Winfried Hermann war zu Gast bei der Felderrundfahrt des Landwirtschaftlichen Ortsvereins Plieningen. Die Landwirte beklagten vor allem den Verlust ihres Bodens durch Bauprojekte und Ausgleichsflächen.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Plieningen - Der Boden ist das, wovon die Landwirte leben, „deswegen müssen wir ihn schützen mit allem, was wir haben“, sagte Ortsobmann Michael Gehrung vom Landwirtschaftlichen Verein Plieningen bei der alljährlichen Felderrundfahrt. An ihr nahmen am Mittwoch neben Vertretern unter anderem der Stadt und der Deutschen Bahn auch Verkehrsminister Winfried Hermann teil. Der Minister, der zu seiner ersten Felderrundfahrt in Plieningen perfekt ausgerüstet mit Sonnenbrille und Mütze kam, zeigte sich überaus interessiert an der Arbeit und den Problemen der Landwirte.

 

Vor allem die immer kleiner werdenden Nutzflächen machen den Bauern zu schaffen. Zum einen sind daran die Ausgleichsflächen der Messe, die sogenannten Trittsteine, schuld, zum anderen verschiedene Bauprojekte. Bei den Trittsteinen handelt es sich um Naturflächen, die Wildtieren wie Feldlerche und Rebhuhn als Rückzugsort dienen sollen. Dadurch würden aber die landwirtschaftlichen Nutzflächen zerschnitten, Unkraut und Schädlinge breiten sich aus, bemängeln die Landwirte. „Die Trittsteine sind nutzbare Flächen, die uns fehlen“, sagte Michael Gehrung. Winfried Hermann entgegnete, dass die Trittsteine durchaus sinnvoll seien für den Artenschutz, „wir müssen Flächen erhalten, die nicht Bebauungs- oder Ackerfläche sind“. Es sei aber wünschenswert, die Trittsteine besser zu bündeln, statt einzelne Inseln auf den Äckern zu pflanzen.

Nirgends sind die Böden so gut wie hier

Auf den sattgrünen Feldern der Landwirte finden sich Pfosten, die mit rot-weißem Flatterband und Plastiksäcken gekennzeichnet sind. Sie signalisieren, wo im Zuge von S 21 Baustraßen und Baulager entstehen sollen. Zum Leidwesen der ansässigen Landwirte: „Wo ein Baulager beziehungsweise eine Straße ist, wird der Boden nie mehr so, wie er war“, sagte Gehrung.

Doch genau hier, auf den Fildern, ist der Boden von besonderer Qualität. „So gute Böden gibt es nur hier bei uns.“ Anderswo könne man den Spaten gerade mal zehn Zentimeter problemlos in die Erde treiben, hier dagegen bis in große Tiefen, wie sogleich mit einer Bohrung bewiesen wurde. Was die Schraube zu Tage förderte, war feinster Humus. „Die Bauarbeiten zerstören unsere guten Böden“, sagte der Ortsobmann.

Man muss Kompromisse finden

„In den vergangenen 30 Jahren ist um den Flughafen viel gebaut worden“, sagte Minister Hermann, „ich kann die Landwirte verstehen, die um jeden Meter Boden kämpfen“. Es müsse Ziel sein, dass die guten Böden erhalten blieben beziehungsweise nach der Bauzeit wieder uneingeschränkt nutzbar seien, sagte Winfried Hermann. „Wir wollen so wenig Eingriffe wie möglich“, beschwichtigte Christophe Jacobi von der Deutschen Bahn.

Es müssten Kompromisse gefunden werden zwischen Bahnprojekt, Acker- und Naturflächen. „Man muss auch in Zukunft miteinander schwätzen“, appellierte Michael Gehrung, „jeder muss Kompromisse machen, der ganze Bahnhof ist ein einziger großer Kompromiss von oben bis unten.“

Sorgen machen sich die Landwirte auch wegen eines geplanten Logistikzentrums auf Neuhauser Gemarkung. Sie befürchten ein verstärktes Verkehrsaufkommen in Plieningen. Hermann argumentierte, dass es die Kommunen seien, die über die Flächen verfügen, nicht das Land. „Wir haben da null Einfluss, ob da die Firma Schenker hinkommt oder nicht.“