Wieder einmal sind die Münchner in der Vorreiterrolle. Seit diesem Montag hat der FC Bayern seinen eigenen TV-Kanal – als erster deutscher Bundesligaverein. Bei anderen europäischen Topclubs ist das Fan-TV aber schon längst üblich.

München - Am Dienstag konnten sich alle Fans des FC Bayern noch einmal das 8:0 gegen den Hamburger SV anschauen. Auf dem neuen 24-Stunden-Kanal des deutschen Branchenführers lief die Wiederholung des Ligaspiels vom Samstag. Ob die Rückschau die geeignete Einstimmung auf das Pokal-Viertelfinale an diesem Mittwoch (20.45 Uhr/ARD) gegen den FC Schalke war, steht allerdings noch in Frage.

 

„Es sieht aktuell so aus, dass es für uns gegen eine Viererkette einfacher ist“, sagte Bayern-Kapitän Philipp Lahm mit Blick auf die havarierte Abwehr des HSV. Und Arjen Robben gab zu Protokoll. „Manchmal sind mehr Stürmer auf dem Platz gut gegen eine Fünferkette“, befand Robben und verwies auf die kommenden nationalen Gegner neben Schalke, auf den 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt: „Alle spielen mit fünf Verteidigern, da müssen wir vielleicht noch ein bisschen mehr angreifen.“ Am Donnerstag geht dann Trainer Carlo Ancelotti am Herd in die Offensive. Gemeinsam mit dem bekannten TV-Koch Alfons Schuhbeck wird Ancelotti, ein leidenschaftlicher Genießer, im hauseigenen Sender am Herd stehen. Im Werbetrailer, den der FC Bayern vor dem Start seines TV-Kanals veröffentlicht hatte, steht Ancelotti im dunklen Pullover neben Schuhbeck, der gerade die Zutaten mischt.

Trainer Ancelotti steht mit Alfons Schuhbeck am Herd

Am Montag um elf Uhr hat der deutsche Branchenführer als erster Fußballclub hierzulande seinen neuen 24-Stunden-Sender gestartet. Der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge empfing die Zuschauer zum offiziellen Beginn von „FC Bayern.tv live“ und präsentierte dabei einen zweiten Trailer, der wie der erste jene Tonlage vorgab, dem der Hauskanal auch danach folgte: jubelnde und fröhliche Bayern, Konfettiregen, jede Menge Pokale und Heldenverehrung in Zeitlupe, unterlegt von emotionaler Musik. Zu Wort kamen die prominentesten Spieler wie Lahm, Müller und Robben, der „exklusive Einblicke und einzigartige Formate“ versprach. Im Studio-Talk ging es danach um Ancelotti. Rummenigge verkündete die nicht wirklich exklusive Nachricht, dass der Italiener „ein sehr angenehmer Mensch“ sei. Nach 20 Minuten gab es die erste Wiederholung.

Dass der FC Bayern nach einer kostenfreien Testwoche für 5,95 Euro im Monat kein journalistisch motiviertes Produkt anbietet, ist natürlich keine Überraschung. Es ist ein Fan-TV, mit dem der Verein seine Strategie erweitert, selbst Nachrichten zu produzieren – oder das, was der Fan dafür halten soll. Über soziale Netzwerke wie Twitter und Facebook betreibt der Verein dies längst. Das Fan-TV folgt einem Trend, den im Fußball andere europäische Großklubs wie Real Madrid, der FC Barcelona oder Manchester United längst gesetzt haben. Kritikfreies Werbefernsehen statt journalistischer Berichterstattung. Welche Interessen dabei verfolgt werden, hat Andreas Jung, Marketing-Vorstand des FC Bayern, jüngst verdeutlicht. In den digitalen Medien „haben wir die Möglichkeit, selbst Einfluss zu nehmen. Wir sind nicht abhängig von anderen, die über uns reden, sondern wir haben die Möglichkeit, selbst die Botschaft rauszusenden“, sagte er. Das Entscheidende sei, „dass man die eigene Marke so positionieren und steuern kann, wie man das möchte“. Die Kommunikationsherrschaft soll bei den Vereinen liegen – nicht bei den klassischen journalistischen Medien.

FC Bayern will seine eigene Marke positionieren

Nach der Wiederholung des HSV-Spiels folgte im Club-TV am Dienstagvormittag die Wiederholung eines Beitrags, in dem am Trainingsgelände Geschenke an Fans verteilt wurden. Eine FC-Bayern-Bodylotion für eine Anhängerin war darunter, begleitet von der Frage, ob sie sich freue. „Ja, mega“, sagte die junge Frau. Danach wurden Tweets der Bayern-Profis präsentiert wie jener von Kingsley Coman, der fast zum Sendermotto taugte („Always positive“).

In den aktuellen „News“ gab es immerhin etwas Nachrichtliches: Alaba und Sanches sind gegen Schalke fraglich. Ob sie spielen, entscheide sich kurz vor dem Anpfiff, sagte Ancelotti später auf der Pressekonferenz. „FC Bayern.tv“ war dabei ausnahmsweise wirklich live auf Sendung.