Die Umwelthilfe lobt die Kontrollen in den Umweltzonen in Stuttgart. Bei Kommunen im Umland sieht der Verband noch Verbesserungsbedarf. Derweil wird immer deutlicher, dass eine Temporeduzierung alleine nicht ausreichen wird, um das Problem in den Griff zu bekommen.

Stuttgart - Es ist ein bisschen wie beim Fußball. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) verteilt immer im Frühjahr Rote und Gelbe Karten – damit bestraft sie Städte und Gemeinden, die in Umweltzonen nicht ausreichend kontrollieren. Aber es gibt auch Grüne Karten für jene Kommunen, die nach Ansicht der DUH „mustergültig“ die Plakettenpflicht überprüfen – sowohl im fließenden Verkehr als auch an parkenden Autos. Bundesweit gehört rund ein Drittel der 60 von der DUH befragten Städte in diese Kategorie der Musterschüler. Dazu zählen auch Städte in der Region: die Landeshauptstadt, die noch in den Vorjahren mit einer Roten Karte für mangelnde Kontrollaktivitäten bedacht worden war, aber auch Ludwigsburg, wo es eine große Umweltzone mit den Nachbargemeinden gibt, Herrenberg und Leonberg.

 

Zahl der Bußgeldbescheide als Maßstab

Als Maßstab nimmt die Umwelthilfe, dass es 2013 mehr als 100 Bußgeldbescheide im ruhenden Verkehr und mehr als 50 im fließenden Verkehr gab und zugleich pro 1000 Einwohner ein Mindestmaß an Verstößen verfolgt wird. Wer dies erfüllt, sieht Grün. „In diesen Städten werden sowohl parkende wie auch fahrende Pkws, Busse und Lkws auf ihre Zufahrtsberechtigung in die Umweltzonen kontrolliert und Verstöße angemessen geahndet“, sagt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Umwelthilfe. In Stuttgart, wo seit 1. Januar 2012 nur noch die grüne Plakette freie Fahrt ermöglicht, sind im vergangenen Jahr mehr als 10 000 Plakettensünder verwarnt (40 Euro, ein Punkt) worden. Seit dem 1. Mai gibt es keinen Punkt mehr, es werden aber 80 Euro fällig.

Kritik an Kontrollen in der Region

Nicht zufrieden ist die DUH mit den Kontrollaktivitäten in Urbach (Rems-Murr-Kreis), wo zwar vier von fünf möglichen Punkten erreicht wurden, aber die Überwachung des ruhenden Verkehrs nicht ausreichend sei, und in Wendlingen (Kreis Esslingen), wo nicht ausreichend kontrolliert werde – Urbach erhielt die Gelbe, Wendlingen die Rote Karte.

Landesweit sinkt die Belastung, in den Städten steigt sie

Mit den Umweltzonen soll bekanntlich erreicht werden, dass Fahrzeuge mit hohem Schadstoffausstoß nicht mehr in die Stadt fahren dürfen. Kombiniert mit dem technischen Fortschritt haben diese Maßnahmen in den vergangenen Jahren zu einem Rückgang des Schadstoffausstoßes im Straßenverkehr geführt, wie es in einem Beitrag im neuen Monatsheft des Statistischen Landesamts heißt. Allerdings sind innerorts die Belastungen eher gestiegen, beispielsweise beim Stickstoffdioxid. Eine vergleichbare Entwicklung gibt es beim Feinstaub. Bei diesen kleinsten Luftpartikeln sind die jährlichen Emissionen im Straßenverkehr im Jahr 2012 landesweit auf einem Wert gewesen, der 60 Prozent unter dem des Jahres 1995 lag. In den Städten lag sie hingegen geringfügig über dem Wert von 1995.

Ruf nach Einschränkungen für Autos

Allerdings machen die Autoren der Studie deutlich, dass die Partikel, die aus dem Auspuff kommen, mittlerweile nur noch die Hälfte des Feinstaubproblems darstellen. Der Reifen- und Bremsabrieb mache inzwischen fast 44 Prozent der vom Straßenverkehr verursachten Feinstaubfracht aus, was die Statistiker zu dem Schluss veranlasst: „Selbst bei einer weiteren Minderung der abgasbedingten Emissionen ist deshalb bei unverminderten Pkw-Jahresfahrleistungen kaum mit einer durchgreifenden Reduzierung der Feinstaubemissionen zu rechnen.“ Denn auch umweltschonende Autos mit Elektro- oder Hybridantrieb, die 2012 laut der Statistik nur einen Anteil von knapp einem Prozent hatten, fahren auf Reifen und müssen bremsen. Aus Sicht von Matthias Lieb, Landesvorsitzender des Verkehrsclub Deutschland, stellt dies zwar das von der Stadt jüngst beschlossene Tempo 40 auf Steigungsstrecken im Stuttgarter Osten nicht infrage, wie er auf einer Podiumsdiskussion seines Verbands sagte. Es müssten aber weitere Maßnahmen wie die Förderung des ÖPNV oder Restriktionen für den Autoverkehr hinzukommen.

Das fordert auch die Bürgerinitiative Neckartor, die am Samstag um 15 Uhr zu einem Demonstrationszug vom Friedensplatz zum Österreichischen Platz aufruft. Am Neckartor werden die höchsten Feinstaubbelastungen im Land gemessen.