Annette Thrum hat sich den Meistertitel gesichert – im Einzel und in der Seniorenklasse. Die Degerlocher Fechterin hat sich in Bad Dürkheim durchgesetzt. Und das trotz 39 Grad Fieber.

Degerloch - Vor 21 Jahren hat Annette Thrum schon einmal einen deutschen Meistertitel im Degenfechten gefeiert: 1994 sicherte sie sich gemeinsam mit den Teamkolleginnen des Heidenheimer SB diese Auszeichnung im Mannschaftswettbewerb der Aktiven. Nun, gut zwei Jahrzehnte später, durfte sich die Degerlocherin wieder darüber freuen, auf nationaler Ebene Beste zu sein. Diesmal allerdings im Einzel und in der Seniorenklasse. In Bad Dürkheim sicherte sich das Mitglied des tus Stuttgart mit einem 10:6-Finalerfolg gegen Judith Stihl aus Waldkirch die Goldmedaille bei der deutschen Meisterschaft der Degendamen in der Altersklasse 40 bis 49 Jahre.

 

„Ich wusste, dass ein Platz unter den besten Acht auf jeden Fall drin ist, aber dass ich am Ende ganz oben stehe, hat mich selbst am allermeisten überrascht“, sagte Thrum nach der Rückkehr aus der Pfalz. Der Titelgewinn war nicht nur deshalb bemerkenswert, weil die hauptamtliche Pfarramtssekretärin der evangelischen Kirchengemeinde im Hoffeld als Nummer fünf der deutschen Rangliste ursprünglich nicht gerade zum allerengsten Favoritenkreis gezählt hatte. Sondern auch deshalb, weil der Traum vom Finale eigentlich schon zweimal ausgeträumt war, noch ehe das mit 26 Teilnehmerinnen besetzte Turnier so richtig angefangen hatte.

Sie wollte eigentlich absagen

Am Tag des Wettkampfs hatte die zweifache Mutter nämlich 39 Fieber und eine starke Erkältung und wollte die Fahrt zu den Titelkämpfen eigentlich schon kurzfristig absagen. Als dann auch noch das erste Gefecht des Tages gleich verloren ging, schien das anschließende Happyend schon in unerreichbarer Ferne zu sein. Dann jedoch folgte die Wende und sieben Siege aus acht weiteren Duellen, einschließlich des Finalerfolgs gegen die amtierende Titelverteidigerin aus Südbaden. „Meine Krankheit war mein ganz großes Glück. Dadurch habe ich wesentlich defensiver gefochten als normalerweise, was meine Gegnerinnen, die mich sehr gut kennen, verwirrt hat“, erzählt die deutsche Meisterin.

15 Jahre hat die in Stuttgart geborene und am Haigst aufgewachsene Thrum, die als Jugendliche und Aktive eine ausgezeichnete Ausbildung an der Talentschmiede auf der Ostalb erhalten hat, mit dem Fechtsport pausiert. Erst vor zwei Jahren, als die 14-jährige Tochter Lea die Sportart für sich entdeckt hat, wurde der Ehrgeiz der heute 44-Jährigen wieder geweckt. Seitdem wird wieder regelmäßig beim Stammverein tus Stuttgart und bei der TSF Ditzingen, dem Club der Tochter, trainiert. Zudem bestreitet Thrum alle vier Turniere für die deutsche Rangliste, die zwischen März und Juni anstehen.

Die erste internationale Bewährungsprobe

In diesem Jahr kommt nun freilich noch ein fünfter Wettbewerb dazu: die Europameisterschaften der Senioren, die vom 14. bis zum 17. Mai in Porec (Kroatien) ausgetragen werden. Für Annette Thrum wird das die erste große internationale Bewährungsprobe. „Ich weiß noch gar nicht, was ich mir da als Ziel setzen soll“, sagt die Degerlocherin, die zudem für einen Länderkampf gegen Großbritannien Ende Juni in Darmstadt nominiert wurde.

Eine andere sportliche Bewährungsprobe ist derweil am Montagabend in die Hose gegangen. Gemeinsam mit den tus-Kolleginnen scheiterte Thrum im regionalen Halbfinale des Deutschlandpokals mit 27:45 am Lokalrivalen PSV Stuttgart. „In diesem Wettbewerb wird Florett gefochten, das ist nicht so mein Ding. Ich habe mich schon als Jugendliche auf den Degen spezialisiert, weil da mehr taktiert wird und mir das mehr liegt“, sagt Annette Thrum.