Das Cannstatter Volksfest wurde am Freitag mit dem Fassanstich von OB Fritz Kuhn offiziell eröffnet. Trotz Pfeifkonzert von CDU-Anhängern bleibt der Oberbürgermeister gelassen und lobt das Bier.

Stuttgart - Am Freitagabend hat der Stuttgarter OB Fritz Kuhn (Grüne) auf dem Wasen seine Premiere am Holzfass gefeiert. Mit vier Schlägen hat er den Zapfhahn in das Fass im Hofbräu-Zelt von Festwirt Hans-Peter Grandl getrieben und damit das Volksfest offiziell eröffnet. Dabei schnitt er einen Schlag schlechter ab als vom baden-württembergischen Innenminister Reinhold Gall kurz zuvor prognostiziert. Keine gute Figur machte eine Reihe von jungen CDU-Anhängern beim Wasen-Auftakt. Die jungen Christdemokraten skandierten bei Kuhns Rede nicht nur den Namen ihrer Partei, sondern störten die Ausführungen des Oberbürgermeisters mit lauten Buh-Rufen und Pfiffen. Kuhn nahm es gelassen. „Stuttgart ist eine tolle Stadt, da braucht man nicht zu pfeifen“, sagte er und fügte hinzu: „In Stuttgart gibt es auch das beste Bier in Deutschland.“ Das Volksfest sei das größte Fest seiner Art – „ da brennt die Luft, da boxt der Papst.“ Kuhn wünschte den Schaustellern und Wirten mindestens vier Millionen Besucher, „das wäre neuer Rekord“. 5700 Gäste verfolgten den spannenden Auftakt im Hofbräu-Zelt.

 

Bereits am Nachmittag hatten die Schausteller ihre Buden und Fahrgeschäfte sowie die Wirte ihre Festzelte geöffnet. Von Anfang an herrschte reger Betrieb. Die Damen im Dirndl, die Herren in Lederhosen – wohin das Auge am Eröffnungstag auch blickte, überall waren zünftig gekleidete Wasen-Gäste zu entdecken. Sie sorgten auch dafür, dass schon zum Auftakt viele Maß Bier über die Tresen gingen und es in den Kassen der 325 beteiligten Betriebe kräftig klingelte.

Ärger über fehlende Fahrzeuge beim Festumzug

Nicht nur die Eröffnung des größten Festes im Land wird alljährlich mit großem Interesse verfolgt. Ein Besuchermagnet ist auch der Festumzug, der immer am ersten Sonntag des erstmals vor 195 Jahren gefeierten Festes stattfindet. Dieser zieht am Sonntag von 11 Uhr an durch Bad Cannstatts Straßen. Bis zu 200 000 Zuschauer werden bei schönem Wetter erwartet. Mehr als 4000 Teilnehmer in 104 Gruppen, 50 Festwagen, 200 Pferde, 20 schwäbisch-hällische Landschweine sowie das größte Geißbockgespann der Welt werden sich dabei, begleitet von vielen Musikkapellen aus dem ganzen Südwesten, vom Cannstatter Kursaal zum Festgelände bewegen.

„Auf einige historische Fahrzeuge, mit denen wir fest gerechnet hatten, müssen wir aber verzichten“, so der Cheforganisator Wulf Wager vom Volksfestverein. Für Fahrzeuge, die kein H-Kennzeichen haben, gab es von der Stadt keine Sondergenehmigung. „So etwas gibt es nur in Stuttgart“, sagt Wager verärgert. „Es wird für uns wegen der immer größeren Sicherheitsvorkehrungen jedes Jahr schwieriger, einen solchen Umzug auf die Beine zu stellen.“

Mindestens 3,5 Millionen Besucher werden erwartet

Auch eine 50-köpfige Schafherde sollte sich auf den Weg machen. Wegen einer grassierenden Schafkrankheit hätte der Verein aber von jedem Tier einen Gesundheitsnachweis erbringen müssen. Da dies nicht möglich war, untersagten die Ordnungsbehörden den Auftritt.

Bis zum 13. Oktober wird auf dem Wasen 17 Tage lang gefeiert. Mit mindestens 3,5 Millionen Volksfestbesuchern rechnet der In-Stuttgart-Geschäftsführer Andreas Kroll in diesem Jahr. Die Zahl könnte aber wegen des Bürgerfests anlässlich des Tags der Deutschen Einheit am kommenden Mittwoch und Donnerstag, zu dem Hunderttausende Besucher in der Landeshauptstadt erwartet werden, noch auf vier Millionen steigen.