Der Eiffelturm in grau-gelbem Dunst, Radfahrer mit Atemschutzmasken: Paris hat tagelang ausgesehen wie die Smog-Metropole Peking. Am Montag galt deshalb teilweise Fahrverbot. Mit Erfolg: die Stadt atmet wieder auf.

Paris - Noch immer hängt diese graugelbe Dunstglocke über der Stadt, die seit Tagen den Blick auf Eiffelturm und Montmartre trübt. Trotzdem atmet Paris auf. Dank eines am Montag um 5.30 Uhr in Kraft getretenen teilweisen Fahrverbots und weiterer Maßnahmen zur Luftreinhaltung ist der Anteil krebserregender Feinstaubpartikel unter den von der EU festgelegten Grenzwert von 80 Mikrogramm pro Kubikmeter gesunken. Zuvor hatten die Behörden Werte von bis zu 180 Mikrogramm registriert. Hauptverantwortlich für die Luftverschmutzung sind Dieselfahrzeuge und die Schwerindustrie. Windarmes Wetter und eine Warmluftschicht, die wie ein Deckel über der Stadt liegt und Staubpartikel nicht entweichen lässt, hatten das Problem drastisch verschärft.

 

Noch vor Sonnenaufgang waren am Montag 700 Polizisten ausgeschwärmt. In gelben Warnwesten postierten sie sich vor Ampeln oder Zebrastreifen, kontrollierten die Einhaltung des Fahrverbots für Autos, Lastwagen und Motorräder, deren Kennzeichen eine gerade Endziffer aufweist. Auf der Ringautobahn wachten Kollegen über die Einhaltung der wegen Smogalarms auf Tempo 60 reduzierten Höchstgeschwindigkeit. „Wir atmen wieder“, sagte ein Fahrradfahrer auf der Pariser Place de la Concorde, die seltsam verwaist wirkte. Bis zur Mittagszeit baten die Beamten 3000 uneinsichtige Fahrer zur Kasse. Pro Verstoß sind 22 Euro fällig. In ebenfalls 3000 Fällen ließen die Ordnungshüter freilich Gnade vor Recht ergehen. Schwangere, Patienten auf dem Weg zum Arzt, Lieferanten verderblicher Ware oder auch dringend benötigte Arbeitskräfte durften trotz gerader Endziffer weiterfahren. „Wir entscheiden pragmatisch von Fall zu Fall“, sagte ein Polizist. Fahrzeuge mit ausländischem Kennzeichen wurden durchgewunken. Sie sind vom Fahrverbot ausgenommen, genau wie Hybrid- und Elektroautos sowie Taxis.

Busse, Bahnen, Mietfahrräder – alles ist kostenlos

Eine Sprecherin der Pariser Präfektur lobte das Umweltbewusstsein der Bürger und verwies darauf, dass der Anteil der Verwarnten gemessen am üblichen Verkehrsaufkommen verschwindend gering sei. Dank des partiellen Fahrverbots, des ersten seit 1997, seien die im Berufsverkehr üblichen Staus um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Wer sein Auto stehen ließ, erfreute sich wie schon in den vergangenen drei Tagen gebührenfreier Parkplätze, kostenloser Busse, Bahnen, Mietfahrräder und elektrischer Leihwagen.

Andere Städte wie Grenoble, Lyon oder Bordeaux, die auch unter erhöhten Feinstaubwerten zu leiden haben, haben sich bisher nicht zu Fahrverboten durchringen können. Obwohl der Smogalarm das Bewusstsein für die Gesundheitsgefahren durch Feinstaub geschärft haben dürfte, zeigen Frankreichs Politiker wenig Neigung, das Übel an der Wurzel zu packen und die Luftverschmutzung etwa mit einer Steuererhöhung für Dieselkraftstoff oder der Verbannung des Autoverkehrs aus den Citys einzudämmen.

Knapp eine Woche vor den Kommunal- und zwei Monate vor den Europawahlen will kaum ein Politiker dem Autofahrer dauerhafte Einschränkungen und zusätzliche finanzielle Lasten zumuten. Allein die Grünen rufen dazu auf. Der Rest der Volksvertreter setzt auf einen Wetterumschwung und verfährt ansonsten nach der Devise: Wenn der Blick das nächste Mal im Dunst hängen bleibt, sehen wir weiter.