und die Reichweite.

Bei etwa 50 gefahrenen Kilometern geht die grüne Ladesäule immer mehr gegen null. Laut dem Begleitheft schaltet sich bei längeren Strecken automatisch der Bordgenerator an. Er wird mit Benzin betrieben, versorgt den Motor mit Strom und lädt die Batterie. Was aber wenn nicht?

Ein verbleibender Stromkilometer wird angezeigt, da kommt die Ausfahrt zum Rasthof Gruibingen gerade recht. Zumal es auf den folgenden Autobahnkilometern wegen der Baustelle keinen Standstreifen gibt. Wir kurven durch den fast leeren Lastwagenparkplatz, schalten auf Bergmodus, damit der Verbrauch beim Beschleunigen größer wird. Und siehe da: nach drei Runden greift die Antriebsart mit Benzin nahtlos. Das Motorgeräusch ist kaum zu hören.

Der Benzinverbrauch steigt mit der Geschwindigkeit

Im Legoland angekommen zeigt der Tacho 53 mit Strom und 67 mit Benzin gefahrene Kilometer an. Das ergibt einen Durchschnittsverbrauch von 3,2 Litern pro 100 Kilometer. Die Stromtankstelle ist vorbildlich ausgeschildert. Wir sind die Einzigen, die hier parken. Fast vorn am Eingang, auch nicht schlecht. Wenn jetzt noch das Ladekabel zum Anschluss passen würde, wäre alles perfekt. Tut es nicht, aber das Problem ist anscheinend bekannt, bei der Gästeinfo gibt es das passende Kabel.

Während wir drinnen im Kinderparadies sämtliche Motorisierungen testen: Kanu, Boot, Miniauto, Zug, Achterbahn, lädt sich draußen der Ampera wieder auf. Als es heftig zu regnen beginnt, werden wir unsicher. Wie verträgt sich ein Stromkabel mit Nässe? Der Akku ist ohnehin voll, wir tragen das Leihkabel lieber gleich zurück.

Auf dem Rückweg geben wir auf der Autobahn Gas und nutzen die zugelassenen 169 Kilometer in der Spitze aus. Im Fahrgefühl wie übrigens auch im Komfort steht der Ampera der Konkurrenz in nichts zurück. Aber unser Benzinverbrauch geht mit der Schnelligkeit deutlich nach oben. Am Ende haben wir für die Hin- und Rückfahrt insgesamt etwa acht Liter Benzin gebraucht. E 10 wohlgemerkt. Macht beim Stand von rund 1,60 Euro für den Liter insgesamt 12,80 Euro.