Das deutsche Fedcupteam geht selbstbewusst in die Fedcup-Partie gegen Tschechien - obwohl die Tschechinnen die Tennis-Favoritinnen sind.

Stuttgart - Solch einen großen Bahnhof hat es für das deutsche Fedcupteam schon lange nicht mehr gegeben. Im vierten Stock des Stuttgarter Porsche-Museums saßen am Montag die fünf Tennisspielerinnen Andrea Petkovic, Sabine Lisicki, Julia Görges, Angelique Kerber und Anna-Lena Grönefeld zum ersten Mal auf dem Podium - und ihr Pressetermin wurde nicht nur von freundlichen Worten, sondern auch von einem auf eine große Leinwand projizierten Film eingeleitet.

 

Darauf waren in kurzen Sequenzen die fünf Spielerinnen zu sehen: wie sie kraftvoll gegen Tennisbälle schlugen, aber vor allem wie sie jubelnd die Fäuste ballten und ihre Erfolge feierten. Davon gab es zuletzt einige. Und so zeigte dieser Film insbesondere, warum die fünf und ihre Teamchefin Barbara Rittner auf dem Podium saßen - und neben ihnen der Präsident des Deutschen Tennis-Bundes (DTB), Karl-Georg Altenburg, aber vor allem der Vorstandsvorsitzende von Porsche, Matthias Müller.

"Jeder von ihnen ist ein Grand-Slam-Sieg zuzutrauen"

Nach all den Erfolgen der deutschen Tennisspielerinnen in den vergangenen Monaten ist es auch für die großen Unternehmen wieder schick, sich mit ihnen zu schmücken. Und nun bekommt dies auch der DTB deutlich zu spüren. Der Sportwagenhersteller tritt mindestens für die nächsten drei Jahre als Hauptsponsor des Fedcupteams auf und unterstützt die Profis sowie den Nachwuchs mit einem "stattlichen Geldbetrag", wie Müller mitteilte, genaue Zahlen wollte er nicht nennen.

Warum Porsche besonders die fünf Topspielerinnen sponsort? "Weil sie Vorbilder sind", sagte Müller. Vorbilder, die mittlerweile mit starken Turnierergebnissen und hohen Platzierungen in der Weltrangliste wuchern können. Petkovic steht dort an Position zehn, Lisicki an 14, Görges ist 21. und Kerber belegt Platz 27. Für die 21-jährige Mona Barthel, die sich bis auf Rang 43 hochgespielt hat, ist aufgrund der großen Leistungsdichte in der deutschen Mannschaft zurzeit gar kein Platz.

"Jeder von ihnen ist ein Grand-Slam-Sieg zuzutrauen", sagte der DTB-Präsident Altenburg und jubilierte: "Das Frauentennis hat in Deutschland einen neuen Stellenwert." Altenburg erkennt bei den Spielerinnen zudem das Potenzial, zum ersten Mal seit 1992 wieder "den Fedcup zu gewinnen". Zunächst müssen sie dafür in der ersten Runde am Wochenende in der Stuttgarter Porsche-Arena die Tschechinnen besiegen, und die sind Titelverteidiger.

"Wir sind eine eingeschworene Gruppe"

"Sie sind zwar der schwerstmögliche Gegner", sagte Rittner. Doch die Kölnerin ist optimistisch, dass ihr Team die Gegnerinnen um die Weltranglistenzweite Petra Kvitova schlagen kann - auch ohne Andrea Petkovic. Die Darmstädterin hatte sich vor den Australian Open einen Ermüdungsbruch zugezogen und absolviert gerade ihre Rehabilitation. "Wir haben so viel Qualität, um diesen Ausfall irgendwie kompensieren zu können", sagte Rittner. "Mit Andrea Petkovic wären wir noch stärker gewesen, aber wir werden die Partie auch ohne sie offen gestalten, weil wir so viele Topspielerinnen dabei haben."

In Anbetracht der starken Weltranglistenplatzierungen treten die Deutschen selbst ohne Petkovic sogar mit dem stärksten Fedcupteam seit 1996 an, damals spielten noch Steffi Graf (Nummer eins) und Anke Huber (Nummer fünf) mit. Rittner betont deshalb immer wieder, wie stolz sie auf ihre Schützlinge sei. Viele von ihnen begleitet die 38-Jährige schon seit sie Jugendliche sind. "Wir sind eine eingeschworene Gruppe", sagte die Teamchefin. "Auch die Konkurrenz in der Mannschaft ist sehr gesund."

Einen weiteren Vorteil sieht Rittner darin, dass ihre Mannschaft wieder in Stuttgart antritt. Den Sieg gegen die USA im April 2011 haben die Spielerinnen stets als einen Höhepunkt des Vorjahres bezeichnet. Görges gewann danach den Porsche-Grand-Prix, Lisicki stürmte ins Wimbledon-Halbfinale und Petkovic in die Top Ten. "Wir haben eine besondere Verbundenheit zu Stuttgart und der Arena, wir kommen nach Hause", sagte Rittner. Und auch wenn sie zugibt, das Team spüre nun leichten Druck, betonte sie: "Schade, dass ich zu alt bin, um mitzuspielen."