Der Umstieg vom Auto auf die Schiene ist auch am Donnerstag beim dritten Feinstaubalarm in Stuttgart nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Die Landes-CDU will den Alarm bei einer Regierungsbeteiligung nach der Landtagswahl abschaffen.

Stuttgart - Der dritte Feinstaubalarm für den Großraum Stuttgart mit Appellen, das Auto stehen zu lassen, geht an diesem Freitag um 24 Uhr zu Ende. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) sagt einen verbesserten Luftaustausch vorher. „Die meteorologischen Voraussetzungen für die Aufrechterhaltung des Alarms sind dann nicht mehr gegeben“, sagt Uwe Schickedanz, der Leiter der Wetterberatung Stuttgart des DWD. Die Entspannung werde aber nicht lange dauern: „Bereits zu Beginn der neuen Woche ist es sehr wahrscheinlich, dass nächtliche Inversionen und abflauender Wind den Luftaustausch stark beeinträchtigen“, so Schickedanz. Dann würde gegen den krebserregenden Staub Alarm Nummer 4 ausgelöst werden.

 

Von Mitte April bis Oktober wird es voraussichtlich gar keinen Feinstaubalarm mehr geben, weil es durch die stärkere Sonneneinstrahlung keine Inversion (die untere Luftschicht im Kessel wird durch die obere abgeschirmt) mehr gibt.

Wasen-Parkplatz ist gähnend leer

Wenn es nach Nicole Razavi, der verkehrspolitischen Sprecherin der CDU im Landtag geht, wird es bei einer Regierungsbeteiligung der Christdemokraten im Herbst keinen Alarm mehr geben. Es sei „sinnlos, die Alarme auf der jetzigen Basis fortzusetzen“, sagt Razavi. Autofahrer stiegen nicht auf Bus und Bahn um, weil sie „kein gleichwertiges Angebot“ vorfänden.

Dass der Umstieg vom Auto auf die Schiene bisher nicht von Erfolg gekrönt ist, zeigt das Beispiel Cannstatter Wasen. Bei Feinstaubalarm können Pendler ihr Auto kostenlos auf dem Wasen abstellen und mit der Linie U 11 zum Hauptbahnhof fahren. Der Parkplatz war am Donnerstag aber gähnend leer. Jürgen Kaufmann, Geschäftsführer der Firma Neckar Parking, ist den Anblick gewohnt: „Bisher waren es beim Alarm nie mehr als zehn Autos am Tag, eher weniger.“ Jürgen Gerst aus der Nähe von Backnang ist einer der wenigen, der das Angebot am Donnerstag nutzt: „Ich nehme die Warnung ernst und will meinen Teil zu sauberer Luft beitragen.“ Er kommt später zur Arbeit als sonst, die erste U 11 fährt um 8.24 Uhr. „Ich habe dadurch morgens mehr Leerlauf“, sagt Gerst.

Die Fraktion von SÖS/Linke-Plus im Gemeinderat forderte am Donnerstag verbindliche Fahrverbote. Das Regierungspräsidium müsse sie im Luftreinhalteplan regeln. „Wenn jetzt keine Fahrverbote ausgesprochen werden, muss man von Körperverletzung im Amt sprechen“, sagte Fraktionschef Hannes Rockenbauch.