Seit gestern steht ein 35-jähriger Ukrainer in Stuttgart vor dem Landgericht, weil er im Dezember vor zwölf Jahren in Fellbach seinen Chef erschlagen haben soll.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

Fellbach - Seit Mittwoch steht ein 35-jähriger Ukrainer in Stuttgart vor dem Landgericht, weil er im Dezember vor zwölf Jahren in Fellbach einen Mann erschlagen haben soll. Er hatte sich nach der Tat ins Ausland abgesetzt und wurde im Sommer vergangenen Jahres geschnappt, als er von der Ukraine nach Polen einreisen wollte.

 

Der heute 35 Jahre alte Mann hatte damals im Kreis Ludwigsburg gewohnt und für einen Slowenen gearbeitet, der in Fellbach-Schmiden ein Malergeschäft besaß. Auch am Morgen des 17. Dezember 2000 soll er zur Arbeit gefahren sein. Laut Staatsanwaltschaft kam es zwischen dem Angeklagten und seinem Chef zum Streit. Der Arbeiter soll einen Eimer Farbe umgestoßen haben, woraufhin sein Chef ihn geohrfeigt haben soll. Der damals 24-Jährige soll ausgerastet sein, sich einen länglichen Gegenstand gegriffen und auf den Schädel des Mannes eingeschlagen haben. Der 54-Jährige starb an den Kopfverletzungen. Der Täter soll anschließend die Spuren verwischt haben: Er ließ laut der Anklage das Tatwerkzeug verschwinden und stopfte seine Kleidung zuhause in die Waschmaschine. Am Nachmittag soll er gemeinsam mit einigen Landsleuten nach Stuttgart gefahren sein, und sich dort in einen Reisebus nach Polen gesetzt haben.

Nachbarn beobachten zwei Komplizen

Die vergangenen zwölf Jahre hat der Mann nach eigenen Angaben mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in der Ukraine gelebt. Vergangenen Sommer wollte der ungelernte Arbeiter nach Polen reisen, um Arbeit zu suchen. Nachdem er festgenommen worden war, haben ihn die polnischen Behörden im September 2011 nach Deutschland überstellt, wo er jetzt in Untersuchungshaft ist. Zu den Vorwürfen äußerte sich der Angeklagte nicht.

Nachbarn hatten im Dezember 2000 den leblosen Körper des Mannes im Keller des Wohnhauses in Schmiden, in dem auch das Malergeschäft war, gefunden. Die Leiche wies schwere Kopfverletzungen auf, die nachweislich Todesursache waren. Eine Ermittlungsgruppe aus 13 Kriminalbeamten wurde gebildet. Bei ihren ersten Recherchen in der Wohnung des Getöteten und in der Nachbarschaft stieß die Polizei rasch auf eine heiße Spur: Drei Männer ukrainischer Abstammung waren von Zeugen am fraglichen Morgen in der Nähe des Tatortes gesehen worden. Die Polizei fand heraus, dass die drei Männer im Alter von 46, 25 und 24 Jahren bei dem Mordopfer illegal beschäftigt gewesen waren. Allerdings blieben die Drei von da an verschwunden.

Aktenzeichen XY fahndet mit

Im Juni 2001 wurde der Fall in der Sendung „Aktenzeichen: XY... ungelöst“ – damals noch mit Eduard Zimmermann – aufgegriffen. Im Anschluss gingen im Münchner ZDF-Studio sowie beim Polizeirevier Fellbach und bei der Polizeidirektion Waiblingen 25 Anrufe ein, überwiegend aus dem Großraum Stuttgart. Doch auch der Fernsehaufruf führte nicht weiter. Auch für die 9. Schwurgerichtskammer am Landgericht wird es schwierig werden, dem Angeklagten die zwölf Jahre zurückliegende Tat nachzuweisen, zumal seine beiden mutmaßlichen Komplizen von damals weiterhin verschwunden sind. Zahlreiche Zeugen hat das Gericht geladen, vier weitere Verhandlungstage sind angesetzt.