Die Stadtwerke Fellbach und Schorndorf haben in ein Lidar-Windmessgerät investiert. Das erfasst die Windgeschwindigkeit mit Laserstrahlen und hat viele Vorteile gegenüber den üblichen Messmasten.

Fellbach/Schorndorf - Reichlich unspektakulär kommt das Lidar-Windmessgerät auf den ersten Blick daher. In dem weißen Anhänger könnte auch das Spülmobil für eine Hocketse untergebracht sein – wenn da nicht die Antenne auf dem Dach und die Solarmodule an der Seitenwand wären. Doch im Inneren gut verborgen befindet sich neueste Technik. Weltweit gibt es gerade einmal 350 dieser Windmessgeräte, „meines Wissens gibt es nicht viele Stadtwerke, die ein solches System besitzen“, sagt Thomas Mahlbacher, der Hauptgeschäftsführer der Stadtwerke Fellbach. Konkret ist es die Energiedienstleistungen Remstal GmbH (EDR), eine Tochter der Stadtwerke Schorndorf und Fellbach, die das Gerät für 180 000 Euro angeschafft hat.

 

Eine Investition, die sich in den Augen von Gerhard Ammon mehr als lohnt: „Das Lidar-System ist viel kompakter und mobiler als ein Windmessmast, wir brauchen keine Baugenehmigung, wir müssen keinen Wald dafür roden, es sind keine Abspannseile nötig, und wir können das Gerät an verschiedenen Standorten in nahezu jedem Gelände und bei nahezu jedem Wetter aufstellen“, erläuterte der Geschäftsführer der Fellbacher Stadtwerke am Mittwoch in Schorndorf. Zudem machen Fotovoltaikzellen sowie eine Brennstoffzelle den Anhänger energieautark.

Da ist es kein großes Wunder, dass sich bereits auch andere Stadtwerke für das mobile Messgerät interessieren und es gerne mieten möchten. Allerdings werden sie sich etwas gedulden müssen: Zunächst soll das Gerät vier Wochen lang neben einem bestehenden Messmast stehen, um die Daten vergleichen zu können. Das sei nämlich der einzige Wermutstropfen: „Das Gerät ist noch nicht zertifiziert. Wenn es aber um die Finanzierung von Windanlagen geht, dann wollen Banken ein Windgutachten. Und für ein solches könnten wir die Werte des Messgeräts nicht verwenden“, sagt Andreas Seufer, der Geschäftsführer der Stadtwerke Schorndorf.

Doch um herauszufinden, wie es mit dem Wind am potenziellen Standort bei Unterberken aussieht, dafür ist Lidar bestens geeignet. Voraussichtlich Anfang Dezember soll der Anhänger auf dem so genannten Windvorranggebiet GP-03 abgestellt werden.

Im Grunde funktioniert das gute Stück wie die Geschwindigkeitsmessung der Polizei. Das Gerät sendet Laserstrahlen, die von winzigen Teilchen in der Luft reflektiert werden. Über die Veränderung der Wellen kann herausgefunden werden, mit welcher Geschwindigkeit die Teilchen unterwegs sind. Da mehrere Strahlen gesendet werden, kann nicht nur die Stärke, sondern auch die Richtung des Windes gemessen werden. Zudem kann die Windgeschwindigkeit in Höhen bis zu 200 Meter erfasst werden – ein Mast schafft nur Höhen bis etwa 100 Meter. Wenn die Messungen bei Unterberken abgeschlossen sind, soll das Gerät dann auch an anderen Standorten rund um Schorndorf zum Einsatz kommen.


Kooperation
Die Stadtwerke Fellbach, Schorndorf, Tübingen sowie die Energieversorgung Filstal haben sich im September gemeinsam für den möglichen Windanlagenstandort „GP-03“ zwischen Unterberken, Adelberg, Uhingen und Wangen beworben. Wer zum Zug kommt, darüber entscheidet der Landesbetrieb ForstBW.

Pläne
Auf der 56 Hektar großen Fläche planen die beteiligten Partner sechs Windräder. Die Nabenhöhe würde 140 Meter betragen. Mit dem gewonnenen Strom könnten etwa 10 000 Haushalte versorgt werden. Vorteil des Standorts ist unter anderem, dass es sich um ein ehemaliges Bundeswehrdepot handelt, das teilweise bereits gerodet ist.

Standorte
Die Stadtwerke Fellbach und Schorndorf möchten sich darüber hinaus auch um weitere Standorte rund um Schorndorf bemühen, wie den Goldboden bei Winterbach. Zum einen, sind diese mit den Bürgern abgestimmt, zum anderen ist es den Energieversorgern wichtig, sich in der Region zu engagieren.