Haben die Berufspendler nun in Massen das VVS-Kinderticket gelöst? Haben die Autofahrer Stuttgart gemieden? Verlässliche Zahlen gibt es am Donnerstag zum Start des Feinstaubalarms noch nicht. Aber erste Eindrücke.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Stau auf der B 14 im Heslacher Tunnel, vier Kilometer lange Blechkolonnen auf der B 10 und B 27 zwischen Stammheim und der Borsigstraße in Feuerbach, Stau in Stammheim, zäher Verkehr auf der B 27 auf den Fildern: Der Feinstaubalarm in Stuttgart, der am Donnerstag gestartet wurde, hat das Verkehrsaufkommen im morgendlichen Berufsverkehr offenbar nicht merklich verringert.

 

„Ein Donnerstag wie jeder andere“, sagt ein Sprecher des Verkehrslagezentrums im Innenministerium, „der Donnerstag ist inzwischen ein Schwerpunkttag wie am Freitag.“ Der Stau im Norden Stuttgarts war offenbar Folge einer Überlastung. Auch wer durch Stammheim ausweichen wollte, musste sich gedulden.

Wieder drei bis fünf Prozent weniger Autos?

Wie sich der Feinstaubalarm auf das Verhalten der Autofahrer auswirkte, ob tatsächlich weniger Autos am Donnerstag unterwegs sind – „das alles können wir frühestens in drei Tagen sagen“, erklärt der Leiter der Integrierten Verkehrsleitzentrale (IVLZ), Ralf Thomas. Dazu müsste die Verkehrszählungen des kompletten Tages abgewartet und von Freitag an ausgewertet werden. „Und das braucht Zeit“, so Thomas.

Dass die Verkehrsexperten hierfür voraussichtlich drei Tage brauchen, liegt daran, dass ein passender Vergleichstag gefunden werden muss, mit Plausibilitätsprüfung der Zahlen. „Wenn an einem solchen Tag ein Unfall auf der Autobahn mehr Verkehr in der Stadt produziert hätte, würde das ein verzerrtes Bild ergeben“, sagt Thomas.

Bei der letzten Feinstaubsaison habe man jedenfalls feststellen können, dass im Berufsverkehr „etwa drei bis fünf Prozent weniger Fahrzeuge unterwegs“ gewesen seien, sagt Thomas. Dabei waren auch mal bis zu acht Prozent weniger Autos unterwegs. An vielen Tagen seien, stellt der IVLZ-Chef fest, jedenfalls „die Spitzen ein bisschen gekappt“ worden.

Unsicherheit beim Lösen des Kindertickets

Die Bahn AG prüft derzeit, ob die S-Bahnen voller als sonst gewesen sind. So sieht es zunächst aus: „In den S-Bahn-Stationen auf der Stammstrecke gab ein leicht erhöhtes Aufkommen an Reisenden“, sagt ein Bahnsprecher. Dafür gab es erstmals einen besonderen Anreiz: Die Einzelfahrt konnte zum Kindertarif gelöst werden. Viele waren allerdings unsicher: „Ich habe jetzt mal ein Kinderticket gelöst und auch gleich die Seite aus der Zeitung mitgenommen“, sagt eine Frau, „falls ein Kontrolleur meckert.“ Unklar war für viele Bahnbenutzer, ob der Kindertarif im gesamten VVS-Gebiet gültig ist – oder ob dies nur für Fahrten durch die Stuttgarter Innenstadt gilt. Die Antwort lautet: Ja, die Regelung gilt im gesamten Verbundgebiet.

Nach ersten Eindrücken gab es bei den Stadtbahnen der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) „kein merklich stärkerer Andrang als sonst“, sagt SSB-Sprecher Hans-Joachim Knupfer. Die Sonderlinie U 19 vom Neckarpark in Richtung Cannstatter Wilhelmsplatz sei am Morgen von 70 Fahrgästen genutzt worden. „Ihren eigentlichen Zweck als Entlastung der U 2 nach Neugereut erfüllt die U 19 natürlich sehr gut“, so Knupfer. Bei der U 13 verteile sich das Fahrgastaufkommen besser als bisher, seit der Takt auf der Linie verdichtet wurde.