Auf den Feldern in Kleinhohenheim tut sich so einiges: Unter anderem werden hier Linsen angepflanzt, zusammen mit Erbsen und Hafer. Warum, das wissen die Agrarwissenschaftsstudenten, die die Versuche betreuen.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

Hohenheim/Schönberg - Wer beim Wort Linsen nicht sofort an Spätzle denkt, hat entweder gerade gegessen oder ist kein Schwabe. Einige Studenten der Universität Hohenheim denken dabei aber eher an kalte Hände und Feldversuche.

 

Auf den Feldern Kleinhohenheims bei Schönberg wachsen auf einem circa 2000 Quadratmeter großen Feld Linsenpflanzen heran, die Teil verschiedener Versuche sind. „Linsen sind sehr zarte Pflanzen“, erklärt Ellen Boland vom Institut für Kulturpflanzenwissenschaften, Fachgebiet Allgemeiner Pflanzenbau, „sie brauchen eine Stützfrucht.“ Also eine andere Pflanze, die neben der Linsenpflanze wächst und ihr sozusagen beim Aufrechthalten hilft. Sonst kann es vorkommen, dass die Linse unter sich zusammenklappt. Die Versuche entworfen hat Sabine Gruber, Professorin des Fachgebiets Allgemeiner Pflanzenbau. „Wir sind seit 2008 in der Linsenforschung aktiv“, berichtet sie. Der direkte Draht zu den Landwirten ist ihr wichtig, sagt sie: Sie geben Rückmeldung, inwieweit die Versuche auch Auswirkungen auf die Praxis haben.

Hafer und Erbse stützen die Linsen

Bisher ist Hafer eine verbreitete und gut geeignete Stützfrucht, so Ellen Boland, allerdings sei er nach der Ernte von den Landwirten kaum weiter zu verwerten, außer als Viehfutter. „Darum experimentieren wir nun im zweiten Jahr mit Erbsen als Stützfrucht“, berichtet Boland. Damit verlässliche Zahlen herauskommen, werden die Versuche stets auf mehrere Jahre angelegt.

Ein Teil der Linsenpflanzen wird auch mit Hafer angepflanzt, damit später verglichen werden kann: Welche Linsen gedeihen besser? Wie dicht müssen Erbsen und Hafer ausgesät werden, damit die Linsen optimal gedeihen? Welches Unkraut wächst dabei am meisten?

Um das Unkraut kümmern sich an diesem kalten Vormittag Lukas Bär und Julia Bader. Beide studieren Agrarwissenschaften und werden über die Linsen-Versuche ihre Bachelorarbeiten schreiben. Heute knien sie zwischen den Reihen an ausgesäten Linsen und legen einen Metallrahmen an verschiedenen Stellen an. Dann wird gezählt: Wie viel Unkraut wächst in dem Bereich innerhalb des Rahmens? Und welches Unkraut ist es? Mit Lehrbüchern, Papier und Bleistift bewaffnet suchen die Studenten die Parzellen nach Unkraut ab. Ist welches gefunden, wird es gezählt und bestimmt.

Die Felder in Kleinhohenheim sind eine Biofläche, und als solche werden sie nicht gegen Unkraut behandelt. „Diese Ackerbegleitflora ist bis zu einem gewissen Grad ja auch wünschenswert“, erklärt Ellen Boland. Beispielsweise, weil sie auch Lebensraum für Insekten und anderes Getier ist.

Ende März sind die Linsen mit ihren Partnerpflanzen ausgesät worden. Im Juni werden sie blühen, erwartet Boland. „Linsen sind noch wenig züchterisch bearbeitet.“ Bei anderen Kulturfrüchten reife immer alles gleichzeitig: „Bei der Linse ist das anders: Wenn unten an der Pflanze erntefertige Hülsen hängen, blüht es oben noch.“ Geerntet werden kann voraussichtlich im Juli oder August, je nachdem, wie sich das Wetter entwickelt.

Einsatz und Interesse sind gefragt

„Die Versuche erfordern viel Einsatz und viel Interesse von den Studenten“, sagt Ellen Boland. Etwa alle 14 Tage sind die Studenten vor Ort und schauen nach, was sich auf den Feldern tut. „Ich finde die große Vielfalt bei den Linsen sehr spannend“, sagt Julia Bader. „Es ist nicht nur ein Versuch: Das Ergebnis hat auch Praxisvorteile für die Landwirte.“ Auch Lukas Bär macht es Spaß, selbst etwas umsetzen zu können: „Es ist toll, eigene Daten zu produzieren, einen Versuch selbst zu verfolgen, mit allen Schwierigkeiten, die auftreten können, in Eigenverantwortung.“

Das Schwabenherz will natürlich wissen: Was passiert mit den geernteten Linsen? Die werden getrocknet, gedroschen und dann ebenfalls untersucht, erklärt Ellen Boland. Einige müssen als Saatgut fürs nächste Jahr gesichert werden, andere werden als Versuchsbeweis aufbewahrt, beispielsweise, falls wissenschaftliche Artikel dazu entstehen. Und der Rest? Die können dann doch auf dem Teller landen. „Ich habe noch Vorräte aus den Versuchen des vergangenen Jahres“, verrät Ellen Boland. „Die kommen bei mir zuhause auf den Tisch.“