Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann will mit einer Art von freiwilligem Fahrverbot den Feinstaub in Stuttgart bekämpfen. Das ist inkonsequent und wird nicht funktionieren, meint StZ-Lokalchef Holger Gayer.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart - Man darf Winfried Hermann getrost unterstellen, dass er seine eigenen Maßnahmen für unzureichend hält. Immer wieder hat der Verkehrsminister mit grünem Parteibuch verklausuliert erklärt, dass aus seiner Sicht nur ein partielles Fahrverbot geeignet sei, die Feinstaub- und Stickoxidwerte in Stuttgart wirklich zu senken. Dieses aber drei Monate vor der Landtagswahl zu verkünden und die Grünen damit wieder einmal in den Ruf zu bringen, eine Verbotspartei zu sein, schreckte den wahlkämpfenden Minister offensichtlich so sehr ab, dass er lieber Sanftmut walten lässt statt klare Vorschriften zu machen. Das Problem wird er so aber nicht lösen.

 

Sieger trotz Stau ist das Auto

Mehr als 800 000 Autos passieren täglich die Stuttgarter Stadtgrenzen, im Durchschnitt besetzt von 1,24 Personen. Die Folge: Staus und Abgase ohne Ende. Trotzdem reihen sich Berufspendler (wie der Verfasser dieser Zeilen) am nächsten Morgen wieder in die nächste Blechschlange ein, weil sie wissen, dass der Umstieg auf die öffentlichen Verkehrsmittel sie ganz persönlich auch nicht weiterbringen würde. Denn es ist erstaunlich, aber wahr: Der Sieger im Wettbewerb der Verkehrsmittel ist auch in punkto Schnelligkeit trotz aller Staus fast immer das Auto – übrigens sowohl innerstädtisch als auch von draußen kommend. Diese Erkenntnis ergänzt sich prima mit dem Genuss der Vorzüge der Individualität im eigenen Fahrzeug und den aktuell niedrigen Spritpreisen. Die Folge: Es triumphiert der persönliche Vorteil über das schlechte Umweltgewissen. Diese Entscheidung wird der gemeine Autofahrer freiwillig nicht korrigieren.