Der Stürmer des Rekordmeisters FC Bayern München eckt beim Pokalsieg in Bochum mal wieder an. Unter anderem wird dem Holländer vorgeworfen, zu schnell zu fallen. Dafür wird er von den gegnerischen Fans beschimpft.

Bochum - Normalerweise sind die Männer vom FC Bayern München nach ihren Auswärtsspielen in großer Eile. Manchmal heißt es, das Team müsse noch einen Flug bekommen, aber oft ist ihnen auch anzumerken, dass sie einfach wenig Lust auf die Plaudereien mit den Reportern haben. Insofern war es bemerkenswert, dass sich Arjen Robben nach dem 3:0-Sieg seiner Bayern beim VfL Bochum noch in der Interviewzone aufhielt, als viele seiner Kollegen schon im Bus saßen.

 

Der Holländer genoss seine Rolle im Mittelpunkt. Erst tauchte er bei allen berichtenden TV-Sendern auf, dann unterhielt er sich ausführlich mit Berichterstattern aus Holland, scherzte, lachte und widmete sich am Ende geduldig den deutschen Reportern. Robben hatte gut gespielt, „es wird immer besser, ich brauche Rhythmus, Rhythmus, Rhythmus, jedes Spiel, jede Minute ist ein Schritt in die richtige Richtung“, sagte der Mann, dem an diesem Abend eine entscheidende Rolle zugefallen war. Und zwar nicht durch seine tadellose Leistung, sondern weil er an den beiden Schlüsselszenen beteiligt war.

Robbens Finger auf Irrwegen

Erst landete Robbens Finger in einem Zweikampf mit Timo Perthel versehentlich im Auge seines bis dahin auffällig starken Gegenspielers, der daraufhin ausgewechselt wurde. Und später stürzte er nach einem Kontakt mit Perthel-Ersatz Jan Simunek im Strafraum. Es gab einen Elfmeter für die Bayern und Rot für den Bochumer Verteidiger – das Stadion war fortan erfüllt mit Wut und Spott für Robben.

In Anspielung auf die misslungene Qualifikation der Niederlande sangen die Leute „Ohne Holland fahren wir zur EM“, Robben wurde bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen, und irgendwann brüllte das Publikum sogar: „Alle auf die Zehn“ – Robbens Rückennummer. Sie warfen dem Flügelstürmer vor, den Elfmeter mit einem dieser bei Fans verhassten theatralischen Robben-Stürze erschlichen zu haben. „Ach, hör doch auf, das ist Schwalbe und Freistoß andere Seite“, zürnte der Bochumer Trainer Gertjan Verbeek nach dem Spiel. „Fußball ist ein Kontaktsport, und wenn Robben Kontakt spürt, geht er liegen, das weiß ja jeder. Ich bin Holländer und schäme mich.“

Der Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer war sauer über diese Aussagen: „Die Schiedsrichter können nicht anders entscheiden. Man kann nicht ins Persönliche gehen, wie Verbeek das gemacht hat. Und ich kann nicht akzeptieren, wenn ein Trainer, der eine Vorbildfunktion hat, auf einen unserer Spieler losgeht.“ Robben selbst erklärte gelassen, es war „hundert Prozent Elfmeter, darüber gibt es keine Diskussion, das sind die Regeln“. Damit kam er der Wahrheit näher als Verbeek, auch wenn Münchens Trainer Pep Guardiola die Regel als „lächerlich“ bezeichnete.

Doppelbestrafung: Elfmeter und Rote Karte

Seit Jahren schimpft die Fußballwelt darüber, dass Schiedsrichter ein Foul im Strafraum, mit dem eine gute Torchance verhindert wird, mit einer Roten Karte und einem Elfmeter ahnden müssen.

Der Elfmeter sei Strafe genug, lautet die Mehrheitsmeinung, das Regelgremium hat auch schon oft über eine Abschaffung dieser Doppelsanktion debattiert, konnte sich aber nie zu einer entsprechenden Änderung durchringen. Diese Partie illustrierte nun beispielhaft, warum die Regel dem Fußball schadet: ein eigentlich sehr spannendes Spiel war plötzlich entschieden. „Rot“ für Simunek empfand auch Robben als „hart“, aber: „Ich habe die Regel nicht gemacht.“ Zwar verschoss Thomas Müller den Elfmeter, aber in Unterzahl hatte der Zweitligist natürlich keine Chance mehr gegen die großen Bayern, so dass Arjen Robben in aller Ruhe an seiner Form arbeiten konnte. „Ich komme immer weiter, das merke ich im Training und vor allen Dingen in den Spielen, ich werde immer besser, immer stärker“, sagte der 32-Jährige, der sich über weite Strecken der Hinrunde mit hartnäckigen Muskelverletzungen herumplagte.

Rechtzeitig vor der entscheidenden Phase der Saison ist der Routinier nun dabei, seine Form zu finden, und das ist wichtig. Denn die von Dauerunruhen durchgerüttelten Münchner sind defensiv zwar einigermaßen stabil, aber in der Offensive fehlt ihnen noch die Leichtigkeit des Herbstes. Arjen Robben kann helfen, das zu ändern. Er hat die Fähigkeit, Spiele durch seine Anwesenheit, seine Bewegungen und sein Zweikampfgeschick in eine bestimmte Richtung zu drehen. So wie in Bochum.