Der Eindruck trügt nicht. Unter den knapp 180.000 Flüchtlingen, die im ersten Halbjahr 2015 einen Asylantrag gestellt haben, waren zwei Drittel Männer. Noch extremer ist das Verhältnis bei Flüchtlingen aus muslimischen Ländern: unter den Syrern sind 75 Prozent Männer, unter den Irakern 70 Prozent, unter den Leuten aus Pakistan 90 Prozent. Zumindest bei den Syrern ist eine Erklärung, dass die Männer vorausreisen und ihre Familien (sofern vorhanden) noch in den Flüchtlingslagern verbleiben.

 

Es war aber bei Migrationsbewegungen zu allen Zeiten so, dass junge Männer überproportional häufig beteiligt sind. „In vielen Familien, die in Gefahr geraten, reichen die Ressourcen einfach nicht aus, um mehr als einem Mitglied die Flucht nach Europa zu finanzieren“, sagt Bernd Mesovic von Pro Asyl in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“. Aus verschiedenen Gründen würden dann eher die jungen Männer als Frauen oder Ältere und Kinder auf den Weg geschickt. „Für Männer erscheinen die Chancen höher, die Strapazen solch einer oft langen Reise zu überstehen“, sagt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. “Darüber hinaus kümmern sich in vielen Fällen Frauen um den Nachwuchs und bleiben aus diesem Grund eher in den Herkunftsländern zurück.“