Dem FC Nöttingen steht ein großes Spiel ins Haus: Am Sonntag muss der Club im DFB-Pokal gegen den FC Bayern ran. Nöttingens Trainer Michael Wittwer erklärt, warum er die Bayern im Vorfeld der Partie nicht analysiert hat.

Nöttingen - Der Oberligist FC Nöttingen empfängt am Sonntag (16 Uhr in Karlsruhe) im DFB-Pokal den FC Bayern. Der Trainer Michael Wittwer erklärt, warum er vor dem Spiel den Gegner nicht analysiert hat – und warum ihm als Ex-KSC-Spieler ein Bayern-Aufkleber noch heute Spott einbringt.

 
Herr Wittwer, unmittelbar nach der Pokal-Auslosung hat Ihr Clubchef den Bayern schon zum Weiterkommen gratuliert. Hätte der FC Nöttingen denn nicht wenigstens so tun können, als hätte er eine kleine Siegchance?
Ich glaube, wir wären schlecht beraten, wenn wir nur wegen einer billigen Schlagzeile jetzt die Klappe aufreißen würden, wo wir doch genau wissen, dass wir nicht auf eine Mannschaft treffen, die wir mal eben so herspielen.
Immerhin haben Sie Erfahrung im DFB-Pokal. Seit Sie 2010 Trainer wurden, stand der FCN dreimal in der ersten Runde: Gegen Hannover, Schalke und jetzt die Bayern. Mehr geht jetzt nicht mehr, oder?
Unser Verein ist erst 1957 gegründet worden, wir haben noch ein paar lebende Gründungsmitglieder. Fragen Sie die mal, ob die sich damals hätten vorstellen können, dass ihr Dorfverein mal ein Pflichtspiel gegen die großen Bayern austrägt. So was passiert nur einmal im Leben.
Das klingt aber sehr demütig. Als jemand, der alle seine 149 Bundesligaspiele für den KSC bestritten hat und aus der Region kommt, werden Sie doch nicht . . .  
Doch. Und um ehrlich zu sein, war ich schon als Kind Bayern-Fan. Ich bekomme von meinen ehemaligen Karlsruher Mitspielern, mit denen ich seit Jahren in der KSC-Traditionself spiele, auch noch heute vorgehalten, wie ich in den Achtzigern beim ersten Training vorgefahren bin. Mit einem alten Opel Rekord, und hintendrauf der Bayern-Aufkleber. Als die dann später die ganzen Kollegen aus Karlsruhe weggekauft haben . . .
Kreuzer, Sternkopf, Scholl, Kahn, Fink. . .
. . . da waren die Fans auf der Palme, aber wir Spieler fanden es normal, dass jemand geht, wenn er die Chance hat, höherklassig zu spielen und viel mehr Geld zu verdienen.
Moment mal, Sie selbst sind doch ihr ganzes Leben zwei Vereinen treu geblieben. Dem KSC. Und dann dem FCN, für den Sie auch schon als Spieler aktiv waren.
Ehrlich gesagt, wurde ich auch nie von Angeboten überhäuft, da war höchstens mal ein Zweitligist interessiert. Und da bin ich dann doch lieber beim KSC geblieben, das war damals auch ein ähnlich familiär geführter Verein wie heute Nöttingen.
Nöttingen hat offenbar vieles richtig gemacht. 2500 Einwohner, der Etat wird von 150 Kleinsponsoren gedeckt – und letzte Saison holten Sie trotz des Abstiegs immerhin 37 Punkte in der Regionalliga, wo immerhin Vereine wie Saarbrücken, Offenbach oder Waldhof Mannheim spielen.
Auch wenn wir abgestiegen sind, haben wir aus den Möglichkeiten hier schon das Optimum rausgeholt. Aber bei uns lügt sich keiner in die Tasche. Regionalliga ist mit unseren finanziellen Möglichkeiten das Höchste der Gefühle. Dementsprechend freuen sich hier alle über das Rampenlicht.
Wie bereitet man sich eigentlich auf ein Spiel vor, bei dem man jeden gegnerischen Spieler hundertmal im Fernsehen gesehen hat?
Es wäre lächerlich, wenn wir da jetzt ein Analyseteam rausschicken, das elf Bayern zerfleddert. Meine Spieler lachen mich doch aus, wenn ich denen erzähle: Der Lahm, der kann nix.
Wie motivieren Sie Ihre Spieler trotzdem?
Indem ich sage, dass sie selbstbewusst aufspielen sollen. Wir wollen uns gut präsentieren und am Sonntagabend mit einem guten Gefühl zurückblicken: ein gutes Fußballspiel, ein tolles Event, das wär’s . . .
Und Sie haben die Bayern wirklich nicht beobachten lassen?
Mein Sohn war mit einem Mitarbeiter der Nachwuchsabteilung in Wolfsburg und hat mir ein paar Sachen aufgeschrieben.
Aber der ist auch Bayern-Fan?
Natürlich.