Die Polizei wird nach Zuffenhausen zum Blumenzupfen gerufen: Passanten melden eine Marihuanaplantage am Straßenrand. Das vermeintliche Drogenfeld war jedoch eine mit Zierpflanzen angelegte Blumenrabatte.

Stuttgart - Der Killesberg ist nicht gerade als Kifferberg verschrien. So ist wohl zu erklären, dass dort noch niemand, kein Passant, kein Polizist auf die Idee gekommen ist, ein Gewächs namens Cleoma spinosa auszureißen, aus Angst, es könne Hanf sein. „Dort wachsen die zu Hunderten, und noch nie haben sie jemand gestört“, sagt Volker Schirner, der Leiter des Garten- und Friedhofsamts der Stadt.

 

In Zuffenhausen hingegen zupften am Freitag Polizisten mehr als 150 Spinnenblumen, so der deutsche Name der Pflanze, aus einem Beet. Denn Passanten hatten die Ordnungshüter gerufen und gemeldet, am Straßenrand werde Marihuana angebaut. Die Polizei kam, sah und schnüffelte, so bestätigt der Polizeisprecher Stefan Keilbach einen Bericht der „Bild“-Zeitung. Nach einer Inaugenscheinnahme entfernten die Beamten die Pflanzen „wegen des Verdachts einer Straftat“ und brachten sie ins Drogendezernat. „Dort verwelken die jetzt“, sagt Polizeisprecher Keilbach.

Wer Ähnlichkeiten sucht, der findet sie.

„Wenn man eine Ähnlichkeit zur Hanfpflanze sucht, findet man sie auch“, sagt Schirner. Polizeipräsident Franz Lutz hat Montag früh im Büro des Oberbürgermeisters angerufen und im Namen der Kollegen Besserung gelobt: Künftig werde die Polizei vorher bei den Experten im Rathaus nachfragen, bevor sie vermeintliche Drogenplantagen abräume. So selten sei der Hanfanbau nicht, sagt Keilbach. In diesem Jahr wurden schon 20 Plantagen entdeckt, vergangenes Jahr 30, 2012 waren es gar 69. Auch wenn das feine Näschen der Beamten im vorliegenden Falle versagt habe: „Die Fortbildung stimmt durchaus bei uns“, schiebt Keilbach nach.