Früher mussten Autofahrer und Fußgänger am Fellbacher Bahnhof noch an der Schranke warten, bis der Zug vorbei war. Mittlerweile gibt es dort viele Bürokomplexe, wie unsere Luftbilder-Serie zeigt.

Fellbach - Heutzutage wird die Gegend um den Bahnhof gerne als das „Herz von Fellbach“ bezeichnet – eine nachvollziehbare Einschätzung mit Blick auf die Gesamtstadt angesichts der Eingemeindungen von Schmiden und Oeffingen Anfang der 1970er-Jahre.

 

Vor 50 Jahren befand sich der Bahnhof allerdings eher am nördlichen Rande Fellbachs. Der Blick aus der Vogelperspektive offenbart: Auf der Nordseite jenseits der Gleise an der Schaflandstraße ist von den heutigen imposanten Bürogebäuden, etwa der Versicherung SDK oder der Immobilienfirma Wohninvest, noch überhaupt nichts zu sehen. Stattdessen befinden sich dort Äcker und Felder und die länglichen Dächer der Gewächshäuser.

Ganz links auf dem Luftbild von 1955 ist jener Steg identifizierbar, der die aus Stuttgart am Bahnhof ankommenden Arbeiter auf schnellem Weg über die Gleise zur Druckgießerei Mahle führte. Im Backsteinbau residiert mittlerweile die Zentrale der Rauschenberger Eventgastronomie.

Ebenfalls gerade noch so zu erkennen ist das direkt unter der Gleisbrücke befindliche Fellbacher Stellwerk, dessen späteren Abriss man heutzutage allein aus optischen Gründen sehr bedauern darf.

Auf der Südseite des Gleiskörpers steht der Fellbacher Bahnhof – bis heute. Seinerzeit war von schnellen S-Bahnen freilich keine Spur, stattdessen waren eher „Bummelzüge“ unterwegs.

Nicht mehr vorhanden ist allerdings der links daneben liegende Güterbahnhof. Einst 1925 fertig geworden, wurde er 2012 dem Erdboden gleich gemacht. Etwa an dieser Stelle errichtet die Kreisbaugruppe Rems-Murr derzeit im Auftrag der Stadt Fellbach ein neues Wohn- und Dienstleistungsgebäude, in dem die Außenstelle Fellbach der Volkshochschule Unteres Remstal Unterschlupf findet.

Das längliche Dach am Bahnhof ist auf dem Bild von 1955 natürlich nicht zu finden

Keine Spur ist auf dem Bild von 1955 natürlich von dem länglichen Dach der Bushaltestelle direkt vor dem Bahnhof. Der an einen riesigen Düsenjetflügel erinnernde Regenschutz mit den Ausmaßen 70 auf elf Meter steht schließlich erst seit 2007.

Wer 1955 von Schmiden aus in Richtung Bahnhof möchte, durchquert die Fellbacher Straße. Auf beiden Seiten stehen bereits Häuser – die meisten bis heute. Ein Leser (48) erinnerte sich kürzlich beim Besuch unserer Redaktion, wie er als Kind zusammen mit einem Freund, dessen Eltern in eben einem jener Häuser wohnten, auf der dahinter liegenden Wiese Brombeeren gepflückt hat. Rechts daneben ist auf der nordöstlichen Seite die Firma Bauknecht zu erkennen – wo heute das Bauknecht-Forum zu finden ist mit der Kolping-Akademie oder der Swiss International School.

Die Einweihung des Bahnübergangs fand im Jahr 1959 statt

Weiter in Richtung Süden geht’s im Jahr 1955 topfeben auf den beschrankten Bahnübergang zu – auch das ist auf dem Luftbild recht gut erkennbar. Der Übergang war seinerzeit ebenerdig, der Wächter im Bahnwärterhäuschen musste fleißig kurbeln, wenn die Lok vom Bahnhof aus in Richtung Remstal loszuckelte und die Schranken geschlossen wurden. Auf Dauer war diese Unterbrechung der Fußgänger- und Autoströme nicht hinnehmbar. Schon kurz nach der Fotoaufnahme von 1955 rückten die Bauarbeiter an. Die Fahrbahn wurde um geschätzt fünf Meter abgesenkt – die Einweihung erfolgte am 15. Mai 1959, wie es in den Erläuterungen zu jenen Fotos heißt, die Eberhard Schmolze unserer Redaktion im Jahr 2005 zur Verfügung gestellt hat.