Trotz aller Dominanz hat der FC Bayern das erste Giganten-Duell gegen Real Madrid verloren. Die Königlichen konterten die Bayern eiskalt aus und sind jetzt im Vorteil. Die Zuversicht beim Titelverteidiger ist aber noch groß.

Madrid - Viel Ballbesitz, kein Ertrag: Eiskalt ausgekontert von Superstar Cristiano Ronaldo und Co. hat der FC Bayern auf dem Weg zur historischen Titelverteidigung eine bittere Niederlage kassiert. Trotz deutlicher Dominanz verlor die Elf von Trainer Pep Guardiola im Halbfinal-Hinspiel der Champions League im Giganten-Duell bei Real Madrid am Mittwoch 0:1 (0:1) und steht damit vor dem Rückspiel am kommenden Dienstag unter Zugzwang. Ein Sieg mit zwei Toren Unterschied ist nötig, will der deutsche Meister am 24. Mai in Lissabon zum vierten Mal in fünf Jahren ins Endspiel der Königsklasse einziehen.

 

„Das Ergebnis ist nicht zufriedenstellend“, sagte Guardiola, der aber mit dem Auftreten seiner Mannschaft zufrieden war: „Ich bin sehr stolz. Wir haben viel Charakter bewiesen gegen eine der stärksten Mannschaften der Welt. Wir wollten ein Spiel mit viel Ballkontrolle. Was gefehlt hat, war der Abschluss.“ Trotzdem sei er optimistischer als vor dem Spiel, ergänzte Guardiola: „Wir werden alles geben und uns steigern.“

Karim Benzema erzielte den Siegtreffer für die mit einer geschickten Kontertaktik agierenden Königlichen, die damit nach vier verlorenen Halbfinals gegen „La Bestia Negra“ (die schwarzen Bestien) seit 1976 auf ein Weiterkommen hoffen dürfen. Für die Münchner setzt sich dagegen nach den zuletzt durchwachsenen Bundesliga-Auftritten zumindest die Ergebniskrise fort. Es fehlte vor dem Tor die nötige Effizienz.

Kaum hochkarätige Torchancen für die Münchner

„Wir wollten es besser machen, aber so leicht ist es auch nicht. Das sind Weltklasse-Spieler auf Top-Niveau“, sagte Bayern-Kapitän Philipp Lahm, blieb aber für das zweite Spiel zuversichtlich: „Wir spielen zu Hause. Es ist noch alles möglich. Wir haben oft bewiesen, dass wir Spiele drehen können.“ Arjen Robben sprach „von keinem guten Ergebnis“. Trotzdem sei das Selbstvertrauen noch groß. „Wir haben gut gespielt. Real Madrid ist eine super Mannschaft, aber wir dominieren das Spiel. Es fehlten nur Zentimeter.“

Vor 90 000 Zuschauern im Fußball-Tempel Santiago Bernabeu, darunter auch der spanische König Juan Carlos, waren die Bayern von Beginn an um Dominanz und Spielkontrolle bemüht. Die Münchner ließen den Ball in ihren Reihen ansehnlich zirkulieren, zu hochkarätigen Torchancen kamen sie aber kaum. Anders dagegen die Königlichen aus Madrid: Das erwartete Offensivfeuerwerk blieb zwar aus, stattdessen agierte Real ganz untypisch aus einer dicht gestaffelten Defensive mit einer überfallartigen Kontertaktik.

Die Kontertaktik der Gastgeber ging auf

Bereits nach 14 Minuten hatte der deutsche Meister, bei denen Mario Mandzukic den Vorzug vor Thomas Müller in der Sturmzentrale erhalten hatte, 4:0 Ecken herausgeholt, während Real kaum aus der eigenen Hälfte kam. Gefährlich wurde es für den Weltmeister-Torhüter Iker Casillas zwischen den Pfosten der Spanier in der ersten Hälfte aber kaum, mal abgesehen von einem abgeblockten Schuss von Toni Kroos (18.). Kurz vor der Pause setzte noch Kapitän Philipp Lahm den Ball ans Außennetz (40.).

Umso bitterer für den Titelverteidiger, dass die Kontertaktik der Gastgeber gleich aufging. Nach einem schnellen Umschalten entwischte Fabio Coentrao Bayerns Verteidiger Jerome Boateng, sein Pass musste Benzema in der Mitte nur noch einschieben. Für den Franzosen war es der fünfte Treffer in der laufenden Königsklassen-Saison. Und es wäre beinahe noch schlimmer für die Guardiola-Elf gekommen: Nach einer Flanke von Luka Modric vergab Ronaldo freistehend aus kurzer Entfernung (26.). Zuvor war der Portugiese mit einem Kopfball gescheitert (20.).

Es fehlte die zündende Idee

Erst eine Stunde vor dem Anpfiff hatte Reals Coach Carlo Ancelotti, der als Trainer noch nie gegen die Bayern verloren hat, das Rätselraten beendet und den Superstar in die Startelf beordert. Dort fehlte dagegen 100-Millionen-Mann Gareth Bale. Beeinträchtigt durch eine Erkältung und Magenbeschwerden saß der Waliser zunächst auf der Bank. Stattdessen kam Angel di Maria über rechts, und der Argentinier hatte bei einer weiteren Unachtsamkeit der Bayern-Hintermannschaft kurz vor der Pause eine Riesenchance, als er aus kurzer Entfernung verzog (41.).

So waren die Bayern mit dem 0:1 zur Pause noch gut bedient - trotz 79:21 Prozent Ballbesitz und 9:1 Ecken. Es fehlte schlicht der entscheidende Pass, die zündende Idee, was auch daran lag, dass Franck Ribery die von Karl-Heinz Rummenigge prophezeite „Weltklasseleistung“ schuldig blieb und in der 72. Minute für Mario Götze ausgewechselt wurde.

Bis dahin hatte sich kaum etwas am Spielverlauf geändert. Der spanische Pokalsieger hatte weiter die besseren Chancen, vor allem in Person von Ronaldo. Der Portugiese prüfte Bayerns Schlussmann Neuer zweimal aus spitzem Winkel (47. und 68.), ehe er unter lautstarkem Jubel für Bale Platz machte. In der Schlussphase drängten die Bayern vehement auf den Ausgleich, die eingewechselten Müller (81.) und Götze (84.) vergaben aber beste Chancen.